Polnische Regierung auf Konfrontationskurs Stimmungsmache gegen Deutschland

Analyse · Mit Reparationsforderungen an Deutschland versucht die rechtskonservative Regierung in Polen patriotische Stimmung zu machen – gegen den Nachbarn im Westen. Im nächsten Jahr wird gewählt, doch es geht auch grundsätzlich um das polnische Selbstbewusstsein. Die aktuelle polnische Führungselite strebt eine andere Europäische Union an.

 Mateusz Morawiecki, Ministerpräsident von Polen (Archivbild).

Mateusz Morawiecki, Ministerpräsident von Polen (Archivbild).

Foto: dpa/Pawel Supernak

Eine gigantische Zahl treibt die rechtskonservative Regierungspartei Polens (PiS) gerade um, wenn es um Deutschland geht: 1,3 Billionen Euro. Auf diese Summe haben polnische Gutachter die Kosten des deutschen Überfalls und der Besetzung Polens im Zweiten Weltkrieg errechnet. Ihr Bericht liegt schon länger vor, doch erst in diesem Jahr hat der Chef der PiS, Jaroslaw Kaczynski, den Jahrestag des deutschen Angriffs auf Polen genutzt, um das Gutachten vorzustellen – und Reparationszahlungen von Deutschland zu fordern. Noch wurde eine entsprechende diplomatische Note nicht übergeben, aber wer in diesen Tagen mit hochrangigen Regierungsvertretern in Warschau spricht, wird an provisorisch aufgestellten Schautafeln vorbeigeschickt: Fotos von zertrümmerten polnischen Städten sind darauf zu sehen, Nazi-Propagandaaufnahmen vom deutschen Überfall auf Polen und Aufnahmen von im Krieg getöteten Kindern. Im Gespräch steht die deutsche Schuld an erster Stelle – noch vor Energiekrise und den Differenzen bei den Waffenlieferungen an die Ukraine. Deutschland habe nach dem Krieg viel Aufbauhilfe erfahren, während Polen Jahrzehnte mit Mangelwirtschaft überdauern musste, lautet die Argumentation. Es sei ein Missverständnis, wenn Deutschland meine, es schulde Polen nichts mehr, die rechtlichen Grundlagen für die Forderungen will man demnächst vorlegen.