Kohlestreit zwischen SPD und Grünen verschärftNRW: Rot-Grünes Schicksal weiter ungewiss
Düsseldorf (rpo). Die Koalitionskrise in Nordrhein-Westfalen schwelt weiter. Obwohl sich Spitzenvertreter von Rot-Grün am Montagabend zu einem weiteren Gipfel getroffen haben, machte Ministerpräsident Peer Steinbrück schon vorher klar, dass keine Hoffnungen bestehen würden, die seit Mitte Mai dauernde Krise schon jetzt zu lösen.Andererseits werde die Koalition an diesem Abend auch nicht platzen, sagte er und wies darauf hin, dass für Mittwoch und Freitag weitere Gespräche vereinbart seien. Hauptthemen am Montag seien die Verkehrspolitik und voraussichtlich auch der Haushalt, sagte Steinbrück. der SPD-Landesvorsitzende Harald Schartau erklärte, im Laufe der Woche müsse eine Plattform mit wichtigen Klärungen für Nordrhein-Westfalen erreicht werden. Nötig seien unzweideutige Ergebnisse. Man müsse sehen, dass "die Landesregierung den Stier bei den Hörnern packt und unter schwieriger gewordenen Rahmenbedingungen eine zukunftsgerichtete Politik macht". Umweltministerin Bärbel Höhn von den Grünen erklärte, ihre Partei wolle gern die Koalition fortsetzen. Sie habe die Krise auch nicht veranlasst. Jetzt wollten sie gerne wissen, wo die Streitpunkte genau seien. Das letzte Gespräch am vergangenen Mittwoch sei atmosphärisch "ganz gut" gewesen. Entscheidend sei aber, ob man in der Sache näher komme. Hauptstreitpunkte neben der Steinkohle seien der Metrorapid und der von der SPD geforderte Ausbau von Flughäfen. Wenige Stunden vor dem Treffen hatte sich der Streit über die künftige Kohlepolitik verschärft. Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Edgar Moron, warf den Grünen vor, mit dem Thema "nicht ehrlich" umzugehen. Der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Fraktion, Reiner Priggen, hielt Moron daraufhin vor, eine Fehlinterpretation der bisherigen Koalitionsgespräche zu verbreiten. Das sei "ärgerlich". Moron erklärte, im Koalitionsgespräch in der vergangenen Woche habe der Koalitionspartner sich kompromissbereit gezeigt und die Forderung nach einem Ausstieg aus der Steinkohle zurückgezogen. Auch über einen Fördersockel über 2010 hinaus könne man sich verständigen. Priggen bezeichnete diese Darstellung als unzutreffend. Zwar sei den Grünen klar, dass schon aus Gesichtspunkten des Arbeitsmarktes nicht alle zehn noch verbliebenen Zechen bis 2010 geschlossen werden könnten. Sie forderten aber nach wie vor einen "kontinuierlichen Abbauprozess der Steinkohlesubventionen". Die SPD wolle bisher eine Halbierung der Fördermittel bis 2010 nicht mittragen. Er sehe an diesem Punkt noch keine Annäherungsmöglichkeit. Grünen-Landeschefin skeptisch Priggen betonte, die Grünen hielten einen nationalen Fördersockel für die Steinkohle nach wie vor für falsch. Darüber müsse aber nicht jetzt entschieden werden, sondern nach den Vorgaben der EU erst im Jahr 2008. Nötig sei aber jetzt schon eine Vereinbarung über den kontinuierlichen Abbau der Subventionen in den nächsten Jahren. Pessimistisch über die Zukunft der rot-grünen Zusammenarbeit hatte sich am Morgen die Grünen-Landesvorsitzende Britta Hasselmann im WDR geäußert. Sie werde "mit jedem Tag skeptischer, ob es zu Lösungen in Düsseldorf kommen kann. Und wir haben die entscheidenden Fragen - die Haushaltspolitik, die Verkehrspolitik - noch nicht besprochen". Steinbrück wirft den Grünen vor, nötige Schritte zur Zukunftssicherung des Landes zu blockieren. Weitere Krisengipfel sind für Mittwoch und Freitag angesetzt.