Deutscher Karikaturenpreis Düsseldorf – ein Tag Hauptstadt des Humors

Düsseldorf · Der Deutsche Karikaturenpreis 2022 wird am 25. September am Rhein verliehen. Begleitet von einem interessanten Rahmenprogramm treffen sich die Besten der Branche in der Landeshauptstadt.

Das Cover des Katalogs zum Deutschen Karikaturenpreis.

Das Cover des Katalogs zum Deutschen Karikaturenpreis.

Foto: Deutscher Karikaturenpreis

Der Kabarettist Florian Schroeder bringt es auf den Punkt. „Karikaturisten haben den Vorteil, dass sie mit Bildern arbeiten können“, meint der aus Lörrach stammende Satiriker. Und Bild schlägt Text. „Bei Karikaturen und Cartoons kommen der Bildwitz und der Wortwitz zusammen. Im besten Fall kann man doppelt lachen.“

Mehr Lob geht kaum. Und der textsichere Schroeder muss es wissen. Am 25. September ehrt er die vier Besten des diesjährigen Deutschen Karikaturenpreises im Düsseldorfer Schauspielhaus, dessen größter Künstler Gustav Gründgens in seinen Rollen zuweilen selbst karikierend aufgetreten ist, aber auch „Opfer“ der Zeichner wurde. Der renommierte Preis, den die Rheinische Post gemeinsam mit der Sächsischen Zeitung aus Dresden und dem Bremer Weser-Kurier organisiert und ausrichtet, kommt zum ersten Mal ins Rheinland, das als Humor-Region Nummer eins in Deutschland eigentlich schon viel früher hätte Austragungsort sein müssen. Das Motto heißt „Lass mich in Frieden“, passend für die turbulenten Zeiten, vor denen manche am liebsten reiß aus nehmen würden. Das Thema sprach viele Zeichner und Zeichnerinnen an. Unter den 680 Karikaturen in der engeren Auswahl waren auch solche von namhaften Künstlern wie Elias Hauck und Dominik Bauer, Achim Greser und Heribert Lenz oder Heiko Sakurai.

Das Schauspielhaus ist eine angemessene Kulisse für die Veranstaltung. Der Raum bietet vielen Interessierten Platz. Und das Publikum erwartet neben den provokativen und treffenden Cartoons und Zeichnungen auch ein attraktives Rahmenprogramm. Zusammen mit dem Kabarettisten Schroeder führt die RP-Podcasterin und Redakteurin Helene Pawlitzki durch die Veranstaltung. Unterhaltung kommt auch vom Damen-Streichquartett Manon & Co. aus Stuttgart, die statt klassischer Musik lieber Jazz, Evergreens, Musical-Melodien und Pop-Hits spielen. Dabei sind alle vier klassisch ausgebildet, haben aber ihr Repertoire radikal umgestellt.

Eleganz und Magie verbreitet das Schattentheater Mobilés, das eine alte Technik mit Einsatz von Licht und Effekten auf ein ganz neues Niveau hebt. Für eine Matinée ist also alles geboten – Humor, Satire, eine beschwingte Moderation und verschiedene Kultur-Acts, insgesamt ein ungewöhnliches Spektrum.

Im Mittelpunkt stehen indes der Preis und die zeichnenden Künstler. Unruhige Zeiten sind Hochzeiten für Satiriker und Karikaturisten. „Wir sind Profiteure des Negativen“, gibt Humor-Experte Schroeder unumwunden zu, ohne den Sinn für den Ernst der Situation zu verkennen. Doch diese Pausen, die fundamentale Krisen auch mal von ihrer tragikomischen Seite zeigen, sind einfach nötig.

Die jährliche Veranstaltung hat inzwischen Tradition. Zum 23. Mal wird sie nun ausgetragen, dotiert sind die Auszeichnungen mit insgesamt 11.000 Euro. Rund 250 Künstlerinnen und Künstler haben über 1100 Zeichnungen eingesandt, eine Auswahl von 680 Werken hat eine zehnköpfige Jury aus namhaften Experten gesichtet und dann schließlich vier Sieger ausgewählt. Es gibt den Geflügelten Bleistift in Gold, Silber und Bronze sowie den Newcomer-Preis.

Im vergangenen Jahr erhielt Olaf Schwarzbach (56) den Geflügelten Bleistift in Gold für seine Anspielung auf die politische Korrektheit. „Mohrrübe sagt man nicht! Das heißt Karotte“ steht unter einer Karikatur, die eine große und eine kleine Kartoffel zeigt, die an einer eleganten Karotte vorbeilaufen. Ähnlich unkorrekt ist der zweite Preis des Cartoonisten Kai Flemming (57), in dessen Bild eine Kellnerin einen afrikanischen und chinesischen Gast das Essen bringt und alle Vorurteile über diese Menschen darstellt. „Ich bediene rassistische Klischees“, sagt die Kellnerin.

Bei den Einsendungen, die es in den Katalog und dann auch in die Shortlist geschafft haben, überwiegen die Themen wie Krieg in der Ukraine, Krieg gegen das Klima, den Geschlechterkrieg, aber auch der tägliche Kleinkrieg – wo es um das bisschen häuslicher Frieden geht. Aber keine Angst, es wird bei der Verleihung zwar gelegentlich zynisch und böse, aber durchgängig friedlich zugehen. „Lass mich in Frieden“ ist der kategorische Imperativ.

Sie sind eben ein spezielles Völkchen, die Zeichner, Humoristen und an der Wirklichkeit Verzweifelnde. Am Abend vorher trifft sich übrigens die Speerspitze der Zunft an einem geheimen Ort in Düsseldorf, um den täglichen Wahnsinn zu teilen. Die Höhepunkte sind da eher intern. Etwa als im Jahr 2015 der Chef des Frankfurter Caricatura Museums den Cartoonisten des „Stern“ eine Ausstellung ein Jahr später versprach und den Vertrag auf einem Tischtuch besiegelte. Die Rechnung von 27 Euro für den Schaden zahlte der Veranstalter. Aber die Ausstellung fand tatsächlich statt.

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