Kolumne „Gott und die Welt“ Einheit in der Vielfalt

Meinung · Bei der Verkündung des Korans durch den Propehten Mohammed wird deutlich: Der Islam baut auf jüdischen und christlichen Traditionen auf. Das ist bis heute spürbar – wenn auch mit einigen Eintrübungen.

 Ein Blick in die Heilige Schrift des Islam: Der Koran.

Ein Blick in die Heilige Schrift des Islam: Der Koran.

Foto: dpa

Es ist das Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Zu diesem Anlass haben Rabbiner Walter Homolka und ich das Buch „Umdenken!“ veröffentlicht. Betreffend das Verhältnis Mohammeds zum Judentum wurde mir klar, dass die ganze Verkündigung Mohammeds auf dem Judentum aufbaut. Im Koran finden die Gottesvorstellung des Alten Testaments und der späteren jüdischen Tradition und Liturgie ihren Widerhall als Teil von Mohammeds Botschaft.

Diese starke Anlehnung an das Judentum dient in der mekkanischen Phase als wichtiges Zeugnis für die Wahrheit der Verkündigung Mohammeds. Hierbei zieht der Koran eine Parallele zwischen Moses und Mohammed. Beide wurden verspottet und verfolgt, aber wie Moses und seine Anhänger können Mohammed und seine Anhänger mit einem ähnlichen befreienden Ausgang rechnen. Etwas zugespitzt kann man sagen, dass das Judentum eine Grundlage für den Islam war.

Die Anfangszeit der Verkündigung des Korans durch Mohammed war geprägt durch Themen, die wir auch in der jüdischen Tradition finden, wobei von einer buchstäblichen Übernahme aus jüdischen Quellen nicht die Rede sein kann. Und dennoch bewegt sich der Koran nach Themenstellung und Inhalt in die Richtung der jüdischen Überlieferung.

Mohammed war es wichtig, in einer Linie zur jüdischen, aber auch zur christlichen Tradition wahrgenommen zu werden. Er beabsichtigte keinen Bruch mit den religiösen Traditionen eines Judentums, das zu jener Zeit in Arabien stark verbreitet war, vielmehr würdigte er diese Tradition und wollte sie für seine Verkündigung fruchtbar machen.

Nach der Auswanderung Mohammeds nach Medina kam es zu politischen Brüchen mit einigen jüdischen Gruppen, allerdings nicht zu religiösen. Es galt weiter der Grundsatz: Einheit in der Vielfalt monotheistischer Traditionen. Daher versteht sich der Islam auch heute in einer monotheistischen Linie mit dem Judentum und dem Christentum, allerdings getrübt durch den Nahostkonflikt.

Unser Autor ist Islamwissenschaftler an der Universität Münster. Er wechselt sich hier mit der Benediktinerin Philippa Rath, der evangelischen Pfarrerin Friederike Lambrich und dem Rabbi Jehoschua Ahrens ab.

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