Applaus für Sarrazin

Thilo Sarrazins Weltbild ist einfach gestrickt: Probleme bei der Integration sieht er nur bei muslimischen Einwanderern. Die lehnen seiner Meinung nach das deutsche Gesellschaftssystem ab. Alle anderen Migrantengruppen seien "bestens integriert", "Türken und Marokkaner" aber nicht, sagte er gestern bei einer Podiumsdiskussion zum demografischen Wandel in Berlin. Vor den rund 200 Zuschauern stand Sarrazin mit seinem Urteil nicht allein. So erntete der umstrittene Buchautor Applaus, als er von "der türkischen Mutter, die kein Deutsch versteht" und dem "türkischen Vater, der Lehrerinnen nicht respektiert", erzählte.

Der Bundesbankvorstand wünscht sich eine nach dem Leistungsprinzip strukturierte Gesellschaft. Menschen müssen laut Sarrazin "im System funktionieren". Der deutsche Staat biete kostenlose Schulbildung an – weitergehende Förderprogramme seien dagegen unnötig. Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth entgegnete, es sei wenig sinnvoll, mit Wirtschaftsprinzipien auf Integrationsprobleme zu reagieren. "Wenn wir nur auf knallhartes Geschäft setzen, werden wir wenig Erfolg haben", sagte die CDU-Politikerin. Sie warnte davor, Migranten pauschal zu verurteilen: "Die Mehrheit dieser Menschen will in diesem Land mit uns gemeinsam leben."

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