Westerwelle äußert sich zum Tod des früheren FDP-Politikers"Ich habe zu Jürgen Möllemann gestanden"
Hamburg (rpo). Erstmals hat sich der FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle zu den Vorwürfen nach dem Tod von Jürgen Möllemann geäußert. Die Klagen von Familie und Parteispitze wies er zurück und beteuerte, dass er so lange wie möglich zu Möllemann gehalten habe. "Ich habe zu Jürgen Möllemann gestanden, so lange es irgend zu vertreten war", sagte Westerwelle der "Bild am Sonntag". Zugleich bestritt er, unangemessen hart gegen den ehemaligen Parteifreund vorgegangen zu sein: "Ich habe zugelassen, dass Schaden an meinem persönlichen Ansehen entstand, um Schaden von meiner Partei abzuwenden." Vor einem Jahr habe er den Bundesvorstand dazu veranlasst, Möllemann im Antisemitismus-Streit eine Rüge auszusprechen, sagte Westerwelle. Zugleich habe er aber dafür gesorgt, dass der Bundesvorstand weiter zum damaligen Parteivize gestanden habe: "Ich habe mit aller Kraft meine Partei zusammengehalten, die Jürgen Möllemann zu sprengen drohte." Als nach der Bundestagswahl im September Hinweise aufgetaucht seien, dass Möllemann bei der Finanzierung seines israel-kritischen Faltblatts gegen das Gesetz verstoßen habe, habe es jedoch keine Alternative zum Vorgehen der Parteiführung gegeben. "Ich konnte und durfte derart massive Hinweise auf Gesetzesverstöße nicht unter den Teppich kehren. Daran möchte ich manche Kommentatoren erinnern, die heute leichtfertig Vorwürfe erheben", betonte der FDP-Chef. Er äußerte sich noch immer erschüttert über den Tod des 57-Jährigen und erklärte, er werde die tiefe Trauer der Familie respektieren. Möllemann, der am 5. Juni bei einem Fallschirmsprung ums Leben gekommen war, war am Freitag in Münster beigesetzt worden. Die Familie hatte darauf gedrängt, dass Westerwelle der Beerdigung fernbleibt. Die Witwe Carola Möllemann-Appelhoff gibt der FDP-Spitze Mitschuld am Tod ihres Mannes. Westerwelle betonte: "Jeder fühlende Mensch hat eine Ahnung, was jetzt in den Köpfen und Herzen der Familie Möllemann vorgehen muss." Ihn selbst habe der Tod des früheren FDP-Politikers ernster und nachdenklicher gemacht: "Er macht mir bewusst, wie das Leben im grellen Licht der Öffentlichkeit Menschen prägen kann. Er macht mir bewusst, dass ein Leben in der Öffentlichkeit einen festen inneren Kompass braucht", sagte der Parteivorsitzende.