Einsatz für die Natur in Afrika Ranger in Ghana riskieren ihr Leben für den Artenschutz
Adwuofua/Düsseldorf · Der Bia-Nationalpark in Westafrika ist ein einzigartiges Bioreservat unter Unesco-Schutz. Doch es ist durch Wilderer und Landwirtschaft gefährdet. 22 Ranger stellen sich den Kriminellen entgegen — und riskieren dafür oft auch ihr Leben.
Sie sehen sich als Pioniere des Artenschutzes. Die 22 Ranger des Bia-Nationalparks in Ghana kämpfen für die Tiere und Pflanzen in diesem einzigartigen Reservat im westafrikanischen Regenwald. Einer von ihnen ist Henry Ossei Amoanu (25). Er ist Wildhüter der ghanaischen Wildlife Division, wobei das englische Wort „Officer“ eher dessen Tätigkeit trifft. Denn seine Einheit, die vom Staat mit Polizeibefugnissen ausgestattet ist, steht in einem ständigen Kampf mit unbefugten Eindringlingen in dieses wertvolle Biotop. „Ich bin vom Vorteil der Natur überzeugt“, sagt der gelernte Biologe. Und wie seine Kolleginnen und Kollegen riskiert er dafür manchmal sogar sein Leben.
Die Ranger, die sich auf fünf Camps im rund 300 Quadratkilometer großen Wildreservat verteilen, haben einen harten Job. Oft sind sie in tagelangen Patrouillen im Regenwald unterwegs, müssen sich einen Weg durch den teilweise noch unberührten Dschungel bahnen. Sie übernachten in Zelten und tragen neben viel Gepäck auch immer Waffen bei sich. Denn ihre wichtigste Aufgabe neben der Beobachtung und Pflege der Natur ist die Abwehr von Wilderern, die ebenfalls oft bewaffnet sind. Treffen die Wildhüter auf die ungebetenen Eindringlinge, müssen sie diese entwaffnen und verhaften. Dabei kann es schon mal zu Schießereien kommen.
Der Staat Ghana hat für seine Ranger eine hochwertige Ausbildung verpflichtend gemacht. Wer Mitglied in der Wildlife Division werden will, muss ein Abitur vorweisen und sollte auch über eine handwerkliche oder technische Ausbildung verfügen. Officer wie Ossei Amoanu können nur Personen mit einem abgeschlossenen Studium der Biologie oder der Forstwirtschaft werden. Dafür ist den Rangern eine dauerhafte Beschäftigung garantiert. Sie erhalten umgerechnet 92 Euro Monatslohn, was für Ghana überdurchschnittlich ist.
Für das Land ist der Nationalpark, der unter dem Schutz der Unesco-Bioreservate steht, ein Prestigeobjekt. Denn der Tierreichtum mit 63 seltenen Säugetierarten, darunter Elefanten, Leoparden, Antilopen und zehn Primatenarten, aber auch mit einer faszinierenden tropischen Vogelwelt ist einzigartig in Westafrika. Und gefährdet zugleich. Weil Kakao-Farmer nach der Ernte für Monate keinen geregelten Lebensunterhalt beziehen, gleichen sie ihr Haushaltseinkommen durch Fleisch aus dem Naturpark aus. Auch die Schuppen des Pangolin sind begehrt, in Einzelfällen werden sogar Elefanten wegen des Elfenbeins gejagt. Viele Chefs von Großfamilien in diesem Gebiet betrachten den Park als ihr Terrain, in dem sie frei jagen und anbauen dürfen. Da kommt es öfter zu gewalttätigen Konflikten.
Für die Ranger heißt das, sie müssen wie Polizisten ein ständiges Waffen- und Ausdauertraining absolvieren. Der junge deutsche Schulabsolvent Paul Bösinger, der mit dem Deutschen Pädagogischen Austauschdienst ein Freiwilliges Jahr in Ghana verbringt, hat zusammen mit den Rangern eine dem Regenwald angepasste Fitnesshütte in Eigeninitiative gebaut. Er hat dafür in seiner Heimat Hamburg Geld gesammelt. Für die Wildhüter ist ein solches Haus Übungs- und Sozialort zugleich. Man kann sich ertüchtigen, aber auch über die Arbeit und die jüngsten Erlebnisse reden. Die Ranger sind eben Pioniere, auch in Sachen eigener Fortbildung. Und Spenden aus dem Ausland über diesen Link sind natürlich willkommen.