Reigen von Vorschlägen nach Entlassung GerstersRummel um Bundesagentur hält an
Frankfurt/Main (rpo). Auch nach der Entlassung von Florian Gerster kommt die Bundesagentur für Arbeit nicht zur Ruhe. Auf der einen Seite wird an allen Ecken und Enden nach einem passenden Nachfolger gesucht, während anderswo die Auflösung der Agentur gefordert wird. Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ludwig Stiegler verlangte im Fernsehsender n-tv: "In den Vorstand gehört eine Frau. Das war schon zu lange ein Drei-Mann-Gremium." Die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katrin Göring-Eckardt, lehnte im "Handelsblatt" (Dienstagausgabe) die Forderung der FDP nach Auflösung der Behörde ab, wie es vorher schon die SPD und Unionspolitiker getan hatten. Dezentral funktioniere es nicht besser, wie der geringe Erfolg der privaten Arbeitsvermittlung zeige, kommentierte Göring-Eckardt die Forderung von FDP-Chef Guido Westerwelle, die Bundesagentur solle aufgelöst und durch kleinere Einheiten ersetzt werden. Sie verlangte die rasche Bestellung eines Nachfolgers von Gerster, damit der Reformprozess bei der Agentur nicht gefährdet werde. Dabei sei nicht entscheidend, ob der Nachfolger aus der Wirtschaft komme, wie es Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) favorisiert. "Es muss vor allem eine Person sein, die sich in den Strukturen der Arbeitsverwaltung auskennt und Erfahrung hat mit der Führung einer Großorganisation wie der BA", sagte Göring-Eckardt. Stiegler sagte in n-tv, der künftige Chef der Agentur müsse "das Dienstleistungsgeschäft verstehen und die nötige Härte und Durchsetzungsfähigkeit mitbringen". Gerster sei zwar ein begabter Reformer, könne aber nicht auf Menschen zugehen. "Engelen-Kefer, die Inkarnation des Verbändestaates"Der Vorsitzende des BA-Hauptpersonalrats, Eberhard Einsiedler, sagte laut "Berliner Zeitung" (Dienstagausgabe), die Spitzenfunktion dürfe nicht mit Leuten besetzt werden, "die gerade ohne Job sind". Man brauche eine Person mit großer Sach- und Fachkompetenz. "Uns ist nicht gedient mit Politikern, die versorgt werden müssen, oder entsprechenden Managern. Es muss einer kommen, der viel Idealismus hat und die Mitarbeiter auch mitnehmen kann." Man brauche auch "keinen, der sagt 'Hoppla, hier komme ich, jetzt wird alles noch mal ganz anders gemacht'", erklärte Einsiedel. Die schwierige Reform der Agentur müsse gelingen, weil sonst die Gefahr bestehe, dass die Notwendigkeit ihres Fortbestehens überprüft werde. Der FDP-Arbeitsmarktexperte Dirk Niebel verlangte ein Ausscheiden der stellvertretenden DGB-Vorsitzenden Ursula Engelen-Kefer aus dem Verwaltungsrat der BA, dem sie vorsteht. Engelen-Kefer habe systematisch gegen Gerster gearbeitet, sagte Niebel dem "Hamburger Abendblatt". Es sei "eine Schande, dass mit Gerster eine Reformkraft gehen muss, während Engelen-Kefer, die Inkarnation des Verbändestaates, bleiben darf". Union will sich aus Nachfolger-Debatte heraushaltenDie Union will sich nicht in die Debatte über die Nachfolge des entlassenen Vorstandschefs der Bundesagentur für Arbeit (BA), Florian Gerster, einmischen. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Fraktion, Volker Kauder (CDU), sagte am Dienstag in Berlin, dies sei Sache der Regierung und des BA-Verwaltungsrates. Kauder mahnte zugleich, der Umbau der Behörde müsse weiter "zügig" vorangehen. Von der Bundesregierung verlangte der CDU-Politiker einen Bericht, wie weit die Umstrukturierung vorangekommen sei. Die BA müsse "näher bei den Menschen" sein als bisher.