Auch Syriens Armee für Waffenruhe

Damaskus (dpa) Zum wichtigsten islamischen Fest sollen in Syrien die Waffen ab heute für vier Tage schweigen. Die syrische Armee stimmte gestern der vom UN-Sicherheitsrat unterstützten Waffenruhe zu. Sie soll heute früh mit Beginn des Opferfestes Eid al Adha in Kraft treten. Die bewaffnete Opposition hatte sich bereits zuvor mit dem Vorschlag des UN-Vermittlers Lakhdar Brahimi einverstanden erklärt, über die Feiertage das Töten einzustellen.

Beobachter sind allerdings skeptisch, ob die Feuerpause auch tatsächlich Bestand hat. Nach langem Zögern teilte die syrische Armeeführung gestern Abend in einer vom Staatsfernsehen übertragenen Erklärung mit, sie werde die Waffenruhe mittragen. Einschränkend fügte sie aber hinzu, man wolle auf Verstöße gegen die Feuerpause reagieren können. Als weitere Gründe für militärisches Einschreiten nannte die Armee Aktivitäten von "Terroristen", die die Lage ausnutzten, um sich Waffen zu beschaffen. Auch falls Kämpfer aus Nachbarländern über die Grenze nach Syrien kommen sollten, müsse die Armee eingreifen.

Die oppositionelle Freie Syrische Armee sagte zu, sich an die Waffenruhe zu halten. Allerdings gelte das nur dann, wenn sich auch das Regime von Baschar al Assad mit Militärmaßnahmen zurückhalte, sagte der Rebellen-Oberst Kasim Saad Eddine.

UN-Vermittler Brahimi hofft, dass das vorläufige Ende der Gefechte den Beginn einer politischen Lösung markieren wird. Unterstützt wird er in seiner Initiative vom Weltsicherheitsrat. "Die Mitglieder des Sicherheitsrats rufen alle Beteiligten – besonders die syrische Regierung als die stärkere Seite – dazu auf, positiv auf die Initiative des Sondervermittlers zu reagieren", hieß es in einer in New York veröffentlichten Erklärung.

Radikale Islamisten halten jedoch wenig von der Initiative. Die Terrorgruppe Al-Nusra-Front hat bereits angekündigt, dass für sie eine Vereinbarung mit dem Assad-Regime nicht gelte. Die Gruppe hatte sich bereits mehrmals zu Bombenanschlägen bekannt.

Kurz vor der geplanten Waffenruhe lieferten sich Regierungstruppen und Rebellen heftige Gefechte. Aktivisten meldeten mehr als 100 Tote. Sowohl die staatliche Nachrichtenagentur Sana als auch Oppositionelle berichteten über Kämpfe im Großraum Damaskus, in Aleppo und Idlib.

Im Umland von Damaskus wurde die Leiche eines Priesters gefunden, der sechs Tage zuvor von Unbekannten entführt worden war. Regimegegner und Anhänger Assads gaben der jeweils anderen Seite die Schuld am Tod des griechisch-orthodoxen Priesters Fadi al Haddad von der St.-Elias-Gemeinde in Katana. Angehörige der christlichen Minderheit in Syrien geraten im Bürgerkrieg zunehmend zwischen die Fronten.

(RP)
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