1979 endete die über 2.500jährige iranische MonarchieVor 25 Jahren: Ajatollah Khomeini zurück im Iran
Düsseldorf (rpo). Er übernahm die Macht in einem der historisch ältesten Staatswesen der Welt, um die Menschen von der brutalen Selbstherrlichkeit des persischen Autokraten, Schah Mohammad Reza Pahlawi, zu befreien und sie unter der Autorität des Korans in einem islamischen Gottesstaat zu einen: die Rede ist von Ajatollah Khomenei, der am 1. Februar 1979, nach über zehn Jahren Exil in den Iran zurückkehrte und wie ein Heilsbringer empfangen wurde.Der Samen für den Untergang des Schah-Regimes wurde allerdings schon weit früher gelegt und sollte erst später, nach Jahrzehnten zunehmender Brutalität gegenüber der eigenen Bevölkerung, keimen. 1941 begann Mohammad Rezas politische Karriere, als sein Vater, Reza Schah I. abdanken musste. Erst 1925 waren die Pahlawis an die Macht gekommen, die ihrerseits die Dynastie der Qadscharen beendeten. Schon Mohammad Rezas Vater, der sich am Vorbild Attatürk orientierte, bemühte sich, das Land zu modernisieren und in einen Nationalstaat westlicher Prägung umzuwandeln. Das Bildungswesen wurde reformiert, Schulen säkularisiert, Universitäten gegründet und westliche Kleidung für Männer und Frauen eingeführt — ja, sogar der Schleier für Frauen wurde verboten. Zuckerbrot und Peitsche für das eigene VolkWährend des zweiten Weltkrieges unterstellten die Alliierten Reza Schah I. eine zu deutschfreundliche Haltung, weshalb er auf Druck der Besatzungsmächte Großbritannien und Sowjetunion zugunsten seines Sohnes abdanken musste. Zu ersten Spannungen kam es, als Mohammad Reza die Anglo-Iranian Oil Company verstaatlichen ließ und der darauffolgende Ölboykott das Land in eine Krise stürzte. 1953 musste der Schah sein Land verlassen, konnte aber mit Hilfe der USA in den Iran zurückkehren.Zunehmend verschärfte sich der Gegensatz zwischen der Monarchie auf der einen und dem eigenen Volk auf der anderen Seite. Jegliche Opposition wurde unterdrückt, das Parlament verlor seine Bedeutung, was der Bevölkerung aber dadurch versüßt wurde, dass das wirtschaftliche Leben einen Aufschwung verzeichnete. Die 60er Jahre waren gekennzeichnet durch eine Reihe sozialer und wirtschaftlicher Reformen, unter denen die 'Weiße Revolution' — eine Landreform verbunden mit einer Verbesserung des Erziehungssystems — eine Sonderstellung einnahm. Einer der Oppositionsführer, Ayatollah Khomenei, wurde 1964 wegen seiner politischen Aktivitäten aus dem Iran verbannt und musste im Irak Zuflucht suchen.Brutale Härte unterdrückt jede OppositionAuf dem Höhepunkt seiner Macht 1971 feierte Mohammad Reza prunkvoll das 2.500jährige Bestehen der persischen Monarchie und berief sich dabei auf seinen imaginären Vorgänger Kyros II., der im sechsten Jahrhundert vor Christus das erste Großreich der Geschichte gegründet hatte. Fast zeitgleich kam es im Iran und anderen islamischen Ländern zur sogenannten 'Islamischen Wiedergeburt', die als Massenbewegung die zunehmende Verwestlichung moslemischer Gesellschaften anprangerte und eine Rückbesinnung auf islamische Werte forderte.Das Schah-Regime reagierte auf die zunehmende Opposition mit brutaler Härte und brachte damit auch gemäßigte Gruppen, schließlich die gesamte Gesellschaft gegen sich auf. Parallel dazu entwickelte sich aus der islamischen Rückbesinnung auf Koran und islamische Traditionen eine Ideologie, die seit Mitte der 70er Jahre mit dem Begriff 'Fundamentalismus' gekennzeichnet wird. Es war vermutlich nur eine Frage der Zeit, dass sich das Volk gegen seinen brutalen Regenten erhob. Diese Zeit kam im Januar 1978, als Volksunruhen von nicht gekannter Heftigkeit begannen. Ayatollah Khomenei, der sich seiner Führungsrolle bewusst war und versuchte, vom Irak aus Einfluss auf die Unruhen zu gewinnen, musste auf Druck des Schahs den Irak verlassen und nach Frankreich übersiedeln.Massendemos und Tausende Tote zwingen das Regime in die KnieDie Brutalität der Repressionen vereinte religiöse und säkulare Opposition. 40 Tage nach dem Massaker an 50 Menschen in der Stadt Qom kam es im Februar 1978 erneut zu Massendemonstrationen in vielen Städten. In Tabriz kam es zum Aufstand, Gebäude wurden besetzt und Polizei und Armee brauchten zwei Tage, um die Stadt unter ihre Kontrolle zu bringen. Mehrere hundert Menschen kamen dabei ums Leben. Im 40-Tage-Rhythmus schritten die Demonstrationen voran. In immer mehr Städten wurde demonstriert und der Schah zeigte sich zu ersten Konzessionen bereit. Doch spätestens seit dem 'schwarzen Freitag', einem 8. September 1978, an dem der Schah in Teheran gegen eine halbe Million Demonstranten Panzer und Kampfhubschrauber einsetzte und fast 3.000 Tote zu beklagen waren, war jeglicher Dialog und Kompromiss undenkbar.Mittlerweile legte ein Generalstreik Verwaltung, Bankwesen und Industrieproduktion lahm, die Ölarbeiter schlossen sich dem Streik an, so dass zum Ende des Jahres das Regime außen- wie innenpolitisch völlig isoliert war. Die USA, die über Jahrzehnte an der Seite des Schahs gestanden hatten, wandten sich ab, so dass das Regime rasch zusammenbrach. Am 16. Januar 1979 verließ der Schah das Land und die führungslos gewordene Armee hatte dem Druck der Straße nichts mehr entgegenzustellen. Jetzt war die Stunde eines Mannes gekommen, der seit über einem Jahrzehnt auf den Sturz der Monarchie hingearbeitet hatte: Am 1. Februar 1979 landete Ajatollah Ruhollah Khomenei auf dem Teheraner Flughafen, zwei Wochen später dankte die letzte, vom Schah eingesetzte Regierung ab.