121 von 135 gültigen Stimmen erhaltenHuber zum EKD-Ratsvorsitzenden gewählt
Trier (rpo). Die 26,5 Millionen evangelischen Christen in Deutschland haben einen neuen Vorsitzenden. Der berlin-brandenburgische Bischof Wolfgang Huber wurde mit deutlicher Mehrheit zum neuen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt. Bei der Abstimmung am Mittwoch in Trier erhielt er 121 von 135 gültigen Stimmen; acht Delegierte enthielten sich, sechs stimmten gegen ihn. Führende Politiker und Kirchenmänner beglückwünschten den 61-Jährigen zu seiner Wahl und lobten seine Verdienste für die Ökumene. Zum Stellvertreter wurde der thüringische Landesbischof Christoph Kähler gewählt. Kähler wird StellvertreterDer 59 Jahre alte Eisenacher Kähler erhielt bei der Stellvertreter-Wahl 118 von 133 Stimmen, bei elf Enthaltungen und vier Nein-Stimmen. Mit Huber, Kähler und der Präses der EKD-Synode, Barbara Rinke, sind die Spitzenpositionen der Evangelischen Kirche mit Vertretern besetzt, die aus Ostdeutschland stammen oder dort zumindest ihren größten Wirkungskreis haben. "Ich bin bewegt und beeindruckt von der Klarheit des Votums", kommentierte der 61-Jährige das Wahlergebnis, das ihn für sechs Jahre auf den Posten des höchsten Repräsentanten der rund 26 Millionen Protestanten befördert. Er tritt die Nachfolge von Manfred Kock an, der im Alter von 67 Jahren in den Ruhestand geht. Huber dankte seinem Vorgänger und versprach Kontinuität. Rückzug aus dem EthikratIn Zeiten des Mitgliederschwundes dürfe sich die Kirche nicht auf sich selbst beziehen, "sondern den Menschen zuwenden, in deren Mitte wir leben", forderte Huber. Als Ratsvorsitzender wolle er sich weiter in die Politik einmischen, "nicht als politischer Akteur unter anderen, sondern um Gottes Willen für die Menschen". Das betreffe die anstehenden, notwendigen Sozialreformen ebenso wie die Debatte um die Bioethik. Er kündigte seinen Rückzug aus dem Nationalen Ethikrat an, dem er seit dessen Gründung im Jahr 2001 angehört, da sich das Amt des Ratsvorsitzenden nicht mit einer Rolle in der Kommission vertrage. Bundeskanzler Gerhard Schröder nannte den neuen EKD-Ratspräsidenten in seinem Glückwunschschreiben einen streitbaren Denker und leidenschaftlichen Prediger und würdigte, wie auch die CDU-Vorsitzende Angela Merkel, seine Verdienste um die Ökumene. Die CDU-Chefin erinnerte zugleich an wichtige Beiträge Hubers zur Bioethik-Debatte. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse zollte besonders Hubers sozialem Einsatz zu Gunsten gesellschaftlich Benachteiligter Respekt. Glückwünsche von allen SeitenKardinal Karl Lehmann, der Vorsitzende der Katholischen Bischofskonferenz, lobte die wache Sensibilität des "lieben Bruder Huber" in sozialen und politischen Gestaltungsfragen. Er zeigte sich überzeugt, "dass wir gemeinsam gut und zielbestimmt, offen und nüchtern auf dem ökumenischen Weg weiter gehen". Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Hans Joachim Meyer, dankte Huber für dessen "ganz wesentlichen Beitrag zum Gelingen des Ökumenischen Kirchentages in Berlin". Glückwünsche kamen auch von den Vorsitzenden der Grünen, Angelika Beer und Reinhard Bütikofer, dem FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle und Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD), der Huber als einen bewährten Bischof und beschlagenen Fachmann in politischen, wirtschaftlichen und ethischen Fragen würdigte.