Gymmick gewinnt Deutschen Karikaturenpreis „Das Zeichnen ist für mich ein Ventil“

Düsseldorf · Gymmick alias Tobias Hacker ist der Preisträger des Deutschen Karikaturenpreises 2022. Im Gespräch mit der Karikaturistin Dorthe Landschulz redet er über Wertschätzung und Humor in Krisenzeiten.

Das sind die Gewinner des Deutschen Karikaturenpreises 2022
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Das sind die Gewinner des Deutschen Karikaturenpreises 2022

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Foto: Gymmick

Etwas zu gewinnen, ändert selten etwas an der Karriere eines Karikaturisten, sagt Dorthe Landschulz, die selbst Cartoonistin ist. Und doch können Preise für den Moment glücklich machen, sagt Gymmick – er ist auch Karikaturist und weiß, wovon er spricht. Denn beim Deutschen Karikaturenpreis 2022 in Düsseldorf hat der Künstler für seine Arbeit den Geflügelten Bleistift in Gold gewonnen. Geehrt zu werden für die Arbeit, die er macht – die harte, brutale Wahrheit aufs Papier zu bringen – bringt Wertschätzung für ihn als Künstler und zeigt ihm, dass die Menschen mögen, was er macht. Sonst bleibt das oft aus – wenn Menschen seine Cartoons vor allem beim Zeitunglesen oder im Internet sehen. Ganz weit weg vom Künstler, der die Bilder mit den absurden Situationen erst geschaffen hat. Und der dann gar nicht mitbekommen kann, wie die Menschen lachen über die urkomischen Situationen, die er mit seinen Zeichnungen erzeugt.

„Deshalb sind Preise auch toll“, sagt Dorthe Landschulz. Beim Deutschen Karikaturenpreis 2022 in Düsseldorf hat sie zwar selbst keinen Preis erhalten, dafür aber einen überreicht. An einen Newcomer und jemanden, der noch unbekannt im Karikatur-Geschäft ist: Madig & Vulgaire, oder, mit bürgerlichem Namen: Andreas Röhrbock aus Wien, geboren 1990. Mit der Auswahl der Jury war sie sehr zufrieden, sagt die Karikaturistin nach der Verkündung der Gewinner – gewonnen haben außerdem Huse alias Björn Ciesinkski aus Hamburg und Dominik Joswig.

„Ich bin überglücklich“, sagt der Gewinner des goldenen Bleistift nach der Verleihung, zwischen Treppenabgang im Düsseldorfer Schauspielhaus und Freudentaumel nach seinem Preisgewinn, bevor er überhaupt die Chance hat, die vielen Gratulationen seiner Kollegen anzunehmen. Und aus dem Lächeln kommt er dabei kaum heraus, muss erstmal Luft holen und atmen, wahrscheinlich schießen ihm viele Gedanken gleichzeitig in den Kopf, was er nun alles tun, mit wem er sprechen und wem er danken will. Vielleicht auch eine neue Karikaturidee. Das alles mit dem goldenen geflügelten Bleistift in seiner Hand, der ihn auch zuhause in Nürnberg an seinem Schreibtisch und überall da, wo er Ideen für seine geschliffenen Bilder hat, daran erinnern wird: Seine Arbeit wird gesehen und wertgeschätzt – auch oder vor allem, weil sie in die tiefen Abgründe der Menschheit führt und trotzdem witzig ist. Und die Karikatur mit der er gewonnen hat, macht genau das aus.

Im Bild von Gymmick ist ein Schützengraben das Zentrum des Humors. Ein russischer und ein ukrainischer Soldaten liegen sich darin bewaffnet gegenüber, hinter ihnen fliegen Bomben. Und die beiden erkennen sich erst und fragen dann gegenseitig „Boris Popova???“ und “Sascha Rebrov?!!“. Sie erinnern sich an einen gemeinsamen Schüleraustausch im Jahr 2011. Eine Zeit, in der die beiden Länder noch nicht gegeneinander gekämpft haben und in der die zwei Soldaten eher so etwas wie Freunde waren. Eine Situation, die so absurd ist, aber in der Vorstellung möglich, dass Betrachter eigentlich gar nicht anders können, als zu schmunzeln. Lachen über eine Tragik, die fast nicht zu überbieten ist.

„Das Zeichnen ist für mich ein Ventil“, sagt Gymmick. Ein Ventil, die schlimmen Seiten dieser Welt festzuhalten und aus dem traurigen doch noch etwas lustiges zu kitzeln. „Mein Arzt sagt immer: Es ist wichtig, dass ich gesund bleibe“, verrät Gymmick. „Damit ich die Menschen zum Lachen bringen kann.“ Mit seinem Cartoon für den Deutschen Karikaturenpreis hat er das bei vielen geschafft.

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