Bei Ausbleiben von Arbeitgeberangebot Auch DAG will streiken

Berlin (dpa). Nach der ÖTV hat jetzt auch die DAG mit Streiks gedroht, falls die öffentlichen Arbeitgeber an diesem Wochenende in Stuttgart kein Angebot vorlegen.

Der Verhandlungsführer der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG), Christian Zahn, sagte am Freitag im DeutschlandRadio Berlin, es könne nicht sein, dass nur die Arbeitnehmer der Privatwirtschaft von dem derzeitigen Konjunkturaufschwung profitierten. "Der Bundesinnenminister muss sich darüber im Klaren sein, dass wenn er diese Verhandlungstaktik beibehält, wir dieses nicht nur nicht mitmachen, sondern die Verhandlungen dann beenden", sagte Zahn wenige Stunden vor Beginn der dritten Tarifrunde im öffentlichen Dienst in Stuttgart.

Es gehe vor allem darum, wie die tarifliche Abkopplung der Arbeitnehmer in den neuen Bundesländern dauerhaft verhindert werden könne, sagte Zahn. "Es geht immerhin um die Frage, ob der Osten dauerhaft abgehängt wird oder ob wir gemeinsam eine Perspektive schaffen für eine Angleichung von Ost und West." Dies sei eine Grundsatzfrage, und Grundsatzfragen müsse man notfalls mit einem Arbeitskampf entscheiden.

Auf die Frage, ob die Forderung der Gewerkschaften in Höhe von fünf Prozent nicht Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst gefährde, wies Zahn daraufhin, dass die geforderten fünf Prozent Lohnerhöhung lediglich den Inflationsausgleich sowie den Produktivitätsfortschritt beinhalteten. "Wir haben in den vergangenen Rezessionsjahren jeweils deutlich unter der Privatwirtschaft abgeschlossen, das hat den öffentlichen Dienst überhaupt nicht gehindert, jedes Jahr 100 000 Arbeitsplätze abzubauen. Das hat überhaupt nichts mit Lohnfragen, sondern mit Strukturfragen und der Philosophie des schlanken Staates zu tun", sagte das DAG-Vorstandsmitglied.

Schulterschluss in Norddeutschland

Ein Jahr vor der geplanten Gründung der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di proben zwei Gewerkschaften bei den Tarifverhandlungen für den Groß- und Einzelhandel in Norddeutschland den Schulterschluss. Die DGB-Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen und die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft, die früher scharf konkurrierten, treten dort gemeinsam auf, lassen ihre Tarifkommissionen zusammen tagen und veröffentlichen gemeinsam Informationsblätter für die Mitglieder.

Die beiderseitigen Tarifforderungen sind identisch, wie HBV und DAG am Freitag in Hamburg mitteilten. "Damit sind wir einen riesigen Schritt weiter als andere Tarifgebiete", sagte HBV-Verhandlungsführer Hinrich Feddersen.

Am kommenden Montag beginnen Tarifverhandlungen für die 65.000 Beschäftigten im Hamburger Einzelhandel. Die beiden Gewerkschaften verlangen eine fünfprozentige Erhöhung der Tarifgehälter. Die regionalen Gewerkschaftsorganisationen sehen Norddeutschland als Vorreiter an. Bei den Verhandlungen in anderen Tarifgebieten sind die beiden Gewerkschaften noch wesentlich mehr voneinander entfernt. In der Vergangenheit hatten DAG und HBV jeweils getrennt verhandelt und oft unterschiedliche Forderungen gestellt.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort