„Esst Fleisch“ Naturschützer warnt vor veganer Ernährung – hat er recht?

Meinung | Düsseldorf · Der frühere Präsident des bayerischen BUND hält wenig von einem Totalverzicht auf Fleisch und tierische Produkte. Warum das Leitbild einer veganen Ernährung das Klima schädigt und die Artenvielfalt reduziert.

 Kühe weiden im Tal von Rettenberg vor schneebedeckten Bergen. Wiesen und Weiden sind große Klimareservoirs.

Kühe weiden im Tal von Rettenberg vor schneebedeckten Bergen. Wiesen und Weiden sind große Klimareservoirs.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Es lässt aufhorchen, wenn ein früherer Präsident des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND) die vegane Ernährung als Leitbild ablehnt. Der Forstwissenschaftler Hubert Weiger, einer der bekanntesten bayerischen Naturschützer, macht sich ausdrücklich für die Viehwirtschaft in seiner Heimat stark. „Esst Fleisch und trinkt Milch“, ruft er seine Anhänger auf. Hintergrund: Die Jugend des BUND Bayern will nur noch vegane Speisen bei ihren Treffen. Nein, sagt der Ehrenpräsident der Organisation. Das schädigt Klima und die Artenvielfalt.

Die Gründe, die der renommierte Naturschützer vorbringt, sind erwägenswert. Kühe sind hierzulande neben Schafen und Ziegen die einzigen Nutztiere, die über das Wiederkäuen Gras als Nahrung nützen können. Gerade aber Wiesen und Weiden gelten als großes Reservoir zu Senkung des CO2-Gehalts in der Luft. Ohne eine funktionierende Weidewirtschaft würden laut Weiger diese Kulturlandschaften verschwinden – und mit ihnen die viele Nutztierrassen. Denn ohne Kühe würden die Weiden versteppen oder müssten künstlich als Parklandschaften erhalten werden. Als landwirtschaftliche Nutzfläche würden sie damit ausfallen. Ein veganes Leitbild als Handlungsanleitung für alle wäre vor dem Hintergrund des Klimawandels und des Artensterbens jedenfalls kontraproduktiv.

Der Forstwissenschaftler kennt sich aus in Sachen Natur wie nur wenige. Seine Argumente lassen sich also nicht einfach beiseite wischen. Gerade die extensive Viehhaltung in Bayern und anderen Bundesländern auf großen Flächen widerspricht auch nicht dem Tierschutz, selbst wenn das Vieh im Winter im Stall bleibt. Das ist etwas ganz anderes als die „Tierfabriken“ etwa in Niedersachsen oder Dänemark.

Wer vegan leben will, hat allen Grund dazu und soll das auch tun. Auch Tierliebe und die Ablehnung von industrieller Landwirtschaft mag dazugehören. Und richtig ist auch, dass wir viel zu viel Fleisch aus Massentierhaltung essen. Aber für das Leitbild einer völlig fleisch- und tierlosen Ernährung für alle müssen auch mögliche Nachteile einer veganen Ernährung diskutiert werden. Das macht der frühere BUND-Chef deutlich. Es hat sich in dieser Hinsicht auch viel geändert. In der Vergangenheit haben immer mehr Landwirte die artgerechte Haltung entdeckt, setzen auf biologische Methoden und leisten ihren Beitrag für die Erhaltung von ökologischen Kulturlandschaften und Klimasenken.

Das kann man durchaus mit einem Konsum der Milchprodukte und einem maßvollen Fleischgenuss honorieren. Vor allem, wenn es dann auch noch so gut schmeckt.

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