Tor zum Tempelberg geschlossen Arafat auf Werbe-Feldzug

Gaza/Jerusalem (AP). Der palästinensische Präsident Jassir Arafat ist am Samstag von Gaza zu einer zweitägigen Auslandsreise aufgebrochen, die ihn nach Frankreich und Saudi-Arabien führen soll. Arafat will dort um Unterstützung für die palästinensische Haltung im Nahost-Friedensprozess werben.

Beobachter erwarten, dass Arafat in Paris erneut auf stärkere europäische Vermittlungsbemühungen bei den Verhandlungen mit Israel dringen wird. Auf dem Flughafen überreichte der US-Generalkonsul in Israel, John Herbst, Arafat nach palästinensischen Angaben einen Brief von US-Präsident Bill Clinton.

Der Religionsrat der Moslems in Jerusalem schloss unterdessen eines der Tore zum Tempelberg, das überwiegend von Touristen und jüdischen Gläubigen benutzt wird. Zur Begründung erklärte der Rat, jüdische Extremisten hätten am Donnerstag israelische Flaggen in die auf dem Tempelberg gelegene Al-Aksa-Moschee bringen wollen. Der Rat verwaltet den Tempelberg. Das Tor, eines von insgesamt zehn, bleibe auf unbestimmte Zeit geschlossen. In Nablus demonstrierten am Samstag mehrere hundert Palästinenser für den Anspruch ihres Volkes auf Jerusalem.

Clinton-Lob für Barak

In einem am Freitag im israelischen Fernsehen ausgestrahlten Interview hatte Clinton das Verhalten des israelischen Ministerpräsidenten Ehud Barak beim Nahost-Gipfel in Camp David gelobt. Barak sei kreativer und mutiger gewesen als Arafat. Clinton erklärte weiter, er überlege, die amerikanische Botschaft in Israel von Tel Aviv in das jüdische Westjerusalem zu verlegen. Er hege diesen Wunsch bereits seit langem, habe aber immer davor zurückgeschreckt, um den Friedensprozess nicht zu gefährden. Eine Entscheidung darüber werde bis zum Jahresende fallen.

Israel spricht sich bereits länger für eine Verlegung aus, während die Palästinenser strikt dagegen sind. Eine von den Palästinensern angekündigte einseitige Staatsausrufung am 13. September bezeichnete Clinton als großen Fehler.

In dem auf dem Flughafen übergebenen Schreiben sicherte Clinton nach Angaben eines Beraters Arafats zu, sich weiterhin um eine Lösung der Palästina-Frage zu bemühen. Arafat erklärte, er werde seinen Gastgebern die Haltung der Palästinenser erläutern, um "palästinensischer Propaganda" entgegenzuwirken.

(RPO Archiv)
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