Persönlich Anthony Weiner ... scheitert in New York

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind das Land, das den Menschentypus "Stehaufmännchen" so sehr verehrt wie seine größten Helden. Deshalb hätte der Demokrat Anthony Weiner, der Bürgermeisterkandidat für New York werden wollte, eigentlich eine Erfolgsgeschichte schreiben können. Denn Weiner ist ein Mann der zweiten Chancen. Er bekam sie von seinen Parteigenossen, seinen Freunden, seiner Ehefrau. Nur nicht von den Wählern. Die bereiteten Weiners Wahlkampf mit den Vorwahlen nun ein jähes Ende.

Bereits 2011 war der heute 49-Jährige, der als Sohn eines Anwalts und einer Mathematiklehrerin in Brooklyn aufgewachsen ist, als Abgeordneter im Repräsentantenhaus zurückgetreten. Grund war ein peinlicher Sex-Skandal: Der verheiratete Familienvater hatte ein Bild seines Geschlechtsteils nicht, wie gewollt, als Privatnachricht an eine 21-jährige Studentin in Seattle, sondern als öffentliches Foto über den Nachrichtendienst Twitter verschickt. Nach dem Fiasko zog sich Weiner für ein Jahr ins Private zurück, kümmerte sich um seinen Sohn, versuchte mit Ehefrau Huma Abedin – als jahrelange Hilary-Clinton-Vertraute ebenfalls ein Politikprofi – durch eine Paartherapie die Ehe zu retten. Als er damit fertig war, ließ Weiner von einem Meinungsforscher ermitteln, wie groß seine Chancen seien, in die Politik zurückzukehren. Der Meinungsforscher meinte, es reiche – bis herauskam, dass Weiner nach seinem Rücktritt weiterhin anzügliche Nachrichten an junge Frauen verschickt hatte. Das Stehaufmännchen brachte sich erneut selbst zu Fall.

Bei den Vorwahlen erreichte Weiner nun den letzten Platz der fünf Kandidaten und scheidet damit für die Bürgermeisterwahl im November aus. Die besten Chancen auf die demokratische Kandidatur hat der liberale Kandidat Bill de Blasio, der mit knapp 40 Prozent der Stimmen vorne liegt. Er setzt sich unter anderem für Frauenrechte ein.

Lena Steeg

(RP)
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