Verhandlung im VermittlungsausschussVorzeitige Steuersenkung: Union will im Bundesrat blocken
Berlin (rpo). Einige Unions-Länderfürsten symphatisieren zwar mit der vorzeitige Steuersenkung, dennoch: Die unionsregierten Länder wollen das Vorziehen der Steuerreform am Freitag erst einmal stoppen. "Kein Ministerpräsident der Union wird im Bundesrat für den rot-grünen Steuermurks stimmen", erklärte CDU-General Laurenz Meyer.CDU-Generalsekretär Meyer sagte dem Berliner "Tagesspiegel", er sehe den von Bundeskanzler Gerhard Schröder angebotenen Steuer-Gipfel mit Skepsis. "Für Show-Veranstaltungen stehen wir nicht zur Verfügung." Meyer fügte hinzu: "Wenn Schröder allerdings ein seriöses Finanzierungskonzept vorlegen sollte, werden wir uns Gesprächen nicht verschließen." CSU-Chef Edmund Stoiber sagte der "Welt am Sonntag": "Was an Finanzierungsvorschlägen für das Vorziehen der Steuerreform vorliegt, lehnen wir am Freitag im Bundesrat ab." Der baden-württembergische Ministerpräsident Erwin Teufel (CDU) erklärte: "Das Vorziehen der Steuerreform ist wichtig. Aber es muss seriös gemacht werden und nicht nur auf Pump." Bundesfinanzminister Hans Eichel forderte CDU und CSU auf, die Einladung des Kanzlers zum Steuergipfel anzunehmen und auf ein langwieriges Vermittlungsverfahren zu verzichten. Der Regierungschef von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck (SPD), plädierte am Sonntag für ein Auskoppeln der Steuer aus dem Reformpaket. In einem Interview mit "Bild am Sonntag" sagte Eichel, Deutschland brauche den Wachstumsimpuls der Steuerreformstufe 2005 schon jetzt. "Und darum sollten wir uns jetzt ganz schnell einigen, statt das Gezerre bis Ende des Jahres fortzusetzen." Ministerpräsident Beck nannte im ZDF als Voraussetzung für eine rasche Einigung: "Es muss klar sein, es wird nicht blockiert." Dann sehe er die "Chance, zwei Monate früher einen Konjunkturimpuls" zu geben. Über die Steuersenkung müsse dann nicht zusammen mit dem umfangreichen Reformpaket im Vermittlungsausschuss verhandelt werden. FDP kritisiert BlockadehaltungDer Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Wolfgang Gerhardt, forderte in "Bild am Sonntag" die Union eindringlich auf, dem Vorziehen der Steuersenkung zuzustimmen. "Wer hier auf Fundamentalopposition geht und auf keinen Cent höhere Schulden besteht, wird der Verantwortung für unser Land nicht gerecht. Es wäre ein fatales Zeichen, wenn die deutsche Politik es nicht einmal mehr schafft, die Steuersenkung durchzusetzen." Der Ministerpräsident von Thüringen, Dieter Althaus (CDU), plädierte in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" erneut für das Vorziehen. Bei der Gegenfinanzierung dürften aber keine Fehler begangen werden. "Wir dürfen den Menschen nicht aus der rechten Tasche nehmen, was wir ihnen in die linke hineinstecken." Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) sprach sich im selben Blatt gegen eine "Steuerreform auf Pump" aus. Die Bürger wüssten ganz genau: "Der süßen Droge schuldenfinanzierter Staatsprogramme folgt der Kater steigender Steuern und Abgaben." Schröder bedauert Unions-WeigerungBundeskanzler Gerhard Schröder hat die Weigerung der Union bedauert, an einem Steuergipfel teilzunehmen. Das seien "taktische parteipolitische Spielchen", die aufhören müssten, sagte Schröder am Sonntag in Hannover. Trotz der Ablehnung hoffe er, "dass wir es in der nächsten Woche hinbekommen, dass man sich an einem Tisch setzt und sagt: Da geht's lang." Die Vorsitzenden von CDU und CSU, Angela Merkel und Edmund Stoiber, hatten das Angebot des Kanzlers zurückgewiesen, sich ohne Vermittler über Steuersenkung zu einigen. Die Union lehnt Steuersenkung "auf Pump" ab. Schröder hielt dagegen, Rot-Grün habe ein Finanzierungskonzept mit weit reichendem Subventionsabbau beschlossen. Die Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) und Peer Steinbrück (SPD) hätten Ähnliches vorgeschlagen. "Man könnte jetzt beides nehmen und schauen, was man daraus verwirklicht." Doch das werde nur gehen, "wenn die Parteivorsitzenden vorher einen allgemeinen Rahmen abstecken, in dem dann natürlich die Fachleute die Details klären müssen".BDI-Chef mahnt die UnionBDI-Präsident Michael Rogowski forderte in "Bild am Sonntag" die Ministerpräsidenten der Union auf, im Bundesrat den Weg für Steuersenkungen freizumachen. Die Industrie brauche Planungssicherheit. "Inzwischen verschiebt jedes vierte Unternehmen Investitionen aus Unsicherheit über die künftige Steuerbelastung", erklärte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie.