Persönlich Anthony Scaramucci . . . beschimpft seine Kollegen

Wenn Sprache zu vulgär wird, behelfen sich amerikanische Medien gerne mit vielsagenden Pünktchen oder einem Piepton. An dem, was der Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses, Anthony Scaramucci (53), in einem Interview mit dem "New Yorker" von sich gab, war mit vornehmen Auslassungen aber nichts mehr zu retten. Über einen "verdammten paranoiden Schizophrenen" schimpfte Trumps neuer Pressemann - und sprach dabei über den Stabschef des Weißen Hauses, Reince Priebus. Über den Chefstrategen Stephen Bannon gab Scaramucci an, dieser wolle seinen "eigenen Schwanz lutschen".

Es herrscht Krieg auf den Fluren des West Wing - und Scaramucci hat den Vorhang hochgezogen. Nun kann ein weltweites Publikum die Fehden, Intrigen und Dysfunktionalität der Regierung live und in Farbe mitverfolgen. Der frühere Hedgefonds-Manager schaffte es, in einem Atemzug zu drohen, dass er die Informanten der Medien im Weißen Haus "killen" werde, nur um dann selbst Interna auszuplaudern. Priebus werde demnächst zum Rücktritt aufgefordert, erzählte er dem Journalisten. Bis zur Entlassung des Stabschefs dauerte es dann in der Tat nicht mehr lange.

Fassungslos verfolgt die Washingtoner Szene, wie Scaramucci in Stil und Auftritt binnen weniger Tage zum gegelten Double Donald Trumps mutiert ist: laut, dünnhäutig und nie selbst schuld. Er habe nicht gewusst, dass der Reporter seine Vulgärtirade veröffentlichen würde, ließ der gebürtige New Yorker durchklingen: "Es war ein Fehler, einem Reporter zu vertrauen." Er werde in Zukunft auf seine manchmal "farbenreiche Sprache" verzichten. Ein inhaltliches Dementi ist das nicht.

Schließlich gilt ja auch, was die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, zu den auf offener Bühne ausgetragenen Machtkämpfen sagt: "Der Präsident mag diese Art von Wettbewerb und fördert ihn." Man darf also gespannt sein auf die nächste Episode.

Ines Zöttl

(RP)
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