Entscheidung in Freiburg In Grundschulen und Kitas ganz auf Fleisch zu verzichten, ist falsch
Meinung · In Freiburg gibt es ab diesem Schuljahr nur noch vegetarisches Essen in städtischen Grundschulen und Kitas. Das hat für viel Wirbel gesorgt. Ganz auf Fleisch zu verzichten, ist falsch. Aber vieles an der vegetarischen Ernährung ist auch sehr richtig.
Am 11. September startete in Baden-Württemberg das neue Schuljahr. Aber bereits im vergangenen Jahr hat es in Freiburg einen aufsehenerregenden Beschluss gegeben, der nun auch die Kinder erreicht: Die Mensen der städtischen Einrichtungen schaffen die Fleisch-Option ab. Ab sofort gibt es in Grundschulen und Kitas der Stadt nur noch ein vegetarisches Einheitsmenü. Damit wird umgesetzt, was der Gemeinderat der Schwarzwaldmetropole im vergangenen Oktober mit grün-linker Mehrheit beschlossen hatte. Die Speisepläne sollen im Laufe des Schuljahrs angepasst werden. Ein Sprecher der Stadt sagte der Deutschen Presse Agentur (dpa): „Unser Ziel ist es, die Schulverpflegung für alle Beteiligten möglichst gesund, nachhaltig und schmackhaft zu machen.“ Zuvor hat es für die Kinder, die das Essensangebot der Einrichtungen nutzten, noch ein Menü mit Fleisch oder Fisch gegeben.
Also heißt es von nun an für Freiburgs Grundschul- und Kita-Kinder: kein Schnitzel, keine Bratwurst und keine Spaghetti Bolognese mehr. Der Beschluss für das vegetarische Einheitsmenü löste überregional eine Kontroverse über richtige Kinderernährung aus. Das Stuttgarter Agrarministerium ging auf Distanz. Peter Hauk (CDU), Minister für Ernährung in Baden-Württemberg, sagte, zu einer ausgewogenen Ernährung gehöre auch Fleisch. Ernährungsexperten wiederum begrüßten die Entscheidung der Freiburger.
Dabei ist Fleisch noch immer sehr beliebt bei Kindern. Laut Verbraucherzentrale leiste Fleisch einen wichtigen Beitrag zur Versorgung mit Eisen und hochwertigem Eiweiß – wichtig in der Wachstumsphase der Kinder. Weiter ist Fisch eine wichtige Quelle für hochwertiges Eiweiß und wichtige Fettsäuren. Trotz alle dem sollte der Fleischkonsum möglichst begrenzt sein. Zwei bis drei Portionen in der Woche genügen. Denn nicht alle Inhaltsstoffe im Fleisch sind gut, grade in den Produkten, die Kinder gerne mögen – wie in der Fleischwurst auf dem Brot.
Außerdem muss man bei dem Beschluss der Stadt Freiburg berücksichtigen, dass die Änderung nur die Kinder betrifft, die die Angebote der schulischen Kantinen in Anspruch nehmen müssen. Laut Auswertungen des Nationalen Qualitätszentrums für Ernährung in Kita und Schule isst bundesweit etwa jeder zweite Grundschüler in der Schule zu Mittag. Etwa 43 Prozent der Schüler essen dabei mindestens einmal pro Woche in der Schule zu Mittag, rund 25 Prozent nutzen das Angebot mindestens dreimal wöchentlich. Rund 44 Prozent der Schülerinnen und Schüler nutzen das Angebot nie.
Fleisch wird zudem teurer, grade das gute. „Bild“ zitiert den Sprecher der Stadt Freiburg: „Damit die Kosten für das Schul-Essen und die Qualität beibehalten werden, muss an anderen Stellschrauben gedreht werden.“ Vegetarische Gerichte mit Produkten aus der Region bleiben in der Masse erschwinglicher. Hülsenfrüchte oder Eier liefern zudem die wichtigen Proteine. Die kooperierenden Caterer in Freiburg wurden von der Stadt mit Workshops zu vegetarischen Speiseangeboten begleitet, heißt es. Zu vegetarischen Gerichten gehört auch Pizza, Nudeln und Tomatensoße, Kartoffeln und Spinat.
Niemand möchte sich sagen lassen, was auf dem Teller landet, das ist klar. Verbotskultur führt zu nichts – auch das ist bekannt. In der Mensa der Schule wurde aber schon immer das gegessen, was auf den Teller kam. Die Münder von Hunderten verschiedenen Schülern zu stopfen, die dann nachher auch alle ausnahmslos zufrieden sind, ist nahezu unrealistisch. Vielmehr kann man die Kinder so an gesunde und nachhaltige Ernährung heranführen, denn nicht in allen Haushalten gibt es die Zeit und die Mittel für ausgewogene Mahlzeiten. Die sollten aber auch Fleisch oder Fisch beinhalten, zumindest an zwei oder drei Tagen in der Woche zur Wahl gestellt werden. So kommen alle auf ihre Kosten.