Privataudienz in Rom Herzliche Töne im Vatikan - Merkel verabschiedet sich von Papst Franziskus

Berlin · Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist auf Abschiedstour. Am Donnerstag hat sie noch einmal eine Privataudienz bei Papst Franziskus. Warum das für die Kanzlerin ein ganz persönlicher Abschied ist.

 Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Mann Joachim Sauer (l.) trifft im Vatikan ein. (AP Photo/Andrew Medichini)

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Mann Joachim Sauer (l.) trifft im Vatikan ein. (AP Photo/Andrew Medichini)

Foto: AP/Andrew Medichini

Angela Merkel reist in den letzten Wochen ihrer Kanzlerschaft quer durch Europa. Der Termin an diesem Donnerstagvormittag in Rom ist dabei einer der Höhepunkte. Papst Franziskus empfängt die Kanzlerin zu einer Privataudienz. Die protestantische Regierungschefin und das Oberhaupt der katholischen Kirche - sie schätzen sich sehr.

Merkel wünschte sich, so hört man, den Papst vor ihrem Abschied aus dem Kanzleramt noch einmal persönlich zu sehen.

Diesmal steht bei der Diskussion auch der Kampf gegen die Klimakrise im Fokus, wie Merkel im Anschluss in einem Saal des Campo Santo Teutonico, des deutschen Friedhofs im Vatikan, erzählt. Sie zeigt sich erfreut über das Engagement des Vatikans auf diesem Gebiet. Es sei für sie „sehr wichtig und ermutigend“, dass dieses Thema auch „vom Heiligen Vater bearbeitet wird“.

Papst Franziskus setzt sich seit Jahren für einen besseren Klimaschutz ein. Zuletzt hatte er mit knapp 40 anderen Kirchenführern einen gemeinsamen Appell an die Weltgemeinschaft vor dem Weltklimagipfel COP26 in Glasgow geschickt.

Merkel war öfter als alle ihre Amtsvorgänger im Vatikan und traf dabei insgesamt drei Päpste. Auch zu Johannes Paul II. hatte Merkel ein gutes Verhältnis. 2003 ging sei mit schwarzem Kopftuch dem bereits sichtlich von der Parkinson-Krankheit gezeichneten polnischen Papst entgegen. Die beiden sprachen 15 Minuten miteinander, die CDU-Politikerin zeigte sich danach tief beeindruckt.

Mit Benedikt XVI., dem deutschen Papst, war die Verbindung nicht ganz so herzlich. Der konservative Theologe aus Bayern und die pragmatische Naturwissenschaftlerin verstanden einander nur begrenzt. 2009 sorgte die Causa Williamson beinahe für einen Eklat: Die päpstliche Aufhebung der Exkommunikation für den britischen Traditionalisten-Bischof, der ohne Wissen des Papstes den Holocaust geleugnet hatte, kritisierte Merkel scharf.

Papst Benedikt XVI. müsse klarstellen, wie der Vatikan zur Diskussion um den Holocaust stehe, hatte Merkel damals bei einer Pressekonferenz gesagt. Sie bewerte im Allgemeinen keine innerkirchlichen Entscheidungen. Hierbei gehe es aber um eine Grundsatzfrage, betonte die Regierungschefin damals.

Die aus dieser Debatte resultierende Verstimmung zwischen den beiden wurde nie restlos überwunden. Vor einem Besuch in Berlin im Jahr 2011 hatte es etwa Irritationen über den Ort des Treffens von Papst und Kanzlerin gegeben. Merkel wollte den deutschen Papst gerne im Kanzleramt empfangen, der Papst präferierte die Nuntiatur in Berlin-Neukölln, seine Botschaft in der Hauptstadt. Die Wahl fiel dann auf einen neutraleren Ort, die Katholische Akademie am Berliner Sitz der Deutschen Bischofskonferenz.

Merkel sagte damals dazu, sie freue sich, dass der Papst „nicht nur in der schönen Nuntiatur ist, die wunderbar ist, sondern auch am Sitz der Deutschen Bischofskonferenz und hier in der Katholischen Akademie, die auch mir persönlich sehr viel bedeutet“. Der damalige Papst-Sprecher ergänzte hinterher, das Gespräch habe in „sehr freundlicher Atmosphäre“ stattgefunden, die Papst-Kritik von Merkel habe die Unterredung „absolut nicht“ belastet - Beobachter sahen das damals anders.

Nach der Wahl Jorge Mario Bergoglios zum Papst jedoch gehörte Merkel am 19. März 2013 bereits zu den frühen Gratulanten unter den Regierungschefs. Schon zwei Monate später kam es zur ersten Audienz. Sie habe Franziskus als „vielseitig interessierten, sehr gut informierten Mann kennengelernt, als einen Geistlichen, der sehr den Menschen und ihren Sorgen zugewandt ist“, sagte Merkel nach dem 50-minütigen Gespräch. Beim nächsten Treffen „gehen wir auf die Piazza und essen eine Pizza", schwärmte sie nach der zweiten Audienz.

Dieses Mal wird es wohl die letzte Privataudienz für Merkel als Kanzlerin sein. Allerdings könnten sich beide schon bei der UN-Klimakonferenz in Glasgow wieder begegnen. Merkel jedenfalls würde es freuen.

(mün (mit kna))
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