Myanmar 20.000 protestieren gegen Militärjunta

Rangun (RPO). 10.000 buddhistische Mönchen haben am Sonntag gegen die Herrschaft der Militärjunta in Myanmar protestiert. Es war die größte Demonstration in dem Land seit fast 20 Jahren. Die Militärs hielten sich bislang zurück. Die staatlichen Medien verschweigen die Proteste.

Protest der Mönche
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Foto: AFP

Rund 10.000 Mönche zogen von der Shwedagon-Pagode, dem nationalen Heiligtum der myanmarischen Buddhisten durch die Hauptstadt Rangun. Sie wurden geschützt von weiteren 10.000 Menschen, die entlang der Route einen Ring um sie bildeten. Die Mönche bekundeten ihre Unterstützung für die unter Hausarrest stehende Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi.

Die Mönche und ihre Anhänger demonstrierten damit bereits den sechsten Tag in Folge gegen die regierende Militärjunta. Die Polizei ließ am Samstag überraschend eine Gruppe von mehr als 500 Mönchen am Anwesen von Suu Kyi vorbeiziehen. Die Menge hielt vor dem Haus inne und betete. Anschließend zogen die Mönche nach Angaben eines Augenzeugen weiter. Einer von ihnen sagte später, Suu Kyi sei ans Tor ihres Anwesens gekommen und habe die Menge begrüßt. Bis dahin war die Oppositionsführerin vier Jahre lang nicht in der Öffentlichkeit zu sehen gewesen. Am Sonntag wurden keine Mönche zum Haus von Suu Kyi vorgelassen.

Die Behörden ließen die Teilnehmer der Protestaktion unbehelligt durch die Straßen ziehen. Allerdings folgten Polizisten in ziviler Kleidung dem Marsch, bewaffnete Männer waren an Straßenecken entlang der Route postiert. Die Länder der Südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN forderte die Militärregierung auf, nicht hart gegen die Demonstranten vorzugehen. Die Lage dürfe nicht eskalieren, sagte der ASEAN-Generalsekretär Ong Keng Yong am Sonntag der Nachrichtenagentur AP.

Die staatlichen Zeitungen in Myanmar berichteten am Sonntag nicht über die Protestwelle. Die Kundgebungen der buddhistischen Mönche wurden in den Blättern verschwiegen. Stattdessen war dort zu lesen, dass der Führer des Militärregimes, General Than Shwe, Saudi-Arabien zum Nationalfeiertag Glückwunsche übermittelte. Auch die Überschwemmungen in Myanmar waren ein Thema.

Die Protestbewegung begann am 19. August mit einer Demonstration gegen eine Erhöhung der Benzinpreise. Mit den Protestmärschen der Mönche, die in der traditionellenm myanmarischen Gesellschaft große Hochachtung genießen, gewann die Bewegung in der vergangenen Woche zusätzliche Brisanz. Beobachter sprechen von der größten Herausforderung für das Militärregime seit der gewaltsamen Unterdrückung von Studentenprotesten im Dezember 1996. Die bislang größten Kundgebungen gegen die Junta gab es 1988.

Öffentlichkeit zur Mithilfe aufgerufen

Erstmals rief ein Zusammenschluss der Mönche auch die Öffentlichkeit auf, sich an dem Protest zu beteiligen. Der Despotismus führe zur Verarmung der Menschen, heißt es in einem am Samstag bekanntgewordenen Aufruf. Um das "üble Regime" für immer zu vertreiben, müsse die Bevölkerung gemeinsam mit dem Klerus vorgehen.

Die Regierung hielt sich bislang zurück, da ein gewaltsames Vorgehen gegen die Mönche in dem buddhistischen Land zu einem Aufschrei der Empörung führen würde. Mit Verhaftungen und Einschüchterungen war es der Junta im August zunächst gelungen, den Protest zu begrenzen, als die Mönche sich noch nicht beteiligten.

Die rund 500.000 Mönche in Myanmar sind eine moralische Autorität in dem Land. Sie hätten sich mit ihrem unbewaffneten Protest mehr Freiheiten verschafft, sagte der Birma-Experte Josef Silverstein. "Dies könnte die Menschen ermutigen, mehr Widerstand zu leisten."

(afp)
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