Diskussion über Fahrtauglichkeit Fahrprüfungen für Senioren? Das sagen unsere Leser

Ältere Menschen am Steuer haben im Schnitt mehr Verkehrsunfälle mit Personenschäden. Sollten solche Autofahrer deshalb ihre Fahrtauglichkeit testen? Unsere Leserschaft ist sich uneins – aber es gibt eine Tendenz.

 Nicht alle Senioren fahren sicher Auto. Regelmäßige Tests zur Fahrtauglichkeit sind derzeit nicht verpflichtend.

Nicht alle Senioren fahren sicher Auto. Regelmäßige Tests zur Fahrtauglichkeit sind derzeit nicht verpflichtend.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Seniorinnen und Senioren verursachen statistisch mehr Unfälle mit Personenschäden als andere Altersgruppen. Zuletzt gab es bei einem Auffahrunfall eines 90 Jahre alten Mannes auf der Rheinkniebrücke mehrere teils schwer Verletzte. Daran entfacht sich erneut die Debatte, ob ältere Menschen uneingeschränkt weiter Autofahren sollten oder dürfen – und inwiefern Fahrprüfungen oder Gesundheitstests für sie sinnvolle Maßnahmen sein könnten.

Unsere Redaktion hat nach der Meinung der Leserinnen und Leser gefragt: Die Positionen in den Kommentarbereichen der Rheinischen Post und bei Facebook liegen dabei zum Teil weit auseinander. In der Tendenz sprechen sich mehr User für eine strengere Überprüfung der Verkehrstauglichkeit aus – aber gegen generelle Fahrprüfungen speziell für Senioren.

Die Fahrtauglichkeit von Autofahrern zu testen, das begrüßen viele Kommentatoren, vor allem in den sozialen Netzwerken. Für eine regelmäßige ärztliche Untersuchung sprechen sich einige User aus – schließlich könne ein allgemeiner Fitnesscheck nicht schaden und Hausärzte könnten die Gesundheit ihrer Patienten in der Regel gut einschätzen. Auch Reaktionstests und augenärztliche Untersuchungen regen mehrere Leser an.

„Dhenea“ schlägt im Kommentarbereich der Rheinischen Post vor, regelmäßige Tests mit der Hauptuntersuchung beim TÜV zu kombinieren: „Das könnte auch alle zehn Jahre generell für Führerscheinbesitzer Regel werden. Denn chronische Krankheiten, Fehlsichtigkeit und Reaktionsschwierigkeiten treffen auch schon die Generation 50+ sehr häufig.“ Mit Blick auf Gesundheitsprüfungen für Senioren in anderen europäischen Ländern fragt zum Beispiel „Rosabetti“: „Warum ist das hier so schwer durchzusetzen? Es geht hier nicht um pauschale Altersdiskriminierung. Es geht darum, ob ältere Fahrer*innen noch zum Beispiel die Reaktionsfähigkeit besitzen, die im immer hektischer und schneller werdenden Verkehr erforderlich ist.“

Auch der Test der Fahrtauglichkeit, etwa als Prüfungsfahrt mit einem Fahrlehrer, findet Zuspruch. „Konstabler 41“ spricht sich für solche Tests aus: „Das hat auch nichts mehr mit Altersdiskriminierung zu tun, sondern dient ausschließlich der Sicherheit anderer Verkehrsteilnehmer.“ „Orinoko76“ findet eine generelle Fahrtauglichkeitsprüfung ab 75 Jahren sogar „unabdingbar“. Viele Kommentatoren fordern in dem Zusammenhang gleich Fahrtests für alle Unfallverursacher. „Aus meiner Sicht ist nicht das Alter entscheidend, sondern Fahrpraxis, Erfahrung und persönliche Eignung. Wenn Prüfungen angeordnet werden sollten, dann für alle Altersgruppen, dann ist auch der Gleichbehandlungsgrundsatz gewahrt“, kommentiert „steven.noah“.

Ähnlich wie dieser Nutzer sprechen sich auch in den sozialen Netzwerken, etwa bei Facebook, vermehrt User für eine Fahrtauglichkeitsprüfung aus. Hans kommentiert beispielsweise: „Ich bin 70 Jahre und sage ja. Autos müssen auch alle zwei Jahre zum TÜV!“. Ähnlich äußert sich Erik, der einen Gesundheitstest ab 65 Jahren fordert: „Ist doch keine Schande. Bus- und Lkw-Fahrer müssen auch ab 55 zum Arzt.“ „Casa-mystica“ merkt an: „Wer noch in der Lage ist, ein Kfz zu fahren, kann einer Prüfung gelassen ins Auge sehen.“

Vor allem bei Facebook aber auch im Kommentarbereich der Rheinischen Post fordern viele Leser eine generelle Überprüfung der Fahrtauglichkeit bei allen Autofahrern, besonders aber bei jüngeren. Alex „fände es sinnvoll, wenn jeder alle paar Jahre zum Test müsste, unabhängig vom Alter“, „JanssenD“ fordert ergänzend, die Fahrprüfungen für Anfänger verschärfen. „Ich stelle sehr häufig fest, dass sich viele junge Leute überschätzen“, schreibt er im Kommentarbereich.

Gleichwohl sind nicht alle Leserinnen und Leser für eine Überprüfung, erst recht nicht für eine altersbezogene. „Wozu? Die Unfallbeteiligung von Senioren ab 64 ist so gering, dass es keinen Grund gibt, medizinische Untersuchungen für sie zu fordern“, findet Joachim bei Facebook. Auch „Labbi“ betont: „Das würde dem Grundgesetz (Gleichheitsgedanke) widersprechen!“ Wie diese Person befürchten einige Kommentatoren eine Diskriminierung, wenn Ältere zur Fahrtauglichkeitsprüfung antreten müssten. Helga findet es „unverschämt, dass einerseits immer länger gearbeitet werden soll, damit die Rente sicher ist, möglichst bis über 70 hinaus, man dann aber die geistige und mentale Gesundheit der über 70-Jährigen bezweifelt.“

Leser „Hottti“ ist zwar für Gesundheitschecks, lehnt konkrete Prüfungsfahrten aber ab: „Nein, das bringt nur eine Momentaufnahme und die Fahrschulen freuen sich.“ Auch möglicher Stress durch unbekannte Prüfungssituationen bringen Nutzer als Gegenargument an. Schließlich seien viele Senioren ohne das Auto immobil – entsprechend viel stünde für sie auf dem Spiel.

„R.G.“ findet bei Facebook daher, dass „eine Überprüfung der Fahrtüchtigkeit auf jeden Fall freiwillig, kostenlos und Sache eines jeden einzelnen“ sein sollte. Wie er appellieren einige an die Eigenverantwortung der jeweiligen Autofahrer, sich im Alter testen zu lassen. Verpflichtende Überprüfungen lehnen sie jedoch ab. Wenige andere Kommentatoren halten die Debatte als solche für überflüssig. „Wir haben jetzt schon ausreichend Baustellen, welche die Gesellschaft spalten. Da brauchen wir nicht noch eine dazu“, findet „yokyok“.

Derzeit gibt es keine spezifischen Konsequenzen für ältere Unfallverursacher. Eine Meldung an die Fahrerlaubnisbehörde erfolge immer dann, „wenn begründete Zweifel an der Fahreignung bestehen“, erklärt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Das könne ein Unfall sein, bei dem es einen Zusammenhang zwischen Unfallhergang und Zweifel an der Fahrtüchtigkeit gibt. Aber auch andere, unfallfreie Auffälligkeiten können eine Meldung nach sich ziehen. Zweifel an der Fahrtauglichkeit könnten dann mit einer MPU ausgeräumt werden. „Das Geschilderte gilt natürlich für alle Altersgruppen“, betont der GDV-Experte Brockmann.

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