Warschau Aufnahme von Flüchtlingen ist in Polen Privatsache

Warschau · Polen wird 60 christliche Flüchtlingsfamilien aus Syrien aufnehmen. Das kündigte Premierministerin Ewa Kopacz unlängst an. Finanzierung und Unterkunft stellt jedoch eine private Stiftung, die von einer syrischstämmigen Polin geleitet wird.

Diese Aufnahme gilt Kopacz freilich als ein Akt der "freiwilligen Solidarität". Polen stellt sich weiter gegen eine Quotenregelung bei der Flüchtlingsverteilung, wie sie von der EU-Kommission vorgeschlagen wurde. Demnach soll Polen 2659 Personen aufnehmen, die aus Afrika oder dem Nahen Osten über das Mittelmeer in das südliche Europa gelangt sind.

Die besagten Familien haben derzeit keinen Flüchtlingsstatus, da die Syrien umgrenzenden Länder keine fliehenden Menschen aus dem Kampfgebiet mehr aufnehmen. Die Betroffenen können jedoch aufgrund einer Einladung der polnischen Botschaften ausreisen.

In Polen gilt ansonsten ein recht strenges Asylgesetz. Während in Deutschland im vergangenen Jahr 33 310 Personen den Flüchtlingsstatus zuerkannt erhielten, waren dies in Polen gerade einmal 740 Personen, die hauptsächlich aus den russischen Kaukasus-Republiken kamen.

Den Ausschlag für die Aufnahme der syrischen Christen gab die Zusage von Präsident Bronislaw Komorowski, der mit der Regierungspartei "Bürgerplattform" (PO) verbunden ist. Als Komorowski in einem TV-Duell während des Wahlkampfs gegen seinen national-konservativen Herausforderer Andrzej Duda mit dem Schicksal der Syrer konfrontiert wurde, stimmte er spontan deren Aufnahme zu.

Der national-konservative Duda, der die Wahl Ende Mai gewann, wurde durch die katholische Kirche unterstützt. Mit Blick auf die Parlamentswahlen im Herbst ist die liberal-konservative "Bürgerplattform" bemüht, das Wohlwollen des Episkopats zurückzugewinnen. Wohl auch darum erklärte die Premierministerin, als "christliches Land" müsse Polen schnell reagieren.

(RP)
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