Parteien analysieren Bremer SPD-ErfolgBremen: Scherf setzt auf große Koalition
Bremen (rpo). Nach der Wahl in Bremen will SPD-Bürgermeister Henning Scherf die große Koalition mit der CDU fortsetzen. Am Montag beraten die Parteigremien über den Ausgang der Bürgerschaftswahlen.SPD-Generalsekretär Olaf Scholz hatte den Sieg im kleinsten Bundesland gestern (Sonntag) Abend als Bestätigung der erfolgreichen Arbeit Scherfs gewertet. Bundeskanzler Gerhard Schröder sei stolz auf den Bremer Regierungschef. CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer sagte zur Niederlage seiner Partei, das Ergebnis sei eine Absage an Rot- Grün. Entgegen dem Abwärtstrend der Bundes-SPD von Kanzler Gerhard Schröder lagen die Bremer Sozialdemokraten bei der Bürgerschaftswahl nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis 12,4 Prozentpunkte vor der CDU, die im Vergleich zu 1999 mehr als sieben Punkte verlor. Die SPD kann damit die seit 1995 von Scherf geführte und erneut angestrebte große Koalition fortsetzen. "Ermutigung für die SPD über Bremen hinaus"Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) sagte, der Sieg sei "eine Ermutigung für die SPD weit über Bremen hinaus". Es gelte nun, die eingeschlagene Linie bei den Sozialreformen weiterzuführen. Der frühere niedersächsische Regierungschef Sigmar Gabriel (SPD) betonte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Montag), der Erfolg beweise, dass der Reformkurs des Kanzlers die SPD nicht an Wahlsiegen hindere. Die Bremen-Wahl sei "auch ein aktueller Gradmesser für die Zustimmung zur Reformpolitik im Bund" gewesen. "Das ist ganz klar ein Auftrag für das Projekt, das ich seit acht Jahren vertrete", sagte Scherf zu seinen Plänen. "Das ist ein Ergebnis für die große Koalition." Dies werde er in seiner Partei vertreten, in der es auch Sympathien für eine rechnerisch mögliche rot-grüne Koalition gibt. In den ARD-Tagesthemen meinte Scherf: "Wir haben die Bundespolitik einfach ein Stück außen vor gelassen, aber wir haben uns nicht gegen die Bundesregierung profiliert." Scherf deutete am späten Abend zudem an, dass er möglicherweise doch bis zum Ende der Legislaturperiode im Amt bleibt. "Dieses Wahlergebnis ist so auf mich gemünzt, dass es schwer ist, zu sagen: Das war's", erklärte Scherf. "Es kann sein, dass ich noch ein bisschen länger arbeiten muss als ich eigentlich vor hatte." Der 64- Jährige hatte vor der Wahl angedeutet, dass er, sofern die Sanierung des Landes auf gutem Weg ist, nicht mehr die ganze Wahlperiode im Amt bleiben wolle. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis fiel die SPD leicht auf 42,3 (1999: 42,6) Prozent. Die CDU sackte auf 29,9 (37,1) Prozent. Die Grünen konnten sich auf 12,8 (8,9) Prozent steigern. Die DVU scheiterte landesweit mit 2,3 (3,0) Prozent. Durch das spezielle Wahlrecht bekommen die Rechtsextremen aber mit 7,1 Prozent (6,0) in Bremerhaven einen Sitz im Parlament. Dies gelang auch der FDP, die im Land mit 4,2 (2,5) scheiterte und in Bremerhaven 5,7 Prozent bekam. Die Wahlbeteiligung stieg leicht auf 61,4 Prozent (60,1). Im neuen, auf 83 Abgeordnete verkleinerten Parlament verfügt die SPD damit über 40 Sitze. Die CDU bekommt 29 Sitze, die Grünen erhalten 12 Sitze. DVU und FDP sind mit je einem Abgeordneten vertreten. Im Land Bremen gilt eine Besonderheit des Wahlrechts: Auch wer nur in einer der beiden Städte - Bremen und Bremerhaven - die Fünf-Prozent-Hürde überspringt, kommt in die Bürgerschaft.