Athener Volkszorn

Während Europas Finanzminister um die Rettung Griechenlands feilschen, steht das Land selbst vor einer Zerreißprobe. Gestern gingen erneut Zehntausende auf die Straße, um gegen das Sparprogramm zu demonstrieren. Ihr Zorn ist nachvollziehbar. Wieder mal muss der "kleine Mann" die Folgen einer Misswirtschaft ausbaden, die ihm schlechte Regierungen eingebrockt haben. Allerdings sind diese Regierungen nicht vom Himmel gefallen, sondern von einer Mehrheit des Volkes gewählt worden, die sich gerne das Blaue vom Himmel versprechen ließ. Das Sparpaket ist nötig. In einem Land, in dem ein Viertel der Beschäftigten im Staatsdienst ist, liegt noch viel im Argen. Zudem trifft der Volkszorn mit Ministerpräsident Giorgos Papandreou den Falschen. Papandreou war es, der den Statistik-Schwindel seiner Vorgänger aufdeckte, er erreichte internationale Milliarden-Hilfe für sein Land.

Wie schon jüngst in Portugal erweist sich auch in Griechenland der Sozialist als der bessere Patriot. Er kehrt die Scherben konservativer Misswirtschaft zusammen, auch wenn er dabei sein Amt zu verlieren droht. Viele Konservative (große Ausnahme: Wolfgang Schäuble) lassen Europa dagegen im Stich. Eine beschämende Entwicklung.

(RP)
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