Ouagadougou Armeechef übernimmt die Macht in Burkina Faso

Ouagadougou · 27 Jahre nach seinem Putsch ist Burkina Fasos Präsident Blaise Compaoré zurückgetreten - unter dem Druck von Zehntausenden Demonstranten und der Armeeführung, die sich gestern auf die Seite der Protestbewegung stellte. Burkina Faso gehört zu den ärmsten Ländern der Erde: Während die Wirtschaft des Landes boomt, kommt beim Durchschnittsbürger davon nichts an. Beim UN-Entwicklungsindex landete das Land mit 17 Millionen Einwohnern auf dem weltweit siebtletzten Platz.

"Die Macht gehört jetzt dem Volk", erklärte Armeechef Honoré Traoré unter dem Jubel der Menge auf dem Platz der Nationen in der Hauptstadt Ouagadougou. Kurz darauf ernannte sich der Armeechef selbst zum Präsidenten. Viele Demonstranten hatten dies gefordert, weil sie der als korrupt verschrieenen politischen Klasse nicht trauen. In einer Erklärung, die im Staatsfernsehen verlesen wurde, wurden Neuwahlen binnen 90 Tagen angekündigt.

Compaoré selbst hatte Traoré am Donnerstag zum Chef einer Übergangsregierung ernannt. Prominente Oppositionspolitiker traten gemeinsam öffentlich mit Traoré auf - ein Zeichen, dass sie einem von ihm geführten Übergang womöglich zustimmen würden. Einer von ihnen, Roch Marc Kaboré, hatte am Morgen erklärt, über die Art der Übergangsregierung bis zu Neuwahlen müssten Politik und Gesellschaft gemeinsam nach Compaorés Rücktritt entscheiden.

Wo Ex-Präsident Compaoré sich nach der Erklärung aufhielt, war zunächst unklar. Berichte, dass er sich nach Ghana absetzen wollte, blieben unbestätigt.

(epd)
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