Vergeltungsschlag auf Gaza-Stadt Angriff auf israelischen Bus - zehn Tote

Jerusalem/Gaza/Ramallah (rpo). Bei einem Anschlag auf einen israelischen Bus nahe der jüdischen Siedlung Emanuel im Westjordanland sind am Mittwochabend zehn Menschen getötet worden. Dies berichtete die Zeitung "Haaretz" in ihrer Online-Ausgabe. Weitere 28 Personen seien zum Teil schwer verletzt worden, hieß es unter Berufung auf die Rettungskräfte.

Bei zwei Selbstmordanschlägen im Gazastreifen wurden mindestens vier Israelis verletzt. Damit wurden zunächst alle Bemühungen der USA und der Europäischen Union um eine baldige Waffenruhe zunichte gemacht.

Nach Augenzeugenberichten bombardierten am Abend F-16- Kampfflugzeuge das Hauptquartier der palästinensischen Polizei in Norden von Nablus. Im Gazastreifen, wo sich am frühen Abend zwei Selbstmordattentäter in der Nähe von israelischen Autos in die Luft gesprengt hatten, feuerten die Jets Raketen auf Gebäude der palästinensischen Wasserschutzpolizei und der "Force 17", einer Eliteeinheit, die auch die Leibgarde von Palästinenserpräsident Jassir Arafat stellt.

Aus Furcht vor israelischen Angriffen hatte die Autonomiebehörde zuvor öffentliche Gebäude räumen lassen. In der Stadt Ramallah, dem gegenwärtigen Amtssitz Arafats, fiel der Strom aus.

Zu dem offenbar von langer Hand geplanten Anschlag auf den israelischen Linienbus bekannte sich die so genannte Al-Aksa- Märtyrerbrigade, eine Splittergruppe der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Jassir Arafat.

An dem Feuerüberfall auf den aus Bnei Brak bei Tel Aviv kommenden Bus waren nach Angaben von Augenzeugen mehrere Palästinenser beteiligt. Den Berichten zufolge zündeten die Attentäter offenbar eine schwere Bombe, als der gepanzerte Bus um 17.00 Uhr MEZ an dem Hinterhalt nahe der jüdisch-orthodoxen Siedlung Emanuel, etwa 20 Kilometer nordwestlich von Jerusalem, vorbeifuhr.

Die Täter warfen mehrere Handgranaten auf den Bus, schossen möglicherweise auch Panzerfäuste auf das Fahrzeug ab und feuerten Salven aus Maschinenpistolen auf die Passagiere. Auch drei andere Fahrzeuge, die auf derselben Straße fuhren, kamen unter Feuer.

Die Terroristen feuerten außerdem auf Ambulanzfahrzeuge, die den Verletzten zur Hilfe kamen, sagte ein Polizeioffizier. Sechs der Verletzten wurden in kritischem Zustand in Krankenhäuser der Umgebung gebracht, sagte der zuständige Polizeioffizier Schahar Ajalon vor Journalisten. Unklar war zunächst, ob sich zum Zeitpunkt des Überfalls in dem Bus auch noch ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt hatte.

Kurz vor dem Überfall hatten sich im Gazastreifen zwei palästinensische Selbstmordattentäter nahe den jüdischen Siedlungen Hannei Tal und Neve Dekalim neben zwei israelischen Autos in die Luft gesprengt. Die vier Insassen wurden jedoch nur leicht verletzt.

Israels Ministerpräsident Ariel Scharon rief nach Bekanntwerden des Anschlags auf den Bus Außenminister Schimon Peres und Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser zu Beratungen über eine israelische Reaktion ein.

Die neue Explosion der Gewalt sprengte alle Bemühungen der USA und der Europäischen Union um eine baldige Waffenruhe in dem außer Kontrolle geratenen Konflikt. Nahezu zeitgleich mit dem Anschlag bei Emanuel trafen sich in Tel Aviv der US-Vermittler Anthony Zinni mit den Sicherheitschefs beider Seiten. Israel und die Palästinenser hatten sich unter dem Druck Zinnis und des EU-Beauftragten für Außenpolitik, Javier Solana, am Dienstagabend auf eine 48-stündige Feuerpause verständigt. Damit sollte Palästinenserpräsident Arafat Gelegenheit gegeben werden, eine Reihe von mutmaßlichen Terroristen festzunehmen, die Israel der Vorbereitung von Anschlägen in Israel bezichtigt.

In der Nacht zum Mittwoch hatten israelische Kampfhubschrauber nahe dem Flüchtlingslager der Stadt Chan Junis im Süden des Gazastreifens vier Palästinenser getötet. Bei dem Angriff mit mehreren Raketen wurden nach palästinensischen Angaben 30 unbeteiligte Menschen zum Teil schwer verletzt. Anfang Dezember waren bei zwei schweren Bombenanschlägen in Jerusalem und Haifa 26 Israelis getötet worden.

(RPO Archiv)
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