Der „Trump mit Gehirn“ DeSantis-Bewerbung wird zur Lachnummer

Meinung | Washington · Der Absturz des republikanischen Senkrechtstarters auf Twitter stellt infrage, ob Ron DeSantis reif für einen Auftritt auf der nationalen Bühne ist. Der Gouverneur von Florida hat mehr als einen Fehler begangen.

 Ron DeSantis verkündete seine Kandidatur als Kandidat der Republikaner für die Präsidentschaftswahlen 2024 via Twitter.

Ron DeSantis verkündete seine Kandidatur als Kandidat der Republikaner für die Präsidentschaftswahlen 2024 via Twitter.

Foto: AP/John Raoux

Das Versprechen des frisch erklärten Präsidentschaftskandidaten an die Republikaner lässt sich in Schlagzeilen zusammenfassen. Mit ihm bekämen sie einen „Trump mit Gehirn“. Er biete „Trumpismus ohne Drama“ an, empfehle sich durch „Effizienz statt mangelnder Disziplin“ und ersetze ein 74-jähriges Auslaufmodell mit einem dreißig Jahre jüngeren Siegertyp. Der Wahlkampfstart mit Elon Musk auf Twitter-Spaces sollte diese Botschaft verstärken: Achtung, hier kommt ein kompetenter Herausforderer, der das Weiße Haus zurückerobern kann.

Der vermeidliche PR-Coup auf der Spielwiese, die Donald Trump 2016 erfolgreich als Startrampe für seinen politischen Aufstieg genutzt hatte, erwies sich für DeSantis als Flop. Der Gouverneur von Florida machte sich sprichwörtlich zur Lachnummer. Und wirft Zweifel an seinem wichtigsten Abgrenzungsmerkmal zum Drama-König aus Mar-a-Lago: Dass er weiß, was er tut. Kompetent, zielstrebig und innovativ.

Die Sendepause auf Twitter-Space steht für das Gegenteil.

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Foto: dpa/Jane Barlow

Was eigentlich war überhaupt so neu daran, ein Audio-Interview im Internet zu geben? Das nennt man Radio und steht seit Entdeckung der Kurzwellen-Frequenz 1896 für die Übertragung auf lange Distanzen zur Verfügung.

Wusste der Gouverneur nicht, dass der Kurznachrichtendienst seit den Massenentlassungen nach der Übernahme durch den exzentrischen Milliardär hauptsächlich durch technische Pannen glänzte?

Und wie konnte er glauben, dass eine Audio-Botschaft mitreißender ist, als millionenfach in die Wohnstuben übertragene Fernsehbilder eines Live-Auftritts vor enthusiastischen Anhängern etwa in seiner Heimatstadt Dunedin?

Das Desaster zum Wahlkampfauftakt reiht sich ein in eine hausgemachte Serie aus Pleiten, Pech und Pannen, mit denen DeSantis das Argument selbst unterminierte, er sei der bessere Kandidat für die „Make-America-Great-Again“-Partei.

Ohne Not legte sich der Gouverneur mit dem größten Steuerzahler und Arbeitgeber des Sonnenstaates an, weil sich Disney+ gewagt hatte, die Diskriminierung sexueller Minderheiten in Florida zu kritisieren. Dafür stehen jetzt 17 Milliarden Dollar an Investition auf dem Spiel. Die erste Milliarde ist bereits gestrichen. So viel zu der Behauptung, mit Nüchternheit zu regieren.

Dann sorgte DeSantis nach seiner triumphalen Wiederwahl im November für eines der schärfsten Abtreibungsverbote in den USA. Glaubt er im Ernst, die von ihm betriebene Sechswochenfrist sei eine Wahlempfehlung für die Frauen im suburbanen Amerika? Verglichen damit sehen die Positionen Trumps zur Abtreibung fast moderat aus. So viel zum Thema Wählbarkeit.

In Erinnerung kommt auch der politische Stunt, für den er das Schicksal von Flüchtlingen missbrauchte. Mit dem Geld der Steuerzahler in Florida flog DeSantis zwei Flugzeuge voll mit Asylsuchenden von der Grenze in Texas nach Martha’s Vineyard. Als er dann verklagt wurde, änderte er mit den republikanischen Supermehrheiten im Staatshaus kurzerhand das Gesetz. So viel zu dem Versprechen, kein Drama zu machen.

Ron DeSantis bei der Unterzeichnung des Gesetzes, das die staatliche Finanzierung von Diversitäts-, Gleichberechtigungs- und Inklusionsprogrammen an öffentlichen Universitäten Floridas verbietet.

Ron DeSantis bei der Unterzeichnung des Gesetzes, das die staatliche Finanzierung von Diversitäts-, Gleichberechtigungs- und Inklusionsprogrammen an öffentlichen Universitäten Floridas verbietet.

Foto: AP/Douglas R. Clifford

Tatsächlich inszeniert DeSantis seinen Feldzug gegen das „woke“ (erleuchtete) Amerika nach dem Vorbild des Mannes, dem er die Präsidentschaftskandidatur streitig machen will. Nur schlechter, weil dem knochentrockenen Gouverneur der Unterhaltungswert fehlt.

Der Fehlstart in den Vorwahlkampf sollte nicht dazu verleiten, das Rennen um die Nominierung für beendet zu erklären. Zumal auf Trump ganz andere Herausforderungen warten, falls er in Georgia und Washington angeklagt werden sollte. Zudem sind die ersten Vorwahlen im Februar 2024 noch politische Lichtjahre weit entfernt. Aber das Twitter-Desaster hat in den Blick gerückt, wie verschroben das Narrativ des Ron DeSantis ist.

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