Gouverneur Gray Davis mit klarer Mehrheit abgewähltBush beeindruckt von Arnie's Wahlkampf
Los Angeles (rpo). Davis ist raus, Arnie ist drin. Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger hat die vorgezogenen Gouverneurswahlen in Kalifornien fulminant gewonnen. US-Präsident George W. Bush hat Arnie gratuliert und sich beeindruckt von seinem Wahlkampf gezeigt."Der Präsident hat dem gewählten Gouverneur gesagt, dass er beeindruckt von dessen Wahlkampf ist und sich auf die Arbeit mit ihm freut", sagte Präsidentensprecher Scott McClellan am Mittwoch in Washington. Schwarzenegger hat mit großer Mehrheit die vorgezogenen Gouverneurswahlen in Kalifornien gewonnen. Nach vorläufigen Auszählungsergebnissen lag der Republikaner mit 47,9 Prozent der Stimmen klar vor seinem demokratischen Kontrahenten Cruz Bustamante mit 32,3 Prozent. Für die Abwahl von Amtsinhaber Gray Davis votierten Hochrechnungen zufolge zuvor 54,3 Prozent. "Ich werde euch nicht enttäuschen", rief Schwarzenegger seinen jubelnden Anhängern in der Wahlkampfzentrale in Los Angeles zu. Davis gratulierte seinem Nachfolger. "Heute Abend haben die Wähler entschieden, dass es Zeit für jemand anderen ist", sagte er. Davis versprach, für einen geregelten Übergang der Amtsgeschäfte zu sorgen. Jeder sollte die Spaltung aus dem Abwahlverfahren hinter sich lassen "und alles für den großartigen Staat Kalifornien tun." "Alles, was ich habe, verdanke ich Kalifornien"Davis ist seit 80 Jahren der erste US-Gouverneur, der vor Ablauf seiner Amtszeit von den Wählern abberufen wurde. Erst vor elf Monaten war er für eine zweite Amtszeit wiedergewählt worden. Nachwahlanalysen zufolge kehrten ihm insbesondere mexikanische Einwanderer und Gewerkschaftsmitglieder den Rücken. Gründe für die Unzufriedenheit waren die flaue Konjunktur, die Energiekrise mit vielfachen Unterbrechungen in der Stromversorgung sowie ein Haushaltsdefizit von 38 Milliarden Dollar. Der 56-jährige Schwarzenegger hatte erst Anfang August überraschend seine Kandidatur angekündigt. Er wird voraussichtlich Mitte November vereidigt und das Gouverneursamt bis zu den nächsten regulären Wahlen 2006 innehaben. Bustamante wird bis dahin als Vizegouverneur im Amt bleiben. In Begleitung seiner Frau Maria Shriver, der Nichte von Expräsident John F. Kennedy, trat der künftige Gouverneur vor seine Anhänger. "Alles, was ich habe, verdanke ich Kalifornien", sagte er. "Ich kam hierher mit absolut nichts, und Kalifornien hat mir absolut alles gegeben. Und heute hat mir Kalifornien das größte Geschenk überhaupt gemacht, Sie haben mir Ihr Vertrauen geschenkt." Für den politisch unerfahrenen Schwarzenegger wird es jedoch schwer, einen Umschwung in Kalifornien zu erreichen: Bis zum 10. Januar muss er einen Finanzplan vorlegen. Neben dem enormen Haushaltsloch erbt der Republikaner auch eine demokratische Parlamentsmehrheit von seinem Vorgänger.Rekord-WahlbeteiligungDie Wahlbeteiligung lag nach Angaben des Leiters der Staatskanzlei, Kevin Shelly, zwischen 65 und 70 Prozent und damit so hoch wie seit 1982 nicht mehr. Shelly sprach von einer der reibungslosesten Gouverneurswahlen in den vergangenen 20 Jahren. In den letzten Tagen vor dem so genannten Recall geriet der ehemalige Bodybuilder Schwarzenegger wegen Vorwürfen unter Druck, er habe in den vergangenen drei Jahrzehnten Frauen sexuell belästigt. Nach vorläufigen Auszählungen lag er dennoch mit rund 3,5 Millionen Stimmen weit vor Bustamante mit 2,3 Millionen Stimmen. Für den republikanischen Senator Tom McClintock stimmten rund 965.000 Kalifornier, für Peter Camejo von den Grünen 205.000. 135 Kandidaten bewarben sich um das Amt. Das Verfahren zur Abberufung des Gouverneurs (Recall) wurde von den Republikanern in Gang gesetzt. Kalifornien ist politisch von großer Bedeutung in den USA. Der Staat stellt 55 Wahlmänner - fast ein Fünftel der notwendigen Stimmen, um die Präsidentenwahl im kommenden Jahr zu gewinnen. Österreich feiert Arnies SiegDer Wahlsieg Arnold Schwarzeneggers in Kalifornien ist in seinem Heimatland Österreich mit großer Freude aufgenommen worden. Der Wiener Bundespräsident Thomas Klestil gratulierte dem neuen Gouverneur mit den Worten: "Wir sind alle stolz auf Dich!" Glückwünsche kamen auch von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und Außenministerin Benita Ferrero-Waldner. In Graz unweit von Schwarzeneggers Heimatdorf Thal veranstalteten seine Fans eine riesige Wahlparty. Klestil dankte Schwarzenegger dafür, dass er sich stets zu seiner alten Heimat bekannt habe, wie die Nachrichtenagentur APA berichtete: "Dein wiederholter Hinweis auf Deine Jugend in Österreich hat wesentlich zu einem verstärkten positiven Interesse an unserem Land in den Vereinigten Staaten beigetragen." Auch Schüssel sprach von einem großartigen Werbeeffekt. Schwarzenegger habe bewiesen, dass man mit viel Mut, Fleiß und Selbstvertrauen auch hochgesteckte Ziele erreichen könne. Nach den Worten von Ferrero-Waldner zeigte er Amerika und der Welt, zu welchen Leistungen Österreicher fähig seien. Bei der Wahlparty in Graz wurden "Gouvernator"-Cocktails gereicht. Hunderte Menschen feierten die ganze Nacht hindurch. Der Bürgermeister von Thal, der mit Schwarzenegger zur Schule ging, und der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl äußerten ebenso großen Stolz wie die Landeshauptmännin (Ministerpräsidentin) der Steiermark, Waltraud Klasnic. "Er ist einer von uns", sagte sie über Schwarzenegger.Gottschalk traut Arnie Gouverneursamt "fast" zuDer in Kalifornien lebende Showstar Thomas Gottschalk hat eingeschränktes Vertrauen in den Politiker Arnold Schwarzenegger. "Ich traue es ihm fast zu", sagte Gottschalk am Mittwochabend im ZDF zum Versprechen des US-Schauspielers, als Gouverneur die Dinge im Bundesstaat Kalifornien "zu richten". "Er wird alle überraschen und er ist unabhängig", betonte Gottschalk nach Schwarzeneggers Wahlsieg als republikanischer Herausforderer von Amtsinhaber Gray Davis. Schwarzenegger sei ein "Crowd Pleaser", einer der "ein Händchen für Leute" habe. Zudem habe er die Medien "genial ausgespielt" und sei "einfach nicht zu greifen" gewesen. Der Ex-Bodybuilder könne seine physische Stärke so einsetzen, dass die Amerikaner Vertrauen in ihn hätten. Gottschalk sagte aber auch, dass die Kalifornier "von unglaublicher Naivität in Menschenfragen" seien.