Assad bestreitet Mord an Zivilisten

Damaskus (RP) Nach dem Massaker in der syrischen Ortschaft Tremseh haben sich UN-Beobachter am Wochenende vor Ort ein Bild von der Lage gemacht. Auf Blutlachen, Patronenhülsen, Mörser und Artillerie-Granaten seien die Inspektoren in der zentralsyrischen Ortschaft gestoßen, hieß es in einer Erklärung der Vereinten Nationen. Bei dem mutmaßlichen Massaker wurden am Donnerstag nach Einschätzung regimekritischer Aktivisten bis zu 200 Menschen getötet.

Viele der Häuser seien zerstört und teilweise abgebrannt worden, teilten die UN weiter mit. Über die vor Ort entdeckten Artilleriegeschosse und Granaten hätten nur die Streitkräfte von Präsident Baschar al Assad verfügen können. Eine Zahl der Toten nannten die Vereinten Nationen nicht. Beim Sturm auf Tremseh hatten die Soldaten nach Angaben der UN-Beobachter allerdings wohl vor allem Regimegegner im Visier. "Die Attacke richtete sich offenbar gegen bestimmte Gruppen und Gebäude vor allem von Armee-Deserteuren und Aktivisten", teilten die Blauhelme nach ihrer Inspektion mit.

Assads Regime bestritt den Einsatz schwerer Waffen in Tremseh. Die Offensive habe den bewaffneten Kämpfern gegolten, die das Dorf zuvor in ihre Gewalt gebracht hätten, sagte ein Sprecher des syrischen Außenministeriums. Die Armee habe in dem Dorf 37 Kämpfer getötet. Bei der Operation seien nur zwei Zivilisten gestorben.

Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan griff das Assad-Regime erneut scharf an. Das mutmaßliche Massaker komme versuchtem Völkermord gleich, erklärte er. Die Taten seien Beleg dafür, dass das Regime dem Untergang geweiht sei. Auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle warf Assad vor, einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung zu führen. Jetzt müsse der UN-Sicherheitsrat dem Regime endlich seine Grenzen aufzeigen, sagte Westerwelle der "Bild am Sonntag".

Eine UN-Resolution für ein schärferes Vorgehen gegen Assad wird allerdings von Russland blockiert. Sondervermittler Kofi Annan will nun Moskau besuchen, wo für morgen ein Treffen mit Präsident Wladimir Putin geplant ist. Der Iran bot sich als Vermittler an. Man sei bereit, "die syrische Opposition für Gespräche nach Teheran einzuladen, und auch dafür, Gespräche zwischen ihr und der Regierung vorzubereiten", sagte Außenminister Ali Akbar Salehi. Der Iran unterstütze Annans Friedensplan für Syrien, allerdings nur, wenn Assad an der Macht bleibe.

Aus Damaskus wurden gestern wieder heftige Gefechte gemeldet, die sich am Abend offenbar ausweiteten. Aktivisten meldeten zudem Razzien und Schüsse auf Regimegegner. Menschenrechtler berichteten, es seien landesweit mehr als 60 Menschen getötet worden.

(RP)
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