CSU feiert ihr Idol - SPD wischt die Tränen abEin Besuch bei den Wahlparties
München (rpo). Traditionell gibt es nach Wahlen bei den Parteien die Wahlparties. Unterschiedlicher als am Sonntagabend nach dem fulminanten CSU-Sieg hätten die Stimmungen dort nicht sein können: Vom Riesenjubel bei der Stoiberpartei bis hin zur Grabesstille bei den Liberalen.Bei der CSU-Wahlparty im Landtag brandet sofort Jubel auf, als die ersten Prognosen die Partei bei rund 62 Prozent sehen. "Ja, wir haben ein Idol - Edmund Stoiber, Edmund Stoiber", singen junge Parteifreunde. Um 18.25 Uhr kommt dann der strahlende Wahlsieger. Unter stürmischem Beifall müssen Helfer Stoiber und seiner Ehefrau Karin mühselig den Weg zum Rednerpult bahnen. "Edmund, Edmund, Edmund", rufen seine Anhänger. Stoiber hält sich an die Kleiderordnung: Vor den großen Fernsehinterviews steht erst ein kurzer Auftritt bei der Wahlparty der CSU-Fraktion auf dem Programm. Sein Einmarsch ist perfekt geplant: Unter den Klängen von "We are the champions" schreitet er nach vorne, weiß-blaue Lichteffekte schaffen einen Hauch von heiterer Disco-Atmosphäre. "Liebe Freunde, lasst mich Ihnen meine Freude zum Ausdruck bringen über dieses sensationelle und epochale Ergebnis der CSU in Bayern", sagte Stoiber. Noch ein paar Worte des Dankes, dann muss der Wahlsieger weiter. Für SPD-Spitzenkandidat Franz Maget ist es die wohl bitterste Stunde seines politischen Lebens. Er habe gekämpft und sein Bestes gegeben - "aber leider hat es nicht gereicht", räumt er nach der desaströsen Niederlage seiner Partei ein. Mit rund 19 Prozent verbucht die SPD das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Am deutlichsten gibt SPD-Fraktionsmitglied Peter Paul Gantzer den Bundesgenossen die Schuld: "Ich habe das Gefühl gehabt, die haben uns schon abgeschrieben." Wenn es nach ihm ginge, würde sich die Bayern- SPD gleich ganz von den Sozialdemokraten im Bund abspalten. "Ich will, dass die SPD in Bayern eine eigenständige Partei wird." Besonders von SPD-Chef und Bundeskanzler Gerhard Schröder fühlen sich die Genossen während des Wahlkampfes im Stich gelassen. "Wenn ein Bundeskanzler nicht in München und Nürnberg redet, sondern in Kulmbach und Rosenheim, braucht man sich über nichts zu wundern", schimpft das langjährige Landtagsmitglied Max von Heckel. Beim geplanten gemeinsamen Statement in Berlin wird sich Schröder an diesem Montag einige Kritik aus Bayern anhören müssen. "Wir werden mit unseren Freunden aus Berlin zu sprechen haben", sagt Maget. Bei den Grünen ist der Jubel über den deutlichen Zuwachs groß. Für die Spitzenpolitiker Sepp Dürr, Margarete Bause und Sepp Daxenberger gibt es bei der Wahlparty lautstarken Beifall. "Wir haben gewonnen. Das ist das Wichtigste", ruft Grünen-Chef Daxenberger. Obwohl die Hochrechnungen um 8 Prozent schwanken, stoßen die drei schon mal mit Sekt an. So groß die Freude über den Erfolg ist - mit der Zweidrittelmehrheit der CSU gibt es für die Grünen auch einen dicken Wermutstropfen: Dieses Ergebnis sei schlecht für die Demokratie, sagt der frühere Landeschef und Bundestagsabgeordnete Jerzy Montag. Bei der Wahlparty der FDP herrscht schon nach der ersten Prognose Grabesstille. Der Großteil der rund 80 Gäste starrt wortlos auf den Fernseher oder ins Leere. Die Wähler hätten der rot-grünen Bundesregierung wohl einen Denkzettel verpassen wollen, konstatiert Landeschefin und Ex-Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger.