Islamisten im VisierIran: Neue Proteste gegen das System
Teheran (rpo). Die Proteste gegen das fundamentalistische System in Iran gehen weiter. Mehrere hundert Studenten demonstrierten erneut gegen das System.In frühen Morgenstunden des Sonntag forderten nach Augenzeugenberichten in der Hauptstadt Teheran mehrere hundert Studenten erneut ein Referendum über die politische Zukunft des Landes.Auch in Schiras im Süden des Landes habe es regimefeindliche Proteste gegeben, berichtete der studentische Informationsdienst ISNA. Dort sei es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Mehrere Demonstranten seien festgenommen worden. Islamische Führung Irans steht zunehmend unter DruckDie islamische Führung Irans steht zunehmend unter Druck. In den östlichen und westlichen Nachbarländern Afghanistan und Irak sind nun Truppen des Erzfeindes USA stationiert. Washington wirft der islamischen Republik eine Unterstützung des Terrornetzwerks El Kaida vor. Zudem ist das iranische Atomprogramm international in die Kritik geraten. Jedes dieser Probleme allein bereitet der Führung in Teheran schon genug Kopfzerbrechen. Hinzu kommen jetzt noch die Studentenproteste. Sogar Regierungsvertreter sprechen angesichts der Summe dieser Probleme inzwischen von der größten Herausforderung der iranischen Führung seit der islamischen Revolution im Jahre 1979.In Teheran sei es in der Nacht zum Sonntag im Gegensatz zu den vergangenen Nächten jedoch nicht zu größeren Protestkundgebungen gegen das Regime gekommen. Die Polizei habe die Zugänge zu den Wohnheimen von drei Universitäten in Teheran abgeriegelt. Bei den Protesten seit Mittwoch wurden nach Behördenangaben 28 Regimegegner und 32 Polizisten verletzt. Autos und Motorräder seien in Brand gesetzt worden. Innenministerium gegen die StudentenDas Innenministerium wollte laut ISNA gegen Islamisten der Ansar Hisbollah (Partei Gottes) vorgehen, die in den vergangenen Tagen wiederholt protestierende Studenten angegriffen hatten. Einer der Führer der Gruppe, Saaid Asgar, ist den Angaben nach festgenommen worden. Bei einem Angriff der Islamisten auf ein Studentenwohnheim im Westen der iranischen Hauptstadt am Samstagmorgen waren zehn Studenten zum Teil lebensgefährlich verletzt worden. Nach iranischen Medienberichten waren am Samstag auch Demonstranten festgenommen worden. Einzelheiten wurden nicht bekannt gegeben. Wie der staatliche Sender IRIB berichtete, hätten diese "Krawallmacher" die öffentliche Ordnung gestört und Parolen gegen die islamischen Führer des Landes gerufen. Die "Krawallmacher" seien "politische Söldner" der USA, hieß es weiter. Freier Zugang für Reporter gefordertAm Samstagmorgen hatten Sicherheitskräfte das Gelände eines Studentenheims abgeriegelt, das in den vergangenen drei Nächten Schauplatz der heftigsten politischen Proteste seit Jahren in der iranischen Hauptstadt war. Das Kulturministerium hatte ausländische Medienvertreter aufgerufen, von dem Studentenheim fern zu halten, da ihre Sicherheit nicht gewährleistet sei. Die iranische Pressegewerkschaft ihrerseits forderte von Innenminister Abdolwahed Mussawi Lari, Reportern freien Zugang zu gewähren. Die Führung in Teheran hat den USA wiederholt vorgeworfen, hinter den regimekritischen Demonstrationen zu stehen, die am Mittwoch begonnen hatten. Seit der Revolution von Ajatollah Khomeini vor gut 24 Jahren sind im schiitischen Iran Politik und Religion eng miteinander verflochten.