Umstrittene Klamroth-Beziehung zu Klimaaktivistin Zu diesem Ergebnis kam der WDR-Rundfunkrat

Köln · Der neue „Hart aber fair“-Moderator Louis Klamroth soll seine Beziehung zu Luisa Neubauer gegenüber dem WDR verschwiegen haben. Das Aufsichtsgremium des Senders diskutierte auf Betreiben von CDU- und SPD-Landtagsabgeordneten jetzt den Vorwurf. Zu welchem Ergebnis der Rundfunkrat kam.

Luisa Neubauer, Klimaschutzaktivistin und Mitglied der Fridays for Future Bewegung (Archivfoto vom 07.12.2022) und Louis Klamroth, Schauspieler und Fernsehmoderator für „Hart aber fair“.

Luisa Neubauer, Klimaschutzaktivistin und Mitglied der Fridays for Future Bewegung (Archivfoto vom 07.12.2022) und Louis Klamroth, Schauspieler und Fernsehmoderator für „Hart aber fair“.

Foto: dpa/Skolimowska

Ein umfangreiches Programm hatte sich der Rundfunkrat des WDR für seine Sitzung am Dienstag vorgenommen: Um einen Beitrag zu den Gründen des Ukraine-Krieges und mögliche Verharmlosungen russenfreundlicher Politiker ging es, um eine Meinungsumfrage in den „Tagesthemen“ und das veränderte Konzept der Sendung „Maischberger“. Auch über den Gleichstellungsplan des WDR diskutierten die Mitglieder des 55-köpfigen Gremiums. Der wichtigste Punkt stand allerdings gar nicht ausdrücklich auf der Tagesordnung: Politiker und Politikerinnen von CDU und SPD hatten bemängelt, dass Louis Klamroth, der neue Moderator der politischen Talk-Sendung „Hart aber fair“ seine Beziehung zur Klimaaktivistin Luisa Neubauer während der Vertragsverhandlungen nicht angegeben hatte. Die Rundfunkräte wollten wissen, ob der Journalist damit gegen die Compliance-Regeln der ARD verstoßen habe, die auch für den Kölner Sender WDR gelten. Die sehen nämlich eine strikte Trennung von Dienstlichem und Privaten vor. Sollte der Rundfunkrat die Verheimlichung dieser Beziehung mehrheitlich rügen, dürfte es für Klamroth ziemlich eng werden. Bislang hatte WDR-Intendant Tom Buhrow kein Problem darin gesehen, dass der TV-Moderator sein Verhältnis mit der Klimaaktivistin erst sehr spät öffentlich gemacht habe.

Damit hatte der Fall um den Nachfolger des beliebten „Hart aber fair“-Chefs Frank Plasberg einen neuen Höhepunkt erreicht. Dem WDR geht es nach diversen Affären und unglücklichen Personalentscheidungen um das Renommee, dem TV-Moderator um seine Glaubwürdigkeit und seine Unabhängigkeit. Im Vorfeld der Sitzung gab es Kritik sowohl am Sender wie auch am Moderator, weil ein möglicher Interessenkonflikt nicht ausreichend kenntlich gemacht worden sei.

Louis Klamroth: Moderator bei "Hart aber fair" - Porträt
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Das ist Louis Klamroth

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Foto: ZDF/ZDF/Axel Martens

WDR-Intendant Tom Buhrow wies in der Sitzung die Vorwürfe gegen Klamroth zurück. Es interessiere ihn nicht, mit wem die Protagonisten des WDR-Programms „Tisch und Bett teilen“, sagte Buhrow. Ihn interessiere nur, ob ein verantwortlicher Journalist zwischen Privatem und der Pflicht zur unabhängigen Berichterstattung unterscheiden könne. Diesem professionellen Anspruch sei der TV-Moderator gerecht geworden. Das zeigten auch die bisherigen Sendungen, etwa die jüngste Ausstrahlung am Montagabend zum Thema Klimakrise.

Ähnlich äußerte sich in der Sitzung auch WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn. Er beschrieb noch einmal den Auswahlprozess. Nach einer intensiven Suche und vielen Gesprächen habe es schließlich eine Entscheidung für Klamroth als Nachfolger Plasbergs gegeben. Die habe der Sender Ende August bekannt gegeben. Danach habe der TV-Moderator den WDR über seine Beziehung zur Klimaaktivistin Neubauer informiert. Der Vertrag sei dann am Ende des Jahres unterschrieben worden. Klamroth habe selbst aus Gründen der Transparenz seine bis zu dieser Zeit nicht bekannte Beziehung öffentlich gemacht. „In der Abwägung haben wir uns für den erfolgreichsten Moderator seiner Generation entschieden“, sagte Schönenborn.

Nach Informationen unserer Redaktion kam es danach zu einer Aussprache unter den Mitgliedern des Rundfunkrats. Eine Abstimmung ist danach demzufolge nicht erfolgt, weder eine Rüge, noch ein positives Votum. Allerdings sei das Meinungsbild nach Angaben von Teilnehmern der Sitzung eher einheitlich gewesen: Klamroth dürfe nicht für seine Beziehung zu Neubauer beruflich benachteiligt werden, solange er die Standards der ARD einhalte. Ein Fehlverhalten sahen die meisten nicht. Laut der Geschäftsstelle des Rundfunkrats äußerten einige Mitglieder allerdings Bedenken, dass die Glaubwürdigkeit des Senders, etwa bei Themen des Klimaschutzes, negativ beeinflusst werden könnte.

Fünf CDU-Abgeordnete hatten außerdem in einem Brandbrief Konsequenzen gefordert, weil der Satiriker und WDR-Moderator Jean-Philippe Kindler die CDU auf einer Internet-Plattform als „Feind“ bezeichnet hatte. Kindler hatte die Migrationspolitik der Christdemokraten kritisiert, der es um „ethnische Reinlichkeit“ ginge. Buhrow erklärte, dass diese Passagen die private Meinung Kindlers seien, die er nicht im WDR geäußert habe.

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