Zehn Jahre Papst Franziskus Guter Wille ist nicht alles

Meinung | Düsseldorf · Seit zehn Jahren ist Papst Franziskus das Oberhaupt der Katholiken. In dieser Dekade wollte er die Kirche mehr Bescheidenheit lehren, mehr Nächstenliebe, mehr Empathie für die Schwachen. Doch guter Wille allein reicht oft nicht aus.

Papst Franziskus: Die kuriosesten Momente - 10 Jahre im Amt
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Die kuriosesten Momente von Papst Franziskus

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Foto: dpa/Nathan Denette

Seinen Ruf als Retter der Kirche, ersehnt und vom Himmel geschickt, hat dieser Papst schon lange verloren. Sein Zögern und Zaudern im Reformprozess könnte zu einer Spaltung der deutschen Katholiken führen. Nach zehn Jahren ist die Enttäuschung bei den liberalen Kräften groß. Angetreten als Hoffnungsträger, hat Franziskus nur wenig von dem umgesetzt, was von ihm erwartet wurde. Die Skandale häufen sich, die Macht der Kurie erscheint unangreifbar, die Seelsorge tritt zurück hinter Selbstdarstellung. Der Advokat der Armen, der Streiter für die Notleidenden, für Flüchtende und Kriegsopfer hat viel von seinem Charisma als Glaubensbewahrer eingebüßt. Ans Gute im Menschen hat der Papst zu oft vergeblich appelliert. Die Egoismen in der Kirche hat er zugelassen, angeschlagene Kardinäle – wie Woelki in Köln – lässt er gewähren. Hätte der Papst eine PR-Beratung, müsste die ihm sagen: Die Marke Kirche hat schweren Schaden genommen. Der Marktwert des Katholischen sinkt ins Bodenlose.

Franziskus führt vor Augen, was Führungsschwäche in und außerhalb der Kirche anrichten kann. Die Ahndung der Missbrauchsskandale hätte Stärke erfordert. Er hätte nicht zulassen dürfen, dass sich Vertuschen als vermeintlich oberste Bischofspflicht verfestigte. Wo Offenheit und Zusammenhalt nötig wären, wird – nicht nur beim Synodalen Weg – vor allem gespalten.

Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass guter Wille allein nicht reicht. Zwar konnte dieser Papst mehr bewirken als mancher Vorgänger. Denn endlich debattiert die Kirche bei der Weltsynode wieder. Doch der große Wurf – vergleichbar dem des Zweiten Vatikanischen Konzils – ist kaum noch zu erwarten. Als Benedikt XVI. seine Schwäche wahrnahm, trat er zurück. Franziskus, dem die Last des Amtes sichtlich zusetzt, könnte den Weg frei machen für eine wahre Erneuerung: einen Papst aus Afrika.

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