Berlin Zwei Frauen über die Rettung ihrer Volksparteien

Berlin · Während Annegret Kramp-Karrenbauer und Andrea Nahles in der Koalition heftig streiten, verströmen sie bei einem Polittalk Harmonie.

Annegret Kramp-Karrenbauer und Andrea Nahles über die Rettung von CDU und SPD
Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Annegret Kramp-Karrenbauer beantwortet die Frage des Abends mit einem klaren Nein. Außerdem lässt sie wissen, dass die Überschrift der Veranstaltung misslungen sei. „Mich stört der Titel ein bisschen“, sagt die CDU-Vorsitzende beim „Polittalk“ von RBB-Inforadio, Süddeutscher Zeitung und Bertelsmann-Stiftung in Berlin. Die Gastgeber wollen von Kramp-Karrenbauer und SPD-Chefin Andrea Nahles wissen: „Retten diese Frauen die Volksparteien?“ „Nein“, erklärt Kramp-Karrenbauer. „Das kann einer allein nicht steuern.“ Eine auch nicht.

Eine Volkspartei sei ein Gesamtkonzert, betont Kramp-Karrenbauer. Sie drückt damit schnell das Thema weg, ob Frauen die besseren Chefs sind. Ein schwieriges Feld für eine Politikerin einer immer noch von Männern dominierten Partei. Zugleich wehrt sie damit ab, für alles allein verantwortlich zu sein, was mit ihrer Volkspartei passiert. Derzeit sind Kramp-Karrenbauers Umfragewerte nicht die besten. Und ihre Wahlergebnisse als Ministerpräsidentin im Saarland von über 40 Prozent sind für die im Bund derzeit bei 30 Prozent liegende CDU nur ein Wunschkonzert.

Frauensolidarität unter Nahles und Kramp-Karrenbauer gibt es aber. „Es ist weniger kompliziert mit Frauen“, sagt Nahles. „Klimatisch“ sei es besser, wenn genügend Frauen dabei seien. Sie sei froh gewesen, dass Kramp-Karrenbauer und nicht Friedrich Merz die Wahl im Dezember gewonnen habe. „Ich habe mich einfach so von Frau zu Frau gefreut.“ Kramp-Karrenbauer sagt Danke gleichfalls. Schließlich ist Nahles die erste Frau an der Spitze der SPD. Nahles beklagt, bei Frauen werde immer noch gefragt: „Kann die das?“ Das habe sie gehört, als sie Generalsekretärin wurde, Arbeitsministerin und Parteichefin. „Die Jungs können das immer alles“, sagt sie ironisch. Kramp-Karrenbauer macht es „aggressiv“, dass sie immer von einer „Lernkurve“ lese, die sie bewältigen müsse.

Von den aktuellen Kämpfen um die Rüstungspolitik in der großen Koalition oder das Klimaschutzgesetz oder die Grundrente ist bei diesem seltenen gemeinsamen öffentlichen Auftritt beider Frauen nichts zu spüren. Sie präsentieren sich als professionelle Partnerinnen, die Kritik nicht persönlich nehmen und an der Stabilität der Regierung interessiert sind. Nahles antwortet nicht auf eine Frage eines Zuhörers, ob die SPD ohne eine Neuwahl Kramp-Karrenbauer als Kanzlerin akzeptieren würde. Darüber habe sie noch nicht nachgedacht. Aber: „Wir wollen nicht auf ewig in der Groko regieren.“ Allerdings liegt die SPD derzeit deutlich unter 20 Prozent.

RBB-Moderatorin Angela Ulrich kommt am Ende noch einmal auf den Ausgangspunkt zurück, auch wenn es Kramp-Karrenbauer nicht gefällt: Retten diese Frauen die Volksparteien? Die 56-Jährige sagt, sie habe nicht das Gefühl, dass die CDU so kurz vor Abgrund stehe, dass sie gerettet werden müsse. Sie widme sich ihrer Arbeit mit aller Kraft und brauche „viele Mitstreiterinnen und Mitstreiter“. Nahles sagt nur: „Ja“.

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