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Minister besucht Panzerbataillon Der Leoparden-Dompteur

Augustdorf · Das Panzerbataillon 203 in Augustdorf hat 19 einsatzfähige Kampffahrzeuge. Die Nachricht, dass es alle abgeben muss, überbrachte Verteidigungsminister Boris Pistorius persönlich.

Augustdorf: Verteidigungsminister Boris Pistorius Leopard 2A6 bei Truppenbesuch​
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Verteidigungsminister Pistorius fährt mit Leopard 2A6 bei Truppenbesuch

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Foto: dpa/Federico Gambarini

Auf der Schießbahn Bravo steht der Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt an diesem verregneten ersten Februartag und verzieht keine Miene, als ein Panzer des Typs Leopard 2 A6 mit knapp 70 Stundenkilometern auf ihn zu brettert. Er weiß offenbar, dass das 64 Tonnen schwere Gerät recht abrupt bremsen kann und keine echte Munition geladen hat, andernfalls wäre seine Gelassenheit beängstigend. Boris Pistorius hat wohl relativ schnell begriffen, wie die Bundeswehr funktioniert.

Es ist viertel nach zwei an diesem Mittwoch, als der Bundesverteidigungsminister auf dem Truppenübungsplatz der Generalfeldmarschall-Rommel-Kaserne in Augustdorf bei Detmold aus seinem Hubschrauber steigt. Zwei Gründe hat er für seinen Ausflug: Pistorius will sehen, dass der Leopard 2 A6, den Deutschland in die Ukraine liefert, wirklich so gut ist. Und er muss den Soldaten des Panzerbataillons 203 eine schlechte Nachricht überbringen.

Das ist Verteidigungsminister Boris Pistorius​ - Vita in Bildern
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Das ist Boris Pistorius

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Foto: dpa/Moritz Frankenberg

Für den ersten Punkt hat er sich auf der Schießbahn Bravo platziert, wo er die „dynamische Fähigkeitsdarstellung“ der Panzer verfolgt. Pistorius erfährt in seiner olivgrünen Jacke, dass sich der Turm um 360 Grad drehen lässt, dass die Besatzung aus vier Soldaten besteht, dass der Leopard meterhohe Nebelwände erzeugen kann, um den Gegner zu verwirren, dass er durch vier Meter tiefes Wasser fahren kann und, dass die Hauptwaffe eine 120-Milimeter-Glattrohrkanone ist.

Zwei Leopard-Panzer führt das Bataillon 203 dem Chef vor. Sie drehen sich, fahren nach links, nach rechts, nach vorne und nach hinten, schießen mit der Waffe und mit der Glattrohrkanone. Als Pistorius selbst auf einen der Kampfpanzer steigt, sagt eine Soldatin, die am Rand steht, anerkennend: „Gar nicht so leicht, da hochzukommen.“

Die „dynamische Fähigkeitsdarstellung“ der Leoparden endet mit dem Schlachtruf des Panzerbataillons 203: „Panzer hurra, hacke tau.“ „Schlag zu“, heißt der zweite Teil des Ausrufs. Genau das sollen sie auch, die Panzer, aber nicht mehr auf der Schießbahn Bravo, sondern gut 1500 Kilometer östlich, in der Ukraine. Und damit zum zweiten Grund für den Besuch. Das Panzerbataillon 203 verfügt über gut 750 Soldatinnen und Soldaten. Die große Mehrheit von ihnen, 550, ist seit August in Litauen, wo sie den Nato-Verband an der Nordostflanke verstärkt. Mit im Gepäck: zehn Leopard-2-A6-Panzer. In Augustdorf übrig sind gut 200 Soldaten und 24 Leopard-Panzer, 19 davon sind einsatzfähig. Und alle 19 müssen die Soldaten nun abgeben.

Als Pistorius sich mit den Soldaten trifft, sagt er ihnen, er sei auch gekommen, damit sie davon nicht aus den Medien erfahren, sondern vom Minister persönlich. Der russische Angriffskrieg erreiche alle, auch die Bundeswehr, und jetzt besonders das Panzerbataillon 203. „Das ist ein herber Schlag für Sie“, sagt Pistorius. Es sei unausweichlich, die Ukraine brauche Hilfe. „Wir schwächen uns, aber wir stärken die Ukraine“, sagt er.

Die zwei Panzer von der Schießbahn Bravo kommen auch in die Ukraine. Sie waren, sagt eine Soldatin, eigentlich schon für den Abtransport vorbereitet, gereinigt und gewartet, nun müssten sie nach dem Ministerbesuch noch mal ran. Übergeben werden die Kampfpanzer nämlich im Zustandscode A, also topgepflegt. Dann kommen die Panzer nun sehr kurzfristig, wie es heißt, nach Munster.

Dort werden ukrainische Soldaten an den Leopard-Panzern ausgebildet. Bei der Bundeswehr dauert das eigentlich ziemlich lange. Sechs Wochen für den Führerschein, drei Jahre für den Kommandeur, sechs Jahre für den Systeminstandsetzungsfeldwebel, der dafür sorgt, dass die Panzer auch laufen. Mehr als ein „Crashkurs“ wird es nicht werden in Munster, sagt ein Soldat. Der Minister spricht davon, dass die „wichtigsten Skills“ vermittelt würden.

Am Rande zeigt sich Pistorius von einem Unfall auf dem Truppenübungsplatz Gardelegen in Sachsen-Anhalt betroffen. Bei einem Zusammenstoß zweier Puma-Panzer haben sich zwölf Soldaten verletzt.

14 Leopard-Panzer hat die Regierung der Ukraine zugesichert, das Panzerbataillon 203 muss trotzdem alle einsatzfähigen 19 abgegeben. Fünf in Reserve, falls in der Zeit der Ausbildung etwas kaputtgeht. Von der Reserve hören die Soldaten hier zum ersten Mal, signalisieren sie, sie gingen bislang nur von 14 aus. Voll ausgestattet wäre das Bataillon mit 44 Panzern, diese Zahl sei aber noch nie erreicht worden.

Verteidigungsminister Boris Pistorius steht während einer Präsentation in Augustdorf im Turm eines Leopard 2A6.

Verteidigungsminister Boris Pistorius steht während einer Präsentation in Augustdorf im Turm eines Leopard 2A6.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Nun sind die Soldaten bald ein Panzerbataillon fast ohne Panzer. Sie finden die Entscheidung trotzdem richtig, sagen sie, aber Ersatz hätten sie ganz gern recht bald. Der Minister verspricht, er werde sich mit Nachdruck darum kümmern. „Woher das Geld dafür kommt, ist mir ehrlich gesagt egal“, sagt er.

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