Fachkräftemangel in NRW Zuwanderung allein ist keine Lösung

Meinung · Rund 1,5 Millionen Menschen müssten jährlich nach Deutschland einwandern, um die Lücke an qualifizierten Fachkräften zu schließen. Das ist nicht zu schaffen. Doch es gibt auch Alternativen.

Ein Mann arbeitet bei einem Rundgang über die Internationale Handwerksmesse (IHM) in München an einem Messestand an einem Stromkasten. Vor allem das Handwerk klagt über fehlende Fachkräfte.

Ein Mann arbeitet bei einem Rundgang über die Internationale Handwerksmesse (IHM) in München an einem Messestand an einem Stromkasten. Vor allem das Handwerk klagt über fehlende Fachkräfte.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Es ist eine Krise mit Ansage. Weil die geburtenstarken Jahrgänge jetzt mehr und mehr in Rente und Pension gehen, entsteht eine gewaltige Lücke am Arbeitsmarkt. Das gilt besonders für das Industrieland Nordrhein-Westfalen, das die Probleme Deutschlands wie unter einem Brennglas zeigt. Zu Recht weisen deshalb Wirtschaftsverbände, Unternehmen und Gewerkschaften auf diesen Mangel hin. Fast überall werden Fachkräfte und auch Hochschulabsolventen mit technischem und naturwissenschaftlichem Rüstzeug fehlen. Jetzt wird der Ruf nach Einwanderung – vor allem von hoch qualifizierten Arbeitskräften – besonders laut. Ein modernes Fachkräfte-Zuwanderungsgesetz soll her.

Das ist richtig, verdeckt aber etliche hausgemachte Probleme. Natürlich lässt sich die Demografie nicht ändern. Es gibt aber auch noch hierzulande viele Menschen, Migranten wie Einheimische, die bei einer guten Ausbildung wenigstens einen Teil der Lücke füllen könnten. Bei besserer Vereinbarkeit von Beruf und Familie würden auch mehr Frauen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Das geht aus Umfragen hervor. Nicht zuletzt kann man den Unternehmen durchaus zumuten, die Löhne der Fachkräfte zu erhöhen und die Arbeitsbedingungen attraktiver zu gestalten.

Hier sind zunächst diese Hauptanstrengungen zu leisten, bevor Deutschland den weltweiten Arbeitsmarkt abgrast. Dass jährlich 1,5 Millionen ausländische Fachkräfte nach Deutschland kommen sollen, wie die Wirtschaftsweise Veronika Grimm vorschlägt, ist praxisfern. Zum einen werden so viele Hochqualifizierte nicht kommen. Zum anderen: Wenn wir diese Menschen dann doch selbst ausbilden müssen, werden die Integrationskosten gewaltig sein. Denn dann werden auch viele dabei sein, die es wohl eher nicht schaffen bei uns. Zuwanderung ist gut, sie löst aber längst nicht alle Probleme.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort