PersönlichCamila Vallejo . . . einst Studentin, jetzt im Parlament
Ihre studentischen Mitstreiter nennen sie "Comandante Camila", internationale Medien tauften sie gar eine "Jeanne d' Arc der Anden": Camila Vallejo (25) ist seit dem Frühjahr 2011 das bekannteste und wohl auch attraktivste Gesicht der chilenischen Studentenbewegung. Monatelang kämpften sie und ihre Kommilitonen für eine Bildungsreform, besetzten Hörsäle und Straßen, um gegen Studiengebühren zu protestieren. Die sind in dem südamerikanischen Staat im Verhältnis zum durchschnittlichen Einkommen exorbitant hoch — schuld ist die Privatisierung des Bildungssystems unter der Herrschaft des Diktators Augusto Pinochet. Für ein Ingenieursstudium sind schnell 30 000 Euro fällig. Chiles konservativen Präsidenten Sebastián Piñera beeindruckten die Proteste indes wenig bis gar nicht. So dauerte es dann auch nicht lange, bis die junge Mutter und selbst erklärte Kommunistin und ihre Gleichgesinnten erkannten, dass sie von außen das System kaum umkrempeln würden. "Wir müssen in das System, um es zu verändern", sagte Vallejo in einem Interview. Das ist ihr jetzt gelungen. In ihrer Heimat, dem Untere-Mittelklasse-Vorort La Florida im Süden der Haupstadt Santiago, holte sie bei der Parlamentswahl 43, 8 Prozent der Stimmen für die Mitte-links-Koalition "Nueva Mayoria" ("Neue Mehrheit") um Präsidentschaftskandidatin Michelle Bachelet. Damit zieht die Geografie-Studentin ins Parlament ein. Mit ihrem Rollenwechsel von der Rebellin zur Berufspolitikerin ändert sich auch ihre Sprache. Waren ihre Reden noch vor Kurzem voller Pathos — sie wetterte gegen "Staatsterrorismus" und "Folter"— , nutzt sie nun brave Wahlkampf-Floskeln wie "Wir müssen die Schulden der Menschen reduzieren". Alte Forderungen, verpackt in neue Worte. Wenn Michelle Bachelet am 15. Dezember die Stichwahl ums Präsidentenamt gewinnt, könnten sie Realität werden.