NRW-Metropolen verlieren, Dörfer gewinnen Die Stadtflucht kann eine Chance sein

Meinung | Düsseldorf · Ein Bericht der Landesregierung zeigt, dass die Menschen aus den großen Uni-Städten hinausziehen. Welche Gründe das hat und welche Chancen sich daraus ergeben.

Das Leben in einem Dorf wirkt auf viele Städter verlockend (Archiv).

Foto: dpa-tmn/Nicolas Armer

Die Ursachen dafür, dass es immer mehr Menschen aus den Großstädten aufs Land zieht, sind vielfältig. Zum einen wären da die direkten Folgen der Pandemie: Der durch Corona befeuerte Digitalisierungsschub wirkt nach und hat für viele zu einer Entkopplung von Wohn- und Arbeitsplatz geführt.

Selbst das Land hält sich zugute, dass es etwa bei der Steuerfahndung deshalb eine Rekordstellenbesetzung hinbekommt, weil die Fahnder aus ihren Heimatregionen heraus agieren können.

Zugleich hat in den Großstädten die Nachfrage nach Wohnraum die Mieten trotz Bremsmechanismen in schwindelerregende Höhen steigen lassen. Beim erschwinglichen Wohnraum passierte viel zu lange viel zu wenig.

Gerade steigt zwar die Nachfrage bei den Projektierern nach staatlichen Förderungen für mietpreisgebundenes Wohnen. Von den Zahlen allerdings, die tatsächlich nötig wären, ist man noch weit entfernt. Hinzu kommt, dass das kulturelle, kulinarische und sportliche Angebot in den Städten zwar besser sein mag. Doch wenn man mit jungen Großstadtfamilien über deren Sorge bei der Betreuungsplatz- oder Schulsuche spricht, relativieren sich diese Vorteile schnell.

Für den ländlichen Raum sind die Zuzugszahlen eine gute Nachricht. Noch vor ein paar Jahren wurde gemutmaßt, dass dort künftig nur noch Senioren anzutreffen seien. Apothekensterben, Hausärztemangel, Postfilialschließungen, kilometerlange Anfahrten zum Supermarkt: All dies könnte nun – die richtigen politischen Rahmenbedingungen vorausgesetzt – doch abgewendet werden.

Wirtschaftlich starke Regionen wie das Münsterland oder auch Ostwestfalen dürften angesichts der Trendumkehr frohlocken – dort war man schließlich durch die jahrelange Landflucht längst von der Vollbeschäftigung in den Fachkräftemangel gewechselt.