Attentate gegen RichterIrak: Spanien zieht Diplomaten ab
Bagdad/Berlin/Washington(rpo). Spanien hat einen Teil seiner Diplomaten aus Bagdad abgezogen. Grund ist die Vielzahl der Anschläge in der irakischen Hauptstadt. Die Verlegung des Personals nach Jordanien sei eine "vorübergehende Maßnahme".Das sagte Außenministerin Ana Palacio am Dienstag. Im Irak werden inzwischen neben Besatzungssoldaten und Polizisten zunehmend auch Richter zur Zielscheibe. Innerhalb von drei Tagen starben mindestens sechs bekannte Juristen und Politiker durch Attentate. Der US-Kongress bewilligte unterdessen knapp 70 Milliarden Dollar für den Militäreinsatz im Irak und den Wiederaufbau des Landes. Vier Angehörige der spanischen Botschaft seien im Irak geblieben, sagte Palacio nach Rundfunkberichten am Rande des deutsch-spanischen Gipfeltreffens in Berlin. Die übrigen Diplomaten sollten möglichst bald zurückkehren, sobald dort die derzeitige "heikle Situation" im Irak überwunden sei. Die Diplomaten seien zu "Konsultationen" zurückgerufen worden, sagte Ministerpräsident José María Aznar, dessen Regierung die USA beim Krieg gegen den Irak von Anfang an unterstützt hatte. Derzeit sind rund 1300 spanische Soldaten im Irak. Rund 20 Zivilbeamte abberufenNach einem Bericht der Madrider Zeitung "El Mundo" hat Spanien rund 20 Zivilbeamte aus dem Irak abberufen. Dazu gehörten Angehörige der Botschaft und spanische Mitarbeiter der von den USA eingesetzten Zivilverwaltung im Irak. Vor kurzem hatten auch die Vereinten Nationen alle ausländischen Mitarbeiter aus Bagdad abgezogen. In der nordirakischen Stadt Mosul töteten Unbekannte am Dienstag den stellvertretenden Gerichtspräsidenten. Wie der arabische Fernsehsender El Dschasira unter Berufung auf Augenzeugen berichtete, erschossen die Attentäter den Juristen, als er am Morgen sein Haus verließ. In der schiitischen Pilgerstadt Nadschaf war Anfang der Woche der Vorsitzende des Berufungsgerichts entführt und später hingerichtet worden. Der Richter hatte eine Untersuchungskommission für Verbrechen von Mitgliedern der Baath-Partei unter dem Regime von Saddam Hussein gegründet. Der stellvertretende Vorsitzende des Gemeinderats von Bagdad starb ebenfalls bei einem Attentat. Sprengsatz gezündetBislang ist nicht klar, ob die jüngsten Attentate auf Richter und Politiker auf das Konto von Anhängern des alten Regimes gehen oder möglicherweise Rivalen dafür verantwortlich sind. In Bagdad töteten Unbekannte am Dienstag nach Angaben des US- Militärkommandos einen amerikanischen Soldaten, indem sie einen Sprengsatz neben seinem Fahrzeug zündeten. Zwei weitere Soldaten wurden bei der Explosion verwundet. Am Montag waren in der Nähe von Tikrit ein US-Soldat getötet und ein weiterer verletzt worden, als ihr Fahrzeug bei einer Patrouille auf eine Landmine fuhr. Zwei Tage nach dem Abschuss eines US-Hubschraubers im Irak lagen am Dienstag im rheinland-pfälzischen Militärhospital Landstuhl noch elf der Verletzten auf der Intensivstation. Die ersten drei bei dem Absturz verletzten Soldaten hätten nach der Behandlung inzwischen die Heimreise angetreten, sagte eine Sprecherin des US-Militärhospitals. Insgesamt waren bei dem Abschuss nahe Falludscha am Sonntag 16 US-Soldaten getötet worden. Zusätzliche Milliarden-AusgabenDer US-Kongress hat unterdessen zusätzlichen Milliarden-Ausgaben zur Sicherung und zum Wiederaufbau des Iraks zugestimmt und damit Präsident George W. Bush einen innenpolitischen Erfolg beschert. Nach zähem Ringen bewilligte der Senat am Montag (Ortszeit) insgesamt 87,5 Milliarden Dollar (76,4 Milliarden Euro), die zum Teil auch für den anhaltenden US-Einsatz in Afghanistan und Anti-Terror-Operationen im Ausland ausgegeben werden sollen. Es handelt sich um eines der umfassendsten Gesamtpakete für militärische Ausgaben und Auslandshilfen in der Geschichte der Vereinigten Staaten. 51 Milliarden Dollar des Gesamtpakets sind für den militärischen Einsatz im Irak vorgesehen, 18,6 Milliarden Dollar sollen für den Wiederaufbau des Landes verwendet werden. Der Senat hatte ursprünglich beschlossen, mindestens die Hälfte des Betrags nur in Form von Darlehen zu gewähren. Die Kongresskammer lenkte dann aber ein, nachdem Bush mit einem Veto gegen das Gesamtpaket gedroht hatte.