Befürchtete Warnstreiks bleiben aus Arbeitskampf bei der Bahn abgewendet

Frankfurt/Main (AP). Die befürchteten Warnstreiks bei der Deutschen Bahn bleiben aus: Gewerkschaften und Arbeitgeber verständigten sich am Mittwochabend in Frankfurt am Main auf einen neuen Tarifvertrag für die 145.000 Eisenbahner ohne Beamtenstatus.

Die Einigung sieht eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um zwei Prozent zum 1. November dieses Jahres und um weitere 2,4 Prozent zum 1. März 2002 vor. Die Löhne in Ostdeutschland sollen zum 1. Januar 2001 auf 89 Prozent und zum 1. Januar 2002 auf 90 Prozent des Westniveaus angeglichen werden. Beide Seiten zeigten sich zufrieden über den Tarifabschluss.

Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis März 2003. Bis zuletzt umstritten war die Ausgestaltung des so genannten Zukunftssicherungsfonds. Vereinbart wurde nun, den Fonds mit 2,7 Milliarden Mark auszustatten. Sollte der Konzern ein gutes Betriebsergebnis erzielen, ist eine Aufstockung um weitere 300 Millionen Mark im Jahr 2004 möglich. Aus dem Fonds sollen diejenigen Arbeitnehmer Leistungen erhalten, denen zurzeit besitzstandswahrende Zulagen zustehen. Dies sind nach Gewerkschaftsangaben knapp 100.000 Beschäftigte.

Bahnchef Hartmut Mehdorn begrüßte die Einigung und sagte: "Es ist noch nie so wichtig gewesen wie in diesem Jahr, ein Zeichen zu setzen, dass die Bahn nicht nur Hilfe fordert, sondern sich auch selbst hilft." Die Eisenbahnergewerkschaft Transnet sprach von "einem Ergebnis der Vernunft". Transnet-Chef Norbert Hansen wies darauf hin, dass mit dem Tarifvertrag auch das Beschäftigungsbündnis bei der Bahn bis zum Ende des Jahres 2004 festgeschrieben sei. Das bedeute, dass bis zu diesem Zeitpunkt betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen seien. Auch die Verkehrsgewerkschaft GDBA zeigte sich "angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen zufrieden" mit dem erzielten Ergebnis. Allerdings wäre ein solcher Abschluss auch ohne die Warnstreiks der vergangenen Woche möglich gewesen.

Die Tarifgemeinschaft aus GDBA und Lokführergewerkschaft GDL hatte vier Prozent mehr Lohn und einen deutlichen Schritt vorwärts bei der Angleichung der Bezahlung im Osten gefordert. Transnet hatte eine Einkommensverbesserung sogar von fünf Prozent verlangt.

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort