Alle Politik-Artikel vom 15. September 2003
Überraschung: Gericht verschiebt Wahl in Kalifornien

Alte Wahlmaschinen könnten Ergebnis verfälschenÜberraschung: Gericht verschiebt Wahl in Kalifornien

Washington (rpo). Überraschung in Kalifornien: Ein Berufungsgericht hat die ursprünglich für den 7. Oktober geplanten Gouverneurswahlen verschoben. Grund für den Aufschub: Teilweise sollten "Lochkarten"- Abstimmungssysteme eingesetzt werden, die das Ergebnis verfälschen könnten.Das Abstimmungssystem, bei dem auf dem Wahlzettel Löcher neben dem Kandidaten-Namen eingestanzt werden, hatte in Florida wochenlange Verwirrung bei der Präsidentenwahl 2000 ausgelöst. Die Wahlen waren schließlich durch einen Spruch des höchsten US-Gerichts zu Gunsten des Republikaners George W. Bush entschieden worden. Nach Einschätzung von Experten dürften sich durch einen Aufschub die Chancen für Schwarzenegger verringern, unter anderem deshalb, weil sich sein "Prominenten-Status" abnutzen werde. Bereits in den vergangenen Tagen war der Action-Star bei Umfragen in der Wählergunst abgerutscht. Berufungsanträge beim Obersten US-Gerichtshof, für die eine Frist von sieben Tagen gesetzt wurden, galten aber als sicher. Das Berufungsgericht in San Francisco, das die Entscheidung fällte, gilt als sehr liberal. Urteile dieser Instanz wurden in der Vergangenheit bereits häufig vom höchsten US-Gericht wieder aufgehoben. Die so genannten Recall-Wahlen waren ursprünglich am 7. Oktober geplant. Dabei sollten die Kalifornien zunächst über die Absetzung des demokratischen Gouverneurs Gray Davis entscheiden und zugleich für den Fall seiner Abwahl einen Nachfolger festsetzen. Rund 130 Kandidaten treten an. Der Republikaner Schwarzenegger lag nach jüngsten Umfragen knapp hinter dem derzeitigen demokratischen Vize- Gouverneur Cruz Bustamante auf dem zweiten Platz des Kandidaten- Feldes. Allerdings hat auch der kalifornische Senator Tom McClintock, Schwarzeneggers innerparteilicher Kontrahent, in der letzten Zeit aufgeholt. Davis muss sich als erster Gouverneur in der Geschichte Kaliforniens einem Absetzungsvotum stellen. Die Verfassung des Staates ermöglicht eine Recall-Wahl, wenn eine bestimmte Zahl von Bürger-Unterschriften zusammenkommt. Ein republikanischer Kongressabgeordneter hatte die Abwahl-Initiative ins Leben gerufen und aus eigener Tasche finanziert. Davis war hauptsächlich wegen des kalifornischen Rekordstaatsdefizits von 38 Milliarden Dollar (34 Milliarden Euro) und seiner Energiepolitik in Ungnade gefallen. In der letzten Zeit hatten sich aber seine Chancen, der Abwahl zu entgehen, wieder verbessert. Experten glauben, dass Davis Aussichten noch steigen werden, wenn er weitere Monate Zeit für seine Wahlkampagne hat. Der Sprecher von Davis, Peter Ragone, äußerte sich entsprechend erfreut über die Gerichtsentscheidung vom Montag. Sollte der Aufschub vor dem höchsten US-Gericht Bestand haben, könnten die Wahlen am 2. März stattfinden, dem Tag der Präsidentschaftsvorwahl in dem US-Westküstenstaat. Auch vor diesem Hintergrund sehen politische Beobachter steigende Chancen für Davis oder - im Fall seiner Abwahl - für Bustamante: Viele Wähler könnten die Abstimmung nutzen, Bush einen "Denkzettel" zu verpassen. Das veraltete "Lochkarten"-System wird unter anderem auch in Los Angeles angewendet. Insgesamt wären rund 44 Prozent aller kalifornischen Wähler gezwungen, ihre Stimme auf diese Weise abzugeben. In Florida hatten seinerzeit vor allem ältere Menschen und Angehörige ethnischer Minderheiten Probleme mit dem System. Das führte zu einer ungewöhnlich hohen Zahl ungültiger Stimmen. Das Gericht in San Francisco befand, es gebe keinen Grund, die Recall- Wahl nicht zu einem späteren Zeitpunkt abzuhalten. Bis März wollen die meisten der Wahlbezirke mit dem "Lochkarten"-System modernere Verfahren eingeführt haben.

Israel wirft Sicherheitsrat "Heuchelei" vor

Hoffen auf US-VetoIsrael wirft Sicherheitsrat "Heuchelei" vor

New York/Tel Aviv (rpo). Der Weltsicherheitsrat will die Möglichkeit einer UN-Resolution gegen die von Israel beschlossene Ausweisung von Palästinenserpräsident Jassir Arafat diskutieren. Vor Beginn der Debatte muss sich das Gremium den Vorwurf der Heuchelei vom israelischen UN- Botschafter Dan Gillerman gefallen lassen.Das UN- Gremium sei wiederholt zusammengekommen, um das Vorgehen Israels zu verurteilen. Es ignoriere jedoch palästinensische Selbstmordanschläge und bewaffnete Überfälle auf Israelis, sagte der Botschafter dem israelischen Armeerundfunk am Montag. "Die Tatsache, dass der Sicherheitsrat wegen einer Entscheidung zur Ausweisung einer Person zusammenkommt, die nach Meinung aller ein Mörder und für eine Welle des Terrors verantwortlich ist, möglicherweise des schlimmsten Terrors im 21. Jahrhundert, ist eine Schande", erklärte Gillerman. Der amtierende Sicherheitsratspräsident, Sir Emyr Jones Parry, hatte am Freitag im Namen des Gremiums vor einer Ausweisung Arafats gewarnt. Ein solcher Schritt sei "nicht hilfreich", sagte Jones Parry. Dem Sicherheitsrat liegt ein Resolutionsentwurf der Arabischen Liga vor, der laut Jones Parry jedoch noch nicht formell eingebracht worden ist. Darin wird Israel unter Berufung auf die Genfer Konvention zum Schutz von Zivilisten in Kriegszeiten "jeglicher Akt der Ausweisung" untersagt. Der Text bezeichnet die Ausweisung von Palästinensern generell als "illegal". Weiterhin fordert der Entwurf "die Einstellung aller Akte des Terrors, der Provokation und Anstiftung sowie der Zerstörung". Die USA könnten die Resolution mit ihrem Veto zu Fall bringen. Laut Gillerman versucht Israel, die USA zu diesem Schritt zu bewegen. Nach Einschätzung von UN-Diplomaten wird sich Washington aber eher der Stimme enthalten, sollte es zum Votum kommen. Ein Veto würde von Israel sicher als amerikanisches Einverständnis mit Arafats Ausweisung interpretiert, erläuterten Diplomaten. Dabei habe auch die US-Regierung schon ihr Missfallen an einer solchen Maßnahme zu verstehen gegeben, hieß es. Die israelische Regierung unter Ministerpräsident Ariel Scharon wirft Arafat vor, Drahtzieher der Terroranschläge zu sein. Nach zwei blutigen Selbstmordanschlägen, die 15 Israelis das Leben kosteten, beschloss die Regierung in der vergangenen Woche "im Grundsatz", Arafat "zu entfernen".

Bürgerversicherung: Alle reden davon und jeder meint etwas anderes

Nicht mal im Kernpunkt einigBürgerversicherung: Alle reden davon und jeder meint etwas anderes

Berlin (rpo). Die Bürgerversicherung ist derzeit in aller Munde. SPD, Grüne, Gewerkschaften oder Wissenschaftler, alle reden darüber. Nur, jeder meint damit etwas anderes.Nicht einmal im Kernpunkt - nämlich der Einbeziehung aller Berufsgruppen und Einkunftsarten - sind sich die Visionäre des Gesundheitswesens einig. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hätte die Debatte am liebsten gar nicht erst aufkommen lassen. Zunächst müsse die zwischen Regierung und Union ausgehandelte Gesundheitsreform umgesetzt werden, argumentierte er noch vor kurzem. SPD-Fraktionschef Franz Müntefering bremste mit dem Hinweis, es sei alles noch nicht zu Ende gedacht. Sozialministerin Ulla Schmidt (SPD) legte sich nicht ganz so strikt fest. Allen Kanzler-Mahnungen zum Trotz ließen sich die Grünen das von ihnen seit langem gehegte Thema nicht vermiesen. "Wir bleiben im Tempo und damit treibende Reformkraft in diesem Land", sagte Grünen- Chef Reinhard Bütikofer am Montag. Zuvor hatte der Parteirat den ersten "Diskussionsvorschlag" skizziert. "Nicht im Vagen und Verschwommenen"Der einstimmige Beschluss fiel mit dem Votum von Außenminister Joschka Fischer, der sich in den vergangenen Wochen schon zwei Mal mit prominent angebrachten Interviews an die Spitze der Bewegung gesetzt hatte. Zwar folgte ihm der Parteirat im wichtigen Detail nicht - zumindest jetzt noch nicht. Doch sieht die Parteispitze das Engagement ihres inoffiziellen Chefs positiv. Immerhin habe der Vizekanzler, so Parteichef Bütikofer, "durch deutliche Artikulation" dafür gesorgt, "dass die Debatte nicht im Vagen und Verschwommenen bleibt". Offensichtlich sorgte Fischer auch für Bewegung beim Koalitionspartner. Angesichts des grünen Treibens sprang die SPD vor einer Woche überraschend auf den Zug auf, zog aber gleichzeitig die Notbremse. Generalsekretär Olaf Scholz präsentierte eine Minimal- Version von Bürgerversicherung. Zwei wesentliche Positionen der Grünen sind darin nicht enthalten. Das bekräftigte Scholz an diesem Montag noch einmal. Ende September will der SPD-Vorstand sich festlegen. Auf dem Parteitag Mitte November in Bochum dürfte die Parteispitze allerdings auf weitergehende Wünschen von SPD-Linken und -Konservativen stoßen. Grünen-Pläne stoßen auf AblehnungBei den Gewerkschaften und in der Wirtschaft stießen die Grünen- Pläne erst einmal auf Ablehnung. Die Bundesregierung bemüht sich derweil weiter, den Eindruck zu vermeiden, als stünde eine Entscheidung schon bald an. Zunächst, so bekräftigt Regierungssprecher Bela Anda immer wieder, müssten die Parteien in den dafür zuständigen Gremien entscheiden. Von baldigen Entscheidungen träumen auch die Grünen nicht. Alle Umfragen zeigten, dass die Bürgerversicherung dem breiten Publikum noch keineswegs geläufig sei, sagt Bütikofer. Innerparteilich wollen die Grünen bei einem Parteitag im Jahr 2004 zu einem geschlossenen Modell kommen. Mit der SPD wollen sie sich dann bis 2006 verständigen und bei der Bundestagswahl auch über die Bürgerversicherung abstimmen lassen. Gesetz würde sie erst lange danach.

Bayerns SPD-Spitzenpolitiker Maget war im Visier der Neonazi-Bande

Inzwischen unter PersonenschutzBayerns SPD-Spitzenpolitiker Maget war im Visier der Neonazi-Bande

München (rpo). Die in München verhafteten Neonazis hatten es offenbar auf den bayerischen SPD-Spitzenpolitiker Franz Maget abgesehen. Das sagte Bundesinneminister Otto Schily am Montag in München.Die rechtsextreme Gruppe habe mit einer Ausspähung Magets bereits begonnen. Dies unterstreiche ihren terroristischen Charakter, sagte Schily. Maget steht nach SPD- Angaben inzwischen unter Personenschutz der Polizei. "Ich habe keine Angst. Aber die Polizei hat mir geraten, das ernst zu nehmen", sagte Maget, der bei der Landtagswahl an diesem Sonntag als Spitzenkandidat seiner Partei antritt. Schily erklärte, man kenne aus früheren Jahren bei rechtsextremen Gruppen eine erhebliche Gewaltbereitschaft und auch Sprengstoffanschläge gegen Sachen. "Aber hier handelt es sich um eine neue Qualität." Schily bestätigte Berichte, wonach die Polizei den Neonazis und ihren Plänen nur auf die Spur kam, weil die Gruppe einen Aussteiger verprügelt hatte und dieser Anzeige erstattete. "Wie häufig in polizeilichen Dingen stand Kommissar Zufall hilfreich zur Seite", sagte Schily. Dies schmälere aber nicht den Erfolg der Münchner Polizei, die gut agiert habe. Ganze Reihe von Anschlagszielen in München Die Neonazi-Bande hatte den Ermittlungen zufolge eine ganze Reihe von Anschlagszielen in München auf ihrer Liste - darunter die geplante neue Synagoge, aber auch Moscheen und eine griechische Schule. Die Polizei hatte 14 Kilogramm Sprengstoff sichergestellt, darunter 1,7 Kilo des hochexplosiven TNT. Bisher ergingen gegen zehn Neonazis Haftbefehle, gegen zwei wurden diese außer Vollzug gesetzt. "Wir sind erst am Anfang unserer Ermittlungen", betonte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke- Katrin Scheuten, in Karlsruhe. "Jetzt geht es zunächst darum, ein vollständiges Bild zu gewinnen." Generalbundesanwalt Kay Nehm hatte das zunächst von der Münchner Polizei geführte Verfahren am vergangenen Donnerstag an sich gezogen. Besorgnis erregende ErkenntnisseSchily sprach von Besorgnis erregenden Erkenntnissen, wandte sich aber erneut gegen die von Bayerns Innenminister Günther Beckstein (CSU) geprägten Begriff "Braune Armee Fraktion". Ohne etwas bagatellisieren zu wollen, habe die Planung der Neonazi-Gruppe nicht die Dimension der linksterroristischen "Roten Armee Fraktion" der 70er Jahre. "Man sollte nicht solche Vergleiche wählen, denn solche Superlative verbrauchen sich schnell", sagte Schily. Neben konsequenter Beobachtung und Verboten rechtsextremer Gruppen, sobald das möglich sei, dürfe aber auch die geistig-politische Auseinandersetzung nicht vernachlässigt werden. "Den Aufstand der Anständigen brauchen wir permanent." "Kampf gegen Rechtsextremismus vernachlässigt"Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg, wertete den Begriff "Braune Armee Fraktion" dagegen als zutreffend. Zugleich warf er der Politik vor, den Kampf gegen den Rechtsextremismus in den vergangenen Jahren vernachlässigt zu haben. Der Schock nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA habe dazu geführt, dass in den deutschen Sicherheitsbehörden Kräfte auch aus dem Bereich Rechtsextremismus für den Antiterrorkampf abgezogen worden seien, sagte der GdP-Chef der "Berliner Zeitung". Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, rief erneut zu Wachsamkeit gegen neuen rechten Terror auf. "Wir haben seit Jahren davor gewarnt, dass der Antisemitismus in Deutschland am Wachsen ist", sagte er im Deutschlandfunk.

Berlusconi verklagt Oppositionspolitiker auf Millionen

Wegen angeblicher VerleumdungBerlusconi verklagt Oppositionspolitiker auf Millionen

Rom (rpo). Wegen angeblicher Verleumdung hat der italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi eine bereits angekündigte Millionenklage gegen den Oppositionspolitiker Piero Fassino eingebracht. Fassino ist Chef der größten Oppositionspartei, der Linksdemokraten.Er hatte den Regierungschef und wichtigsten Medienunternehmer des Landes indirekt als Drahtzieher von Korruptionsvorwürfen gegen ihn selbst, EU-Kommissionspräsident Romano Prodi und weitere führende Oppositionspolitiker bezeichnet. Sie werden von einem wegen Geldwäsche inhaftierten Geschäftsmann beschuldigt, 1997 beim Kauf eines Anteils an der serbischen Telekom durch die italienische Telekom Schmiergelder in Millionenhöhe kassiert zu haben. Beweise dafür ist er aber bisher schuldig geblieben. Prodi war zu dem Zeitpunkt Chef einer Mitte-Links-Regierung, Fassino Staatssekretär im Außenministerium. Mit den Stimmen der Parteien von Berlusconis Mitte-Rechts-Koalition hat das Parlament in Rom einen Untersuchungsausschuss zu der Affäre eingesetzt. Die Opposition hat unterdessen Berlusconi zum Rücktritt aufgefordert, weil er in einem gegen ihn geführten Korruptionsprozess falsch ausgesagt haben soll. Berlusconi hatte bestritten, einen von ihm angeblich bestochenen Richter gekannt zu haben. Tatsächlich habe er jedoch nachweislich mit dem Richter bereits zuvor zu tun gehabt, enthüllte jetzt die Tageszeitung "La Repubblica". Der Korruptionsprozess gegen Berlusconi ist nach Verabschiedung eines umstrittenen Gesetztes für die Dauer seiner Amtszeit eingestellt worden. Dem Regierungschef wurde vorgeworfen, einen Richterspruch durch die Zahlung von Schmiergeldern beeinflusst zu haben.

Nach Ablehnung: Schweden gibt Berlin und Paris Mitschuld

Hohe Defizite waren nicht reizvollNach Ablehnung: Schweden gibt Berlin und Paris Mitschuld

Stockholm (rpo). Die Schweden werden auf absehbare Zeit keinen Euro in der Geldbörse haben, sondern ihre Krone behalten. Das ist das Ergebnis des Referendums vom Sonntag. Indirekt haben schwedische Politiker den Regierungen in Berlin und Paris eine Mitschuld an dem Ausgang gegeben.Nach dem klaren Nein hat Ministerpräsident Göran Persson ein weiteres Referendum zur Gemeinschaftswährung vor 2013 ausgeschlossen. Persson, der wie die ermordete Außenministerin Anna Lindh für den Euro-Beitritt geworben hatte, machte wirtschaftliche Probleme für die Niederlage verantwortlich. "Mit dem Ergebnis in der Hand kann man sagen, dass es einen besseren Zeitpunkt für die Volksabstimmung gegeben hätte", sagte Persson. "Europa ist in einer tiefen Rezession." Schweden ist das erste der drei bisher nicht zur Gemeinschaftswährung gehörenden EU-Mitglieder, das die Entscheidung über Beitritt oder Fernbleiben nach der Euro-Einführung 2002 in einem Referendum suchte. In Großbritannien und Dänemark sind vorerst keine Volksabstimmungen angesetzt. Beim Referendum am Sonntag waren 56,1 Prozent der Bürger für die Beibehaltung der schwedischen Krone. Nur 41,8 Prozent sprachen der europäischen Gemeinschaftswährung ihr Vertrauen aus. Noch deutlicher als Persson wurde Finanzminister Bosse Ringholm, der auf die hohen Haushaltsdefizite in Deutschland und Frankreich hinwies. Dies habe viele Schweden zu der Auffassung gebracht, dass die Währungsunion nicht funktioniere, sagte der Minister. Auch der finnische Regierungschef Matti Vanhanen kritisierte die Finanzpolitik in Berlin und Paris. "Dies ist eine massive Warnung für die Währungsunion, vor allem für diejenigen Länder, die sich nicht an das Stabilitätsprinzip halten", sagte Vanhanen am Sonntagabend. Schröder bedauert AusgangBundeskanzler Gerhard Schröder bedauerte den Ausgang des Referendums, erklärte aber zugleich, er respektiere die souveräne Entscheidung der schwedischen Bürger. Es sei gut zu wissen, dass die Möglichkeit eines späteren Euro-Beitritts weiterhin gegeben sei. Das britische Außenministerium erklärte, das Nein der Schweden werde die eigene Haltung zum Euro nicht beeinflussen. Darüber sei zu gegebener Zeit allein auf Grund wirtschaftlicher Daten zu entscheiden. In Dänemark lehnte es Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen ab, einen Termin für ein weiteres Euro-Referendum zu nennen - die Dänen haben im Jahr 2000 die Übernahme der Gemeinschaftswährung abgelehnt. EU hofft auf RevisionDie EU-Kommission äußerte ihre Hoffnung auf eine Revision der Entscheidung zu einem späteren Zeitpunkt. Die Kommission sei zuversichtlich, dass die schwedische Regierung das Euro-Projekt am Leben erhalten werde, erklärte das Lenkungsgremium der Europäischen Union am Sonntagabend in Brüssel. An der mit Spannung erwarteten Volksabstimmung nahmen mehr als 5,4 Millionen Menschen teil - 81,2 Prozent der Stimmberechtigten, was etwa der Beteiligung bei Parlamentswahlen entspricht. Der Anteil der leer und damit ungültig abgegebenen Stimmzettel lag bei zwei Prozent.

Stolpe: Mehr Geld für Städte in Westdeutschland

Gelder kommen aus gekürzter EigenheimzulageStolpe: Mehr Geld für Städte in Westdeutschland

Gelsenkirchen (rpo). Die Städte in Westdeutschland sollen mehr Geld erhalten. Die Regierung will die Mittel der Städtebauförderung um einen dreistelligen Millionenbetrag aufstocken. Die Gelder sollen aus der noch zu kürzenden Eigenheimzulage kommen.Das hat Verkehrs- und Bauminister Manfred Stolpe (SPD) am Montag in Gelsenkirchen angekündigt. Die zusätzlichen Mittel sollen durch Kürzung der Eigenheimzulage frei gemacht werden. Profitieren sollen Städte in ganz Westdeutschland. Im Rhein-Ruhrgebiet seien nach Oer-Erkenschwick jetzt auch Essen und Gelsenkirchen in das Programm aufgenommen worden, sagte Stolpe nach einem zweitägigen Besuch im Ruhrgebiet. Das Vorhaben müsse noch durch Bundestag, Bunderat und womöglich in den Vermittlungsausschuss. Die Förderung im Osten soll dabei ungetastet bleiben. "Die Förderung soll kein Zankobjekt zwischen Ost und West werden", betonte Stolpe. Gefährdete Städte gebe es in ganz Deutschland. "Im Westen ist das Problem punktuell, im Osten ist es flächendeckend", sagte Stolpe. Das Rhein-Ruhrgebiet bezeichnete Stolpe als "lebenswerten Ballungsraum". Früher habe ganz Deutschland durch das Rhein-Ruhrgebiet mit seiner Schwerindustrie gelebt. Jetzt seien es Altlasten, deren Folgen bewältigt werden müssten. Die Aufstockung der finanziellen Mittel soll unter anderem auch die Folgen der auslaufenden EU-Struktur-Förderung 2006 mildern. Förderung auch für VerkehrDie beabsichtigte Aufstockung der Städtebauförderung West bezifferte Stolpe mit 227 Millionen Euro. Der Betrag werde dann von 167 Millionen in diesem Jahr auf künftig 400 Millionen Euro steigen. Der Anteil gegenüber dem Osten erhöhe sich dabei von 27 auf 48 Prozent. Enthalten seien in der Städtebauförderung die Programme Soziale Stadt, Stadtentwicklung und Stadtumbau West. Fördern will Stolpe nach dem Aus des Metrorapid auch die Verkehrsinfrastruktur im Rhein-Ruhrgebiet. Zusammen mit dem Land und der Bahn wolle er über ein verlässliches Verkehrssystem zwischen Dortmund und Köln beraten. Das Scheitern des Metrorapid in NRW nannte Stolpe "bedauerlich".

Lindh-Mord: Schwedische Polizei findet DNA-Spur
Lindh-Mord: Schwedische Polizei findet DNA-Spur

Probe auf Baseball-Kappe des MördersLindh-Mord: Schwedische Polizei findet DNA-Spur

Stockholm (rpo). Jetzt ist es der Stockholmer Polizei offenbar doch gelungen, eine erste heiße Spur im Mordfall Anna Lindh zu sichern. Auf der Baseballkappe, die der Mörder am Tatort zurückließ, konnten DNA-Spuren entdeckt werden. Inzwischen wurde die Fahndung auf ganz Europa ausgedehnt.In der landesweiten DNA-Datenbank sei jedoch keine übereinstimmende Probe gefunden worden, sagte ein Polizeisprecher. Die meisten schwedischen Zeitungen veröffentlichten am Montag Bilder, die von einer Videokamera in dem Kaufhaus aufgenommen wurden, in dem Lindh am vergangenen Mittwoch niedergestochen wurde. Die Bilder wurden inzwischen über Europol an die Polizeibehörden in ganz Europa übermittelt. Polizeisprecher Mats Nylen sagte, die Ermittler hätten nach der Veröffentlichung auf mehr Hinweise aus der Bevölkerung gehofft. Er bestätigte zugleich, dass das Tatmesser in ein ausländisches Labor geschickt worden sei, wo moderne DNA-Analysen möglich seien. Der genaue Ort wurde nicht genannt. Eine Sprecherin des Gerichtsmedizinischen Dienstes in Großbritannien erklärte, ihre Behörde sei in die Ermittlungen einbezogen worden. Ob es dabei um die Untersuchung des Messers ging, sagte sie nicht. Der auf dem Videoband zu sehende mutmaßliche Täter wurde laut Nylen noch nicht identifiziert. Man werde seinen Namen vermutlich nicht sofort preisgeben, wenn man ihn denn kenne, sagte der Polizeisprecher. Die Polizei hat bislang erklärt, sie gehe von einer Straftat ohne politisches Motiv aus. Die Tat erfolgte kurz vor dem Referendum über die Euro-Einführung, die Lindh befürwortete, die von den Wählern am Sonntag aber zurückgewiesen wurde.

Bombenanschlag auf Regierungsgebäude in Inguschetien

Bisher fünf Menschen gestorbenBombenanschlag auf Regierungsgebäude in Inguschetien

Moskau (rpo). Auf ein Regierungsgebäude in Inguschetien im Nordkaukasus ist ein Anschlag verübt worden. Ein Sprengsatz detonierte in einem Lastwagen vor dem Gebäude. Fünf Menschen sollen getötet, 20 weitere Personen verletzt worden sein."Die genaue Zahl der Toten und Verletzten lässt sich noch nicht sagen, aber es sind sehr viele", sagte ein Polizeisprecher in Magas, der Hauptstadt der Teilrepublik Inguschetien, der Agentur Interfax. Nach Schätzungen sollen sich mehr als 100 Menschen in dem eingestürzten Gebäude aufgehalten haben. Die FSB-Führung in Moskau teilte dagegen zunächst mit, es habe in Magas keine Toten gegeben. Wie bei früheren schweren Anschlägen in Tschetschenien und den angrenzenden Gebieten hatten unbekannte Täter einen Lastwagen mit Sprengstoff vor das Gebäude gefahren und die explosive Fracht gezündet. Die neu gebaute Stadt Magas ist seit dem Jahr 2000 Hauptstadt Inguschetiens. Seit Jahren wird der politisch instabile Nordkaukasus von terroristischen Aktionen heimgesucht. Allein in den vergangenen zwölf Monaten starben mehr als 260 Menschen bei Bombenattentaten. Ungeachtet der andauernden Auseinandersetzungen mit den Rebellen soll im Konfliktgebiet Tschetschenien am 5. Oktober ein neuer Präsident gewählt werden.

Schüsse auf britische Botschaft in Teheran

Keine Verletzten bei AngriffSchüsse auf britische Botschaft in Teheran

London (rpo). Auf die britische Botschaft in der iranischen Hauptstadt Teheran ist erneut geschossen worden. Es hat aber glücklicherweise keine Verletzten gegeben. Unbekannte feuerten zwei Schüsse auf das Haupttor der Botschaft.Es ist seit Anfang September bereits der dritte derartige Vorfall. "Wir arbeiten eng mit den iranischen Behörden zusammen, um den Vorgang aufzuklären", sagte ein Sprecher des Außenministeriums in London. Die Vertretung war schon vorher für den Publikumsverkehr geschlossen worden. Nach Angaben des Außenministeriums in London wurden am Sonntagabend zwei Schüsse auf das Haupttor abgegeben, hinter dem die Botschaft und angrenzende Wohngebäude liegen. Sie wurden laut BBC von zwei Männern abgefeuert, die auf einem Motorrad vorbeifuhren. Seit Anfang September ist bereits zwei Mal zuvor auf die britische Botschaft im Norden Teherans geschossen worden. Den zweiten Vorfall hatten die iranischen Behörden in der vergangenen Woche bestritten. Die Beziehungen zwischen London und Teheran sind in jüngster Zeit unter anderem durch die britische Rolle im Irak und den Streit um das iranische Atomprogramm belastet worden. Ferner wurden die Spannungen durch die Festnahme des iranischen Ex-Diplomaten Hadi Soleimanpur verschärft. Der ehemalige Botschafter in Argentinien war Ende August in der nordenglischen Universitätsstadt Durham festgenommen worden. Die argentinischen Behörden werfen ihm vor, 1994 an einem Anschlag auf das jüdische Gemeindezentrum in Buenos Aires beteiligt gewesen zu sein, bei dem 85 Menschen starben. Soleimanpur war am vergangenen Freitag von den Justizbehörden in London gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt worden.

Schily sieht neue Qualität des rechten Terrors

Vergangene Woche wurden Attentatspläne aufgedecktSchily sieht neue Qualität des rechten Terrors

Berlin (rpo). Bundesinnenminister Otto Schily hat nach der Entdeckung der Attentatspläne in München eine neue Qualität des Terrors ausgemacht. Er fühle sich in seiner Einschätzung der Gefährlichkeit der rechten Szene bestätigt, so Schily.Schily sagte am Montag im ZDF-Morgenmagazin, er fühle sich auf dramatische Weise in seiner Einschätzung bestätigt, dass von rechtsgerichteten Terroristen ein großes Gefahrenpotenzial ausgehe. Ganz neu seien Sprengstoff-Planungen von Neonazis zwar nicht, sagte Schily am Montag im ZDF-"Morgenmagazin". "Aber die Planungen, die hier zu Tage treten, haben in der Tat eine neue Qualität." Zugleich warnte der Minister davor, voreilig Begriffe zu verwenden, die einen Vergleich mit der terroristischen Roten-Armee-Fraktion (RAF) der 1970er Jahre andeuteten. Die RAF habe eine ganz andere Organisationsstruktur gehabt. Zu den Bombenwarnungen, die am Sonntag für Stunden den Düsseldorfer Flughafen lahm legten, sagte Schily, die Behörden würden die Hintergründe genau untersuchen. Sollte es sich um Scheindrohungen gehandelt haben, müssten die Verantwortlichen hart bestraft werden. Schon im Anschluss an die Attentaten vom 11. September 2001 habe es unendlich viele Trittbrettfahrer gegeben. Die Sicherheitsbehörden müssten die Bedrohungslage bei solchen Anrufen beurteilen: "Die Sicherheit muss alleroberste Priorität haben", sagte Schily.

Ralph Giordano erhält Leo-Baeck-Preis

Zentralrat der Juden vergibt höchste AuszeichnungRalph Giordano erhält Leo-Baeck-Preis

Frankfurt/Main (rpo). Der Zentralrat der Juden in Deutschland ehrt Ralph Giordano mit seiner höchsten Auszeichnung, dem Leo-Baeck-Preis. Die Preisvergabe findet am Mittwoch in Berlin statt.Die Organisation ehrt damit die Verdienste des mittlerweile 80-jährigen Autors "als Mahner gegen Rechtsradikalismus und gegen das Verdrängen und das Vergessen des Holocaust und den damit verbundenen Geschichtsrevisionismus sowie als mutiger Streiter für Zivilcourage und Mitmenschlichkeit und als engagierter Werber für den Frieden in der Welt". Giordano nennt sich selbst einen "Davongekommenen". Als Sohn einer Jüdin - sein Vater war sizilianischer Abstammung - erlebte er im Kindesalter in seiner Geburtsstadt Hamburg Ausgrenzung als "Nicht-Arier". 1940 musste er als 17-Jähriger die Schule verlassen. Bis dahin war er nach eigenen Angaben drei Mal von der Gestapo schwer misshandelt worden. Als seiner Mutter die Deportation drohte, versteckte eine Hamburgerin die Familie in einem Ruinenkeller, bis am 4. Mai 1945 britische Soldaten als Befreier kamen. "Eine Woche später wären wir verhungert", sagt Giordano. Entscheidung für Deutschland mit Baeck verbunden1947 lernte er Leo Baeck in Hamburg kennen. Der Geisteswissenschaftler und Rabbiner habe großen Eindruck auf ihn gemacht. "Er war eine fast jenseitige Erscheinung", sagte Giordano der AP. Er selbst war damals 24 Jahre alt und hatte einen Artikel in der Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung veröffentlicht. "Die Frage, warum ich in Deutschland geblieben bin, ist ganz entscheidend mit Leo Baeck verbunden", erklärte er. Nach dem Krieg trat er der Kommunistischen Partei Deutschlands bei, weil er dachte: "Die Feinde (Kommunisten) meiner Feinde (Nazis) müssen meine Freunde sein." Empört über die "Schrecken des Stalinismus" trat er 1957 aus. Als Dokumentarist beim NDR, ab 1964 beim WDR drehte er Filme in aller Welt. Sein Interesse galt dabei immer "Minderheiten, Schwachen und Verfolgten". Als Fernsehautor verabschiedete er sich mit der Dokumentation "Der perfekte Mord - Wie die Nazirichter freigesprochen wurden". Gleichzeitig brachte er das Buch "Die zweite Schuld oder Von der Last Deutscher zu sein" heraus. 1300 Morddrohungen seit 1991Der streitbare Geist erfand weitere einprägsame Formeln wie die "Internationale der Einäugigen", deren "eine Fraktion auf dem rechten, die andere auf dem linken Auge blind ist". Zuletzt legte er sich vor dem Irak-Krieg mit der Friedensbewegung an, warf ihr "Blauäugigkeit" und "Anti-Amerikanismus" vor. Er verurteilte die "neubraune Pest" und zeigte sich unerschrocken über die 1.300 Morddrohungen, die er nach eigenen Angaben seit 1991 erhalten hat. Giordano zählt sich zu den Juden, die unfähig seien, an Gott zu glauben. Im Alter verspüre er allerdings ein größeres Bedürfnis, die Gläubigkeit Anderer anzuerkennen. "Mein Jüdisch-Sein wird definiert durch das, was ich vor und nach '45 erlebt habe", erklärt Giordano. Außerdem gehe er gerne in die Synagoge, wo es im Gegensatz zu christlichen Kirchen gar nicht still zugehe.

Esten wollen in die EU

Baltisches Land spricht sich für Beitritt ausEsten wollen in die EU

Tallinn (rpo). Die Esten wollen in die Europäische Union. Eine Mehrheit der Einwohner hat sich in einem Referendum für den Beitritt in die EU im kommenden Jahr ausgesprochen. Estland soll der EU zum 1. Mai 2004 zusammen mit neun anderen Ländern beitreten.Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis stimmten 67 Prozent der Wähler für den Beitritt zur EU und eine entsprechende Verfassungsänderung. Dagegen votierten 33 Prozent, gab die Wahlkommission in Tallinn am späten Sonntagabend bekannt. Estland soll zum 1. Mai 2004 mit neun anderen Staaten in die EU aufgenommen werden. "Darauf haben wir jahrelang hingearbeitet", freute sich die estnische Außenministerin Kristiina Ojuland über das klare Votum: "Unser Land wird eine aktive Rolle in der Union suchen und sich nicht in der Ecke verstecken." Staatspräsident Arnold Rüütel sprach von einem "historischen Tag". Ministerpräsident Juhan Parts sagte: "Der Frühling hat Estland erreicht - wir sind zurück in Europa". Die ehemalige Sowjetrepublik hatte erst 1991 ihre Unabhängigkeit wiedererlangen können. Sie gilt als eine wirtschaftlich stärksten Reformdemokratien Osteuropas. EU-Gegner hatten in dem baltischen Staat bis zuletzt gehofft, die weit verbreitete Skepsis werde sich in der Ablehnung der EU-Mitgliedschaft ausdrücken. Viele Esten befürchten den Verlust kultureller Identität in der Union. Die Wahlbeteiligung lag bei 63,4 Prozent und damit deutlich höher als bei vorangegangen Wahlen. Der Bundeskanzler gratuliertAus Berlin gratulierte Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD). "Die estnischen Bürgerinnen und Bürger haben mit ihrem eindeutigen Votum eine historische Chance ergriffen", erklärte Schröder. Auch Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) sprach von einer "Entscheidung über die künftige Gestalt Europas", die ein positives Signal für das letzte noch ausstehende EU-Referendum in Lettland sei. In Malta, Slowenien, Ungarn, Litauen, der Slowakei, Polen und Tschechien haben sich die Bürger bereits in Referenden für einen EU- Beitritt ausgesprochen. Lettland stimmt am kommenden Samstag (20. September) über die EU-Mitgliedschaft zum 1. Mai 2004 ab. Auf Zypern, das der Union im kommenden Jahr ebenfalls beitritt, hat das Parlament den Beitritt gebilligt.

Kalifornien: Bill Clinton bietet Arnold Schwarzenegger Paroli

Zustimmung für den Schauspieler sinktKalifornien: Bill Clinton bietet Arnold Schwarzenegger Paroli

Washington (rpo). Der Wahlkampf um das Amt des Gouverneurs von Kalifornien läuft für Hollywoodstar Arnold Schwarzenegger nicht wie gewünscht. Die Zustimmung für ihn sinkt zusehends. Und jetzt ist noch einer in Kalifornien aufgetaucht, der die gleiche Popularität besitzt wie Schwarzenegger selbst. Die Rede ist von Ex-Präsident Bill Clinton.Für Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger läuft es nicht so gut wie erwartet: Frauenverbände machen mobil gegen einen "Grapscher als Gouverneur", in den Medien wächst die Kritik an seiner Weigerung, sich in Sachfragen festzulegen und nun macht sich auch noch der in Kalifornien immens populäre Ex-Präsident Bill Clinton für den demokratischen Amtsinhaber Gray Davis stark. Drei Wochen vor dem ungewöhnlichen Abwahlversuch gegen Davis beginnt sich die Stimmung in Kalifornien zu wenden. Zwar erklärten in einer Umfrage kürzlich immer noch 55 Prozent der Befragten, sie würden eine Abwahl von Gouverneur Davis unterstützen, doch war dies bereits ein Hoffnungsschimmer für den unpopulären demokratischen Politiker - bei der Umfrage zuvor waren es noch 58 Prozent gewesen. Viele Kalifornier zeigen sich nach Informationen der Zeitung "Los Angeles Times" zudem immer weniger überzeugt von der "Recall"- Kampagne gegen Davis, die von einem republikanischen Abgeordneten und Millionär initiiert worden war. "Ich finde, es geht nicht, dass jemand (zwischendrin) aus dem Amt gewählt werden sollte, weil ihn die Wähler nicht mehr mögen", meint selbst die Republikanerin Barbara Pavey aus Hollywood in der Zeitung. Davis selbst zeichnet sich inzwischen immer häufiger als Opfer einer Kampagne der nationalen Republikanischen Partei, die das Ziel habe, Präsident George W. Bush den Riesenstaat Kalifornien auf einem silbernen Tablett zu präsentieren und damit dessen Wiederwahl zu garantieren. Und so holte Davis Ex-Präsident Bill Clinton zur Hilfe. Applaus für ClintonBei einer Veranstaltung in einer großen Kirche in Los Angeles, wo Clinton am Sonntag mit brausendem Applaus gefeiert wurde, rief er die Kalifornier auf, die Abwahl zu blocken und Davis im Amt zu belassen. Sonst bestehe die Gefahr, dass Politiker bei jeder unpopulären Entscheidung künftig mit einer Abwahl rechnen müssten. Als Schwarzenegger vor drei Wochen in einer Talk-Show nach langem Hin- und Her seinen Ring in den Hut warf, nahmen viele Beobachter an, dass der Republikaner mit seinem Star-Appeal große Chancen haben würde. Sie argumentierten, Schwarzenegger sei der prominenteste der vielen Kandidaten, verfüge über ein großes Vermögen und sei durch seine Ehe mit Maria Shriver mit dem Kennedy-Clan verbandelt. Doch die anfängliche Begeisterung der Kalifornier nahm ab, nachdem Schwarzenegger sich kontinuierlich weigerte, sich in Fernsehdebatten mit seinen Konkurrenten zu messen. In Umfragen rutschte er auf Platz zwei hinter den demokratischen Vize-Gouverneur Cruz Bustamante. Frauen gegen ArnieGeschadet haben ihm vor allem auch die Berichte über das angeblich notorische Grapschen des Stars und über sexuelle Abenteuer während seiner Bodybuilder-Jahre, die Schwarzenegger zunächst noch abwiegeln konnte. Doch vor allem ein Interview in dem inzwischen eingestellten Männermagazin "Oui", in dem "Arnie" prahlte, dass er einst in einer Trainingshalle in Venice Beach mit anderen Bodybuildern abwechselnd Sex mit einer jungen Frau hatte, begann ihm zu schaden. Erst bezeichnete der Terminator-Star die Geschichte als Teil seiner "wilden Jugend", dann behauptete er, die Geschichte habe er damals frei erfunden. Viele Frauen konnte er damit nicht überzeugen. Bei der jüngsten Umfrage zeigte sich, dass viele Männer noch einen positiven Eindruck von dem Action-Star haben, doch die meisten Frauen ihn weniger überzeugend finden. Bei einem Parteitag der Republikaner am Samstag musste Schwarzenegger dann erstmals einen größeren Protest von Frauenorganisationen erleben. Die Gruppe "CodePink" protestierte gegen einen "Grapscher als Gouverneur".

Schweden wollen keinen Euro

Entscheidung m Referendum fällt klar ausSchweden wollen keinen Euro

Stockholm (rpo). Die Schweden wollen keinen Euro. Eine Mehrheit von 56,2 Prozent hat sich beim Referendum am Sonntag gegen die Einheitswährung ausgesprochen. Damit ist Schweden neben Dänemark und Großbritannien das dritte Land in der EU, das an seiner Währung festhält.Schwedens Bevölkerung hat am Sonntag mit 56,2 zu 41,8 Prozent überraschend klar gegen die von der Regierung vorgeschlagene Einführung des Euro gestimmt. Vier Tage nach der Ermordung von Außenministerin Anna Lindh setzten sich damit die Euro- Gegner durch, die bei allen Umfragen bis zu dem Attentat klar vorn gelegen hatten. Umfragen unmittelbar nach dem Attentat brachten so stark voneinander abweichende Ergebnisse, dass der Ausgang infolge des Todes der überzeugten Euro-Verfechterin Lindh wieder als völlig offen galt.Der sozialdemokratische Ministerpräsident Göran Persson sagte nach Abschluss der Stimmenauszählung, das Ergebnis zeige die tiefe Skepsis der Schweden gegenüber dem Euro. Dies bedeute aber nicht, dass die skeptisch gegenüber der EU seien. "Das Referendum zeigt ein gespaltenes Land, und wir müssen uns vor allem um das Abstimmungsverhalten nach Klassen kümmern." Er bezog sich damit auf die bei Wählern mit niedrigem Einkommen und schlechter Ausbildung besonders hohe Nein-Quote. Zur Frage nach einem Rücktritt wegen der überraschend klaren Niederlage sagte der 57-jährige Regierungschef: "Ich springe nicht ab, obwohl sich im Moment alles sehr schwer fühlt." Er wolle sich aber nicht vor der Verantwortung drücken, die sich nun aus dem Ergebnis der Volksabstimmung ergebe. Über die kurz- und langfristigen wirtschaftlichen für Schweden könne man noch keine Aussagen machen. In ersten Analysen erklärten auch führende Vertreter der Ja-Seite, es sei zu keinem Zeitpunkt der Kampagne gelungen, die Notwendigkeit des Euro-Beitritts im Bewusstsein unsicherer Wähler zu verankern. Weitgehende Überraschung herrschte darüber, dass der gewaltsame Tod der überzeugten Euro-Verfechterin Lindh keinen nennenswerten Einfluss auf den Ausgang hatte. Persson hatte gemeinsam mit der Mehrheit in seiner Partei, den drei größten bürgerlichen Oppositionsparteien, der Mehrheit und Medien und fast allen Wirtschaftsvertretern für ein Ja gefochten.Auch Dänen hatten abgelehntFür das Nein-Lager sagte die Vorsitzende der Linkspartei, Ulla Hoffmann: "Ich bin froh, dass der klare Wille der Bevölkerung auch nach dem schrecklichen Attentat weiter deutlich zum Ausdruck gekommen ist." Die Trauer um Lindh lasse allerdings keine "echte Freude" aufkommen. Man erwarte nun aber, dass die Regierung das Ergebnis auch langfristig respektiere. Neben der Linkspartei gehörten auch die Grünen, das bäuerlich-liberale Zentrum sowie eine starke Minderheit in der sozialdemokratischen Partei zum Lager der Euro-Gegner.An der Abstimmung beteiligten sich 81,2 Prozent der 7,1 Millionen stimmberechtigten Schweden. 2,1 Prozent machten von der Möglichkeit Gebrauch, einen "blanken" Stimmzettel abzugeben. Vor drei Jahren hatte auch die Bevölkerung in Dänemark den von der Regierung in Kopenhagen befürworteten Beitritt zur gemeinsamen EU-Währung abgelehnt. Die Labour-Regierung in Großbritannien, dem dritten nicht zur Eurozone gehörendes EU-Land, hat die Entscheidung über ein Referendum bis auf weiteres aufgeschoben. EU-Kommissionspräsident Roman Prodi bezeichnete das schwedische Nein am Sonntagabend in Bologna als "überraschend klar". Prodi sagte dem schwedischen TV-Sender SVT: "Ich war auf ein Nein vorbereitet, aber nicht in diesem Ausmaß." Die Ursachen müssten nun analysiert werden.Schröder bedauert Entscheidung Bundeskanzler Gerhard Schröder bedauerte das Nein. "Ein schwedischer Beitritt wäre langfristig sowohl für Europa als auch für Schweden wirtschaftlich und politisch von Vorteil", erklärte Schröder am Sonntagabend in Berlin. Ohne die gemeinsame Währung könnten die wirtschaftlichen Potenziale des Binnenmarkts nicht ausgeschöpft werden. Er respektiere die souveräne Entscheidung der Schweden. Es sei aber gut zu wissen, dass die Möglichkeit eines späteren Euro- Beitritts Schwedens weiterhin gegeben sei. Auch am Tag der Abstimmung konnte die schwedische Polizei keinen Durchbruch bei der Fahndung nach dem flüchtigen Mörder von Lindh melden, die sich entschieden für ein Ja ihrer Landsleute eingesetzt hatte. Die Fahndungsleitung veröffentlichte am Sonntag erstmals Fotos und Filmsequenzen mit Bildern vom Gesicht des mutmaßlichen Mörders. Er war wenige Minuten vor dem Messer-Attentat auf die 46-jährige Lindh im Stockholmer NK-Kaufhaus von Überwachungskameras aufgenommen worden. Mehr als vier Tage danach musste die Polizei am Sonntagabend mitteilen, dass sie auch den Namen den Hauptverdächtigen noch nicht ermittelt hat.

BKA hilft bei Suche nach Mörder von Anna Lindh
BKA hilft bei Suche nach Mörder von Anna Lindh

Am Tatort wurden Blutspuren gefundenBKA hilft bei Suche nach Mörder von Anna Lindh

Stockholm (rpo). Der Mörder der schwedischen Politikerin Anna Lindh hat sich bei der Messerattacke auf die Politikerin möglicherweise selbst verletzt. Am Tatort wurden jedenfalls Blutspuren gefunden. Experten des Bundeskriminalamtes werden bei der Ermittlung der DNA-Spuren helfen.Am Tatort im Stockholmer NK-Kaufhaus hätten die Ermittler Blutspuren entdeckt, die nicht von Lindh stammten, berichteten die Zeitungen "Dagens Nyheter" und "Expressen" am Montag in ihren Internetausgaben. Die Polizei schließe nicht aus, dass der gesuchte Mann eine Schnittwunde an der Hand habe. Die 46- jährige Sozialdemokratin war am Mittwoch bei einem Einkaufsbummel niedergestochen und rund 13 Stunden später an inneren Blutungen gestorben. Um mögliche DNA-Spuren des Täters zu bekommen, sollen zudem Spezialisten des Bundeskriminalamtes in Wiesbaden sowie britische Experten die Tatwaffe untersuchen. Dies ist in Schweden technisch nicht möglich. Unterdessen sind nach Veröffentlichung der Bilder des Hauptverdächtigen, die von den Überwachungskameras des Kaufhauses drei Minuten vor dem Mord aufgezeichnet wurden, rund 2000 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Auf den Bildern ist ein junger, schlanker Mann mit blauem Käppi, schulterlangem, dunklem Haar und grauem Sweatshirt zu sehen. Die Identität des mutmaßlichen Mörders konnte die Polizei jedoch noch immer nicht feststellen.

Kolumbien: Deutscher Tourist entführt - Auswärtiges Amt eingeschaltet

2000 Polizisten sind im EinsatzKolumbien: Deutscher Tourist entführt - Auswärtiges Amt eingeschaltet

Bogotá (rpo). Kolumbianische Rebellen haben im Norden des Landes acht Touristen entführt. Darunter ist auch ein Deutscher. 2000 Polizisten und Soldaten sind im Einsatz, um die Geiseln zu finden und zu befreien.Die Entführung beschäftigt jetzt auch das Auswärtige Amt. Seitens der Deutschen Botschaft werde enger Kontakt zu den kolumbianischen Behörden gehalten, hieß es am Montag in Berlin nach einer Sitzung des Krisenrates. Außerdem stehe man in Verbindung mit den Auslandsvertretungen der anderen betroffenen Länder.Die Gruppe wollte die Ciudad Perdida besuchen, die abgelegene "Verlorene Stadt" der präkolumbianischen Tayrona-Kultur, wie der kolumbianische Polizeichef Luis Alfredo Rodriguez am Sonntag in Bogota mitteilte. Als Geiselnehmer werden Guerilleros der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (FARC) vermutet. Entschlossene Verfolgung der Täter angekündigtPräsident Alvaro Uribe kündigte eine entschlossene Verfolgung der Täter an. Bei der Suche waren auch sechs Hubschrauber im Einsatz. Regen, dichter Dschungel und die bis zu 5.775 Meter hohen Berge der Region im Norden des Landes erschwerten jedoch die Fahndung, sagte Polizeichef Rodriguez. Die Touristen wurden am frühen Freitagmorgen in der Sierra Nevada verschleppt, rund 750 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bogota. Neben dem Deutschen wurden vier Israelis, zwei Briten und ein Spanier aus der Reisegruppe entführt. Ein Israeli, den die Kidnapper mit seiner Freundin, einem australischen Paar und einem Niederländer auf freien Fuß setzten, beschrieb die Täter als "außerordentlich höflich, ruhig und gut organisiert". Es habe keine Gelegenheit zum Widerstand gegeben, "sie wussten zu genau, was sie taten", sagte Ran Atzmon im israelischen Fernsehsender Kanal 10. Die Entführer hätten die fünf schließlich gefesselt und ohne Wanderschuhe zurückgelassen. Gemeinsam mit einem ihrer ebenfalls zurückgelassenen Führer sei es ihnen gelungen, sich zu befreien und nach einem zweitägigen Fußmarsch in Santa Marta die Behörden zu benachrichtigen, sagte Atzmon. "Zwei Männer in Tarnkleidung und mit Sturmgewehren"Der Niederländer Mathijs Grote Beverborg erklärte in der Küstenstadt Santa Marta, er vermute, dass er freigekommen sei, weil er lediglich Sandalen getragen habe. "Ich schlief noch halb, ich hörte viele Stimmen. Dann kamen zwei Männer in Tarnkleidung und mit Sturmgewehren herein", berichtete der 29-Jährige. Den Touristen, die freigelassen wurden, habe es an körperlicher Fitness oder gutem Schuhwerk gemangelt. "Ich habe erst später gemerkt, wieviel Glück ich hatte." Die FARC ist die größte Rebellenorganisation in Kolumbien und kämpft seit fast 40 Jahren gegen die Regierung in Bogota. In dem südamerikanischen Land werden jedes Jahr fast 3.000 Menschen entführt. Für die meisten der Geiselnahmen wird die FARC verantwortlich gemacht, die sich unter anderem mit der Erpressung von Lösegeld finanziert. Kardinal Pedro Rubiano, der oberste Vertreter der katholischen Kirche in Kolumbien, verurteilte die Entführung als Angriff auf Frieden und Gerechtigkeit.