Manchester IS-Terror gegen Kinder

Manchester · Das blutigste Attentat in Großbritannien seit über zehn Jahren galt jugendlichen Besuchern eines Pop-Konzerts. Premierministerin Theresa May spricht von einer "neuen Qualität der Feigheit".

Mindestens 22 Tote, darunter mehrere Jugendliche und ein achtjähriges Mädchen - diese blutige Bilanz des Terroranschlags von Manchester erschüttert nicht nur Großbritannien, sondern hat gestern auf der ganzen Welt Bestürzung und Mitgefühl hervorgerufen. Papst Franziskus nannte die Tat, zu der sich die Terrormiliz Islamischer Staat bekannte, einen barbarischen Angriff. Premierministerin Theresa May sprach von einem abscheulichen Verbrechen. Etliche Konzertbesucher wurden gestern noch vermisst. 59 Verletzte kamen in Krankenhäuser, einige schweben in Lebensgefahr.

In der Eingangshalle der Manchester Arena hatte ein mutmaßlich islamistischer Selbstmordattentäter am Montagabend gegen 22.30 Uhr Ortszeit (23.30 Uhr MESZ) eine Bombe gezündet. Der selbstgebaute Sprengsatz explodierte in dem Moment, als das überwiegend jugendliche Publikum ein Konzert des Teenie-Stars Ariana Grande verließ. Es kam zu einer Massenpanik. "Er hat Zeit und Ort absichtlich so gewählt, um das größtmögliche Blutbad anzurichten", erklärte May, die am Nachmittag in der Stadt eintraf. Den Rettungskräften zufolge sind unter den Verletzten zwölf Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren.

Der IS erklärte, ein "Soldat" der Terrormiliz habe eine Bombe unter "Kreuzfahrern" in einem "Gebäude für schamlose Feiern" platzieren können. Anhänger feierten dies in sozialen Netzwerken. Die britische Polizei geht bisher von einem Einzeltäter aus. Doch müsse noch sichergestellt werden, "ob er allein handelte oder als Teil eines Netzwerks", sagte Ermittler Ian Hopkins. Ob die Festnahme eines 23 Jahre alter Mannes in Manchester im Zusammenhang mit der Bluttat steht, ist noch offen. Am Abend erklärte May, die Terrorwarnstufe im Land werde auf das höchste Niveau "kritisch" angehoben. Ein weiterer Anschlag könne unmittelbar bevorstehen. In London wurde die Polizeipräsenz erhöht. Erst zwei Monate zuvor hatte ein Attentäter in der Nähe des Parlaments auf einer Themse-Brücke Fußgänger überfahren und einen Polizisten erstochen. Im Juli 2005 hatten vier Selbstmordattentäter Angriffe auf das Londoner Nahverkehrssystem verübt und 52 Menschen getötet.

Königin Elizabeth II. und ihr Ehemann Philip gedachten auf einem Gartenfest im Buckingham-Palast der Opfer. Prinz William, seine Frau Kate und Prinz Harry würdigten zugleich das Verhalten der Bürger von Manchester. Die Stärke, der Anstand und der Gemeinsinn, den diese gezeigt hätten, seien "ein Vorbild für die Welt". Bundeskanzlerin Angela Merkel sicherte Großbritannien im Angesicht des Terrors eine weitere gute Zusammenarbeit auch nach einem EU-Austritt zu: "Gerade an einem Tag, an dem wir der Opfer von Manchester gedenken, wird uns das noch einmal deutlich, wie eng wir miteinander verbunden sind", sagte die Kanzlerin bei einer Veranstaltung in Berlin.

Popstar Grande war angesichts der Ereignisse "am Boden zerstört". "Aus tiefstem Herzen: Es tut mir so leid. Mir fehlen die Worte", schrieb die 23-Jährige auf Twitter. Aus Respekt vor den Opfern sagte die Popband Take That ein für gestern Abend geplantes Konzert in der Nachbarstadt Liverpool ab.

(RP)
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