Anschlag in Talokan

Heimtückischer konnte der Anschlag der Taliban nicht sein: Die Täter lauerten ihren Opfern im Gouverneurssitz auf, sie trugen nicht nur afghanische Uniformen, sondern waren tatsächlich Polizisten. Dieser Angriff erschüttert einmal mehr das dringend notwendige Vertrauen zwischen den afghanischen Streitkräften und ihren internationalen Ausbildern. Die offizielle Partnerschaft zum schnellen Aufbau der einheimischen Sicherheitskräfte, die den Abzug aller Isaf-Kampftruppen bis 2014 zum Ziel hat, wird dadurch erheblich gefährdet. Denn mit jedem Anschlag wächst zwangsläufig das Misstrauen gegenüber den Verbündeten.

Dennoch gibt es keine Alternative zu dem eingeschlagenen Weg, will sich der Westen militärisch langsam vom Hindukusch lösen. Die gezielte Unterwanderung von Armee und Polizei beweist dies indirekt: Die Islamisten wollen den Aufbau der afghanischen Sicherheitskräfte verhindern, weil sie ihn besonders fürchten. Ähnlich vehement hatten sie beispielsweise Schulen oder den Aufbau der Elektrizitätsversorgung attackiert: Bildung und Wohlstand entziehen religiösen Eiferern den Boden. Der Angriff von Talokan zeigt aber leider auch: Die Lage in Afghanistan ist noch längst nicht stabil – im Gegenteil.

Bericht: verletzter deutscher . . ., titelSeite

(RP)
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