Wegen russischer Flugzeuge 2014: Nato-Abfangjäger mussten schon 400 Mal aufsteigen

Ämari · Erinnerungen an den Kalten Krieg werden wach: Kampfflugzeuge der Nato sind nach Angaben der Allianz in diesem Jahr bereits 400 Mal aufgestiegen, weil die russische Luftwaffe ihre Aktivitäten im Luftraum rund um Europa verstärkt hat.

 Nato-Abfangjäger fliegen während eines Manövers über Litauen.

Nato-Abfangjäger fliegen während eines Manövers über Litauen.

Foto: ap

Dies bedeute einen Anstieg von 50 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr, sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag bei einem Besuch im estnischen Ämari. Die Flüge seien ein Risiko für den zivilen Luftverkehr, da die russischen Piloten weder ihre Transponder zur Ortung anschalteten noch mit den Flugsicherheitsbehörden sprächen.

"Dieses Vorgehen ist riskant und ungerechtfertigt, daher bleibt die Nato wachsam", sagte Stoltenberg vor amerikanischen, deutschen und estnischen Soldaten, die in Ämari derzeit auf einem erweiterten und modernisierten früheren sowjetischen Militärstützpunkt Dienst tun. "Wir sind hier, und wir sind bereit, all unsere Verbündeten gegen jegliche Bedrohung zu verteidigen." Die meisten Flüge hätten sich dem Nato-Luftraum genähert, es gebe aber nur eine sehr begrenzte Zahl von Verletzungen des Luftraums der westlichen Militärallianz. "Das ist ein Verhaltensmuster, das wir viele Jahre lang nicht beobachtet haben und das uns an die sowjetischen Flugaktivitäten zu Zeiten des Kalten Krieges erinnert", kritisierte Stoltenberg.

Angesichts der Ukraine-Krise verstärkt die Bundeswehr seit Anfang September mit bis zu sechs Kampfjets von Ämari aus die Luftraumüberwachung über dem Baltikum. Die Entsendung der Eurofighter und 170 Soldaten als Besatzung und Wartungspersonal bis Ende des Jahres ist Teil eines Maßnahmenpakets, das die Nato als Reaktion auf die Ukraine-Krise beschlossen hat. Dazu zählt unter anderem die verstärkte Überwachung des Luftraums über dem Baltikum, das an Russland grenzt. Die baltischen Staaten, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion der Nato beitraten, haben keine eigenen Kampfjets. Daher übernehmen die Verbündeten seit der Osterweiterung der Allianz 2004 die Sicherung des Luftraums über Litauen, Lettland und Estland.

Aufgabe der Nato-Kampfjets ist es, fremde Flugzeuge, die in den Luftraum der Allianz eindringen, zu identifizieren und notfalls zur Landung zu zwingen. Neben Deutschland beteiligen sich an dem Einsatz derzeit nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums Portugal, Kanada und die Niederlande. Die deutsche Luftwaffe schickt insgesamt zum sechsten Mal Jets.

(REU)
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