Argentinier Ocampo will Skeptiker von Unabhängigkeit überzeugenInternationaler Strafgerichtshof vereidigt Chefankläger
Den Haag (rpo). Der argentinische Jurist Luis Moreno Ocampo ist als erster Chefankläger vom Internationalen Strafgerichtshof als erster Chefankläger vereidigt worden. Damit ist der Weg für Prozesse gegen Kriegsverbrecher aus der ganzen Welt frei. Ocampo legte am Montag vor den 18 Richtern des Gerichtshofs im Friedenspalast in Den Haag seinen Amtseid ab. Seit der Gründung des IStGH gingen in Den Haag bereits 400 glaubwürdige Hinweise auf Kriegsverbrechen ein. Moreno Ocampo erklärte, er werde sein Amt als Chefankläger "ehrenwert, ehrlich, unbefangen und gewissenhaft" ausüben und die Vertraulichkeit aller Ermittlungen respektieren. Unter den Gästen waren die Ehefrau des niederländischen Thronfolgers Prinz Willem Alexander, die in Argentinien geborene Prinzessin Maxima, sowie die Chefanklägerin der UN-Tribunale für Jugoslawien und Ruanda, Carla Del Ponte, und der US-Ankläger der Nürnberger Prozesse, Benjamin Ferencz. Ohne direkte Nennung der USA erklärte Moreno Ocampo, eines seiner wichtigsten Ziele sei es, Skeptiker von der Unabhängigkeit des IStGH zu überzeugen. Der Gerichtshof werde nur gegen schwerste Verletzungen des Völkerrechts vorgehen und hauptsächlich als Informationsmittler bei internationalen Untersuchungen dienen. "Das Gericht ist eine Ergänzung zu den nationalen Systemen", betonte Moreno Ocampo. Er plane, in diesem Jahr 52 Mitarbeiter einzustellen und deren Zahl bis 2004 zu verdoppeln. Der 50-jährige Moreno Ocampo wurde im April in New York einstimmig von der Versammlung des IStGH gewählt. Nach seinem Jura-Abschluss 1978 arbeitete er zunächst als Verteidiger. 1980 war er stellvertretender Staatsanwalt im Verfahren gegen neun ehemalige argentinische Militärkommandeure, denen Folter und Mord während der 70er und 80er Jahre vorgeworfen wurden. 2001 vertrat er in einem Prozess gegen Mitglieder der chilenischen Geheimpolizei deren Opfer. Ein Jahr später setzte er sich für die Auslieferung des ehemaligen SS-Hauptsturmführers Erich Priebke nach Italien ein. Nach Ansicht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch muss Moreno Ocampo politischem Druck widerstehen und erst dann Anklage erheben, wenn die Ermittlungen vollständig abgeschlossen sind. "Wir erwarten, dass er unempfindlich für jede unangemessene Einflussnahme ist", sagte Richard Dicker vom Programm Internationale Gerechtigkeit bei Human Rights Watch. Die Vereinigten Staaten boykottieren den IStGH mit der Begründung, dass US-Friedenssoldaten willkürlicher Strafverfolgung ausgesetzt sein könnten. Erst am Donnerstag verlängerte der UN-Sicherheitsrat die Immunität für amerikanische Blauhelmsoldaten um ein Jahr. Gleichzeitig bemühen sich die USA auch um bilaterale Verträge zur Umgehung der Gerichtsbarkeit des IStGH. Auch Russland und China erkennen das Gericht nicht an. Der Gerichtshof schreitet nur ein, wenn ein Land nicht willens oder fähig ist, selbst gegen Verdächtige vorzugehen.