Persönlich Annette Schavan . . . bekommt Gegenwind

Eigentlich kann nichts mehr schiefgehen für Annette Schavan. Ihre Freundin Angela Merkel hat für die frühere Bundesbildungsministerin einen neuen Job gefunden: Sie soll im Sommer Botschafterin im Vatikan werden. Das Bundeskabinett, der Bundespräsident und der Heilige Stuhl haben zwar noch nicht zugestimmt, doch mit dem Rückhalt der Kanzlerin dürfte die Entsendung der 58-Jährigen nach Rom nur noch reine Formsache sein.

Trotzdem muss Schavan, die als langjährige Ministerin über umstrittene Plagiatsvorwürfe gestolpert war, jetzt wieder Unangenehmes aushalten: Der Personalrat des Auswärtigen Amtes, die Arbeitnehmervertretung im Außenministerium, hat einen Brief an die Leitung des Hauses geschrieben. Darin moniert er, Schavan fehlten die "Eingangsvoraussetzungen für den höheren Auswärtigen Dienst". Das Amt dürfe nicht zur "Versorgungsanstalt" für Politiker werden, zitiert die "Bild"-Zeitung aus dem Schreiben. Wie aus dem Brief hervorgeht, soll die frühere Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Cornelia Pieper (FDP), künftig das deutsche Generalkonsulat in Danzig leiten. "Der gute Ruf und die Professionalität des Auswärtigen Amtes gründen nicht zuletzt auf dem Prinzip, Leiterstellen an Auslandsvertretungen mit Berufsdiplomaten zu besetzen", so der Personalrat.

Gegen Schavans Berufung macht auch eine Gruppe konservativer Katholiken Front. Schavan hatte sich für Reformen in der katholischen Kirche eingesetzt, unter anderem in der Frage des Zölibats. Sie habe als Vizepräsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken in wichtigen Fragen Entscheidungen gegen die Lehre der katholischen Kirche gefällt, so der Vorwurf der Kirchenkonservativen: So habe sie die "Forschungsfreiheit über das Lebensrecht von Embryonen gestellt". Schavan war wegen Plagiatsvorwürfen von der Uni Düsseldorf der Doktortitel aberkannt worden. Dagegen klagt sie. Im März wird der Fall verhandelt.

Birgit Marschall

(mar)
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