Nach den Wahlen im Mai 2012 stand Griechenland vor ungewissen Tagen. Die Etablierten brachen ein, radikale Parteien feierten den Einzug ins Parlament. Die Parteienlandschaft im Überblick.

Nea Demokratia: Die Konservativen unter Antonis Samaras wurden mit fast 20 Prozent stärkste Partei. Unterm Strich dennoch ein Debakel. Sie verloren 13 Prozentpunkte. Samaras schmiedete mit Mühe eine Regierungskoalition mit den anderen Wahlverlierern, der sozialistischen Pasok.

Pasok: Die Sozialisten unter Evengelos Venizelos erlebten einen Niedergang ohnegleichen. Von 2009 bis 2011 an der Regierung waren sie an der Macht und verantworteten aus Sicht der Wähler die harten Sparprogramme. Die Quittung: Ein Absturz von 43,9 auf 13,2 Prozent.

Syriza: Das radikale Linksbündnis ist so etwas wie der Gewinner einer Wahl, bei der er es nur Verlierer gab. Vorsitzender Alexis Tsipras ist mit 38 Jahren der jüngste Parteichef Griechenlands. Er will die Rettungspakete aufkündigen, einen Großteil der Schulden abschreiben, die Banken verstaatlichen und die zuletzt drastisch gekürzten Renten und Gehälter wieder erhöhen. Die Mitgliedschaft Griechenlands in der Europäischen Union und der Eurozone stellt Tsipras allerdings nicht infrage.

Unabhängige Griechen: Gerade erst gegründet feiert die rechtspopulistische Partei mit 10,6 Prozent der Stimmen sofort den Einzug ins Parlament. Im Wahlkampf ging Parteichef Panos Kammenos mit antideutschen Parolen auf Stimmenfang. Seine Reden würzt er gerne auch mit Verschwörungstheorien über Freimaurer, die Griechenland "auslöschen" wollten.

Politiker, die die Rettungspakete und die damit verbundenen Reformen unterstützen, bezeichnet er als Verräter. Dennoch versteht Kammenos seine Partei als proeuropäisch. Sie wird als mögliche Regierungspartei einer Koalition gehandelt.

Die Kommunisten: Die strammen Kommunisten um ihre 67-jährige Chefin Aleka Papariga schlossen bereits vor der Wahl die Zusammenarbeit mit allen anderen Parteien des Landes aus. Papariga will aus der EU und der Eurozone aussteigen sowie alle Schulden des Landes einseitig abschreiben. Sie holten bis zu 8,5 Prozent der Stimmen.

Die Kommunistische Partei wurde 1918 gegründet und ist damit der älteste politische Verband des Landes. Als erste Frau wurde Papariga 1991 an die Spitze der Partei gewählt.

Die Neo-Faschisten: Die offen rechtsextreme Partei Griechenlands nennt sich "Goldene Morgenröte." Ihr Parteizeichen erinnert an das nationalsozialistische Hakenkreuz. Die Hymne der Bewegung greift mit "Blut und Ehre" das Motto der Hitlerjugend auf. Ihr Vorsitzender, Nikolaos Michaloliakos, machte vor allem mit fremdenfeindlichen Parolen Wahlkampf. Die griechischen Medien boykottierten die Partei. Dennoch holte sie sieben Prozent der Stimmen.

Die Goldene Morgendämmerung lehnt die Reformzusagen aus den Rettungspaketen ab und plant die einseitige Abschreibung der griechischen Schulden. Die Partei will zudem das von einer griechischen Minderheit bewohnte Südalbanien "befreien und in das Vaterland eingliedern". Das Wahlrecht und die Erlaubnis zum Landbesitz sollen nach den Vorstellungen der Rechtsextremisten nur jenen gewährt werden, "die Griechen qua Geburt und Gewissen sind".

Die Demokratische Linke: Der Anwalt Fotis Kouvelis führt die gemäßigtste der drei linksgerichteten Parteien. Auch er könnte eine Koalition mit der Nea Demokratia und der Pasok eingehen. Der Mann hat Regierungserfahrung: 1989 war Kouvelis drei Monate lang Justizminister.

Der heute 63-Jährige verließ 2010 die Linke Koalition, um eine stärker proeuropäische ausgerichtete Partei zu gründen, die entschieden für einen Verbleib Griechenland in EU und Eurozone eintritt.