Persönlich Ansgar Puff . . . tauscht Büro gegen Domplatte

Getreu dem Motto: Wenn die Leute nicht in die Kirche gehen, kommt die Kirche eben zu den Leuten, bietet der Kölner Weihbischof Ansgar Puff nun eine "Outdoor-Sprechstunde" an. Ab sofort sitzt er montags ab 17.30 Uhr auf keiner geringeren Kirchentreppe als der des Kölner Doms und wartet auf Redebedürftige. Menschen seien dort ja genug, da komme man bestimmt mit dem einen oder anderen ins Gespräch, meint der 60-Jährige. "Und wenn nicht - macht nichts."

Beten könne man sowieso für alle. Der Ort ist dabei Nebensache. Ansgar Puff hat selbst in Kölner U-Bahn-Stationen sakrale Gefühle, weil die ihn immer ein bisschen an imposante Kirchenarchitektur erinnerten, wie er in seinen Videos auf Facebook erzählt. Und während die Menschen mit ihren Handys simsen und telefonieren, ist Puff immer dabei, filmt sich selbst und predigt - in der Kölner Innenstadt, in seiner Küche oder beim Eiersuchen im Garten. Stets nah bei den Menschen, manchmal etwas zu nah mit der Selfie-Kamera.

Papst Franziskus habe gesagt, er träume von einer Kirche, "die rausgeht, die keine Angst hat, sich Beulen zu holen", erklärte Puff einmal und verbringt so manche Nacht in einer Diskothek - um mit Menschen zu sprechen, die nicht in die Kirche gehen. Puff beklagte ohnehin die leeren Beichtstühle, die er "Müllabfuhr" nennt. "Der innere Müll muss irgendwann weg, sonst fängt es an zu stinken", so der Weihbischof. Auf der Domplatte wird ihm sein ursprünglicher Traumjob wohl entgegenkommen - studierte der gebürtige Gladbacher doch zuerst Sozialarbeit und kümmerte sich um Obdachlose in Kölner Brennpunktvierteln. Erst später entschied sich der Zwei-Meter-Mann, der damals bei Franziskanern lebte, für ein Theologiestudium in Bonn. 2013 machte Papst Franziskus ihn zum Weihbischof von Köln, wo er für 600.000 Katholiken zuständig ist - und für Seelsorge. Die findet montags bei Regen jedoch nicht draußen, sondern im Dom statt.

(RP)
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