Persönlich Anshu Jain ... leidet mit der Deutschen Bank

Am Donnerstag wird Anshu Jain seine erste Bilanz als Chef der Deutschen Bank vorlegen. Sie wird nach Einschätzung von Branchenbeobachtern trübe ausfallen – auch weil Jain und sein Co-Chef Jürgen Fitschen so viele Belastungen wie möglich in das letzte, noch von Vorgänger Josef Ackermann mitverantwortete Jahr packen werden.

Doch auch die Aussichten für den Branchenprimus sind nicht rosig. Bei dem Projekt, das Image der Deutschen Bank zu verbessern, kommt der 49-jährige Jain nicht voran. Die Bank macht mehr Schlagzeilen mit strafrechtlichen Ermittlungen als mit wirtschaftlichen Erfolgen. Im Dezember hatte es gleich zwei Mal eine Razzia in der Zentrale in Frankfurt geben. Einmal ging es um den Kirch-Prozess, einmal um Umsatzsteuerbetrug. Auch steht die Bank weiter im Verdacht, an der weltweiten Manipulation des Libor-Zinses kräftig mitgewirkt zu haben, an dem sich zum Beispiel die Hypothekenzinsen orientieren. Deswegen war Anshu Jain im November sogar vom Finanzausschuss des Bundestages vorgeladen worden – und kniff. Er schickte einen Mitarbeiter.

Dabei hatte der gebürtige Inder zu seinem Start im Juni 2012 versucht, mit einer Charme-Offensive bestehende Vorurteile zu zerstreuen. Er gelobte, besser Deutsch zu lernen. Er betonte die Bedeutung des Privatkundengeschäftes und kämpft für den Erhalt von Universalbanken, die Investment-Banking und klassisches Bankgeschäft unter einem Dach vereinigen. Damit hat der überzeugte Vegetarier vor allem die deutschen Mitarbeiter positiv überrascht. Schließlich war es der studierte Ökonom selbst, der das Investmentbanking bei der Deutschen Bank so groß gemacht hatte. Viele hatten zunächst Sorge, dass Jain die Bank zerschlagen und den Sitz in seine Wahlheimat London verlegen würde. Die dürfte Jain derzeit ebenso selten sehen wie seine Frau, seine beiden Kinder und den geliebten Golf-Platz. Zu viele Baustellen hat die Deutsche Bank.

Antje Höning

(RP)
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